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(Wgl.) Re: BDB und DBI
Liebe INETBIBler,
weitergeleitet ein Diskussionsbeitrag von Ruediger Pfeil zu der
Stellungnahme der BDB-Mitgliedsverbaende "BDB und DBI" und
zu der Diskussion um das Konzept einer neuen zentralen
Serviceagentur fuer die deutschen Bibliotheken in dieser Liste.
Gruesse aus Berlin,
Ingrid Strauch
Dokumentation der gesamten Diskussion:
http://www.dbi-berlin.de/dbi_ber/dobi/dobinet/schnell.htm#eigen
------- Weitergeleitete Nachricht folgt -------
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To: "Forum oeffentliche Bibliotheken" <FORUMOEB _at__ hbz-nrw.de>
Subject: Re: BDB und DBI
Date: Wed, 19 Jan 2000 11:10:30 -0500
Liebe Kolleginnen un Kollegen,
zwar hatte mir der zustaendige Abteilungsleiter in der Berliner
Senatsverwaltung fuer Wissenschaft, Forschung und Kultur
Dr. Ulrich Klopsch am 13.08.99 auf meine Kritik der DBI-Aufloesung
hin lapidar mitgeteilt "it's no use crying over spilled milk",
und hatte damit leider recht, doch die Antwort, dass vergossene
Milch immer noch besser sei als ranzige Butter, konnte ich mir
dann doch nicht verkneifen.
Die Kollegen Bernhard Nowak, Hans Wagner und Peter Borchardt
stellen dem etwas abgeschlafften bibliothekarischen Berufsstand
die unangenehme Frage, wie es zum berufsapathischen Verhalten im
Zusammenhang mit der DBI-Abwicklung kommen konnte.
War es Desinteresse? Oder gar klammheimliche UEberzeugung?
Oder liegt der Berufsstand einfach nur im Koma und merkt
nichts mehr? Berechtigte Fragen, wie mir scheint.
Vor langer Zeit hatte es der damalige BuB-Chefredakteur
Dietrich Segebrecht mit seinem redaktionellen Beitrag
"Beruf: Bibliothekar/in, Motiv: Langeweile" einmal geschafft,
den Berufsstand so richtig aufzupulvern und eine laengere
Debatte zu entfachen. Ich befuerchte, das wuerde ihm heute
mit dieser Provokation nicht mehr so einfach gelingen.
Tja, wie konnte es geschehen, dass das (alles in allem) erste
und einzige Bundesinstitut des wahrlich immer noch hinter
internationalen Vorbildern hinterherhinkenden deutschen
Bibliothekswesens eines schoenen Morgens, schwuppsdiwupps,
nicht mehr da war, und nur wenige wollen es so richtig
bemerkt haben? Dies bei einem Institut, dass sich erstaunlicherweise
des ungeteilten Zuspruchs von Bibliotheken, Institutionen- und
Personalverbaenden erfreute. (Klar, gemaekelt haben wir natuerlich auch
gerne und prinzipielle Meckerer gab's auch immer.)
Im Gegensatz zu anderen Bundesinstituten, die im Laufe ihrer Existenz
wegen Inhaltsleere und buerokratischer Selbstverwaltung ins Gerede
kamen und darob ihr Leben aushauchten, hatte das DBI frappierend
deutliche Ziele und - das darf man nicht vergessen - sehr gern
genutzte Dienstleistungen. (Auch die wenigen Fundamental-Kritiker,
die jetzt in die Haende klatschen und schon immer alles besser
wussten, konnten jahrelang ihre Kritik-Maschine nur mit DBI-
Veroeffentlichungen fuettern, denen es immer wieder mal gelang
eine Theorie- oder Praxis-Debatte zu entzuenden.)
Die Stellungnahme der BDB-Mitgliedsverbaende vom 14.01.2000
enttaeuscht auf der ganzen Linie und muss sich nun zu recht
vorwerfen lassen, duerre Selbstrechtfertigungs-Prosa zu sein.
Wenn ein Papier, das 7 honorige Persoenlichkeiten des
deutschen Bibliothekswesens verfasst haben, mit der
Plattituede "Es ist eine Tatsache, dass" anhebt, und
diese duemmliche Floskel, die man nur einem um 1 Uhr nachts
von 5 Studenten in einer total verqualmten Kneipe verfassten
Flugblatt verzeihen moechte, spaeter sogar noch einmal wiederholt
wird, dann stimmt etwas nicht. Jedenfalls geht's dann wohl mehr
um Meinungen ue b e r Fakten, bei deren Entstehung man sich offenbar
irgendwie als Zuschauer begreift ... solange bis man von der
"normativen Kraft des Faktischen" reden konnte.
Dass die Belegschaft des DBI "auf eine tragisch zu nennende Weise
in den Strudel der Macht- und Kompetenzkaempfe foederativer
und bundesweiter Kulturpolitik" geraten sei, ist ein tragischer
Strudel schiefer Grammatik und schraeger Logik. Solche Formulierungen
kennt man von Politikern, die sich noch ein paar Krokodilstraenchen
abdruecken, weil die Emotionen einer Waehlergruppe bedient werden
muessen. Unglaubwuerdig!
Wo die die "Stellungnahmen [...] der Verbaende die verantwortlichen
Politiker [...] von der Notwendigkeit zentraler Dienstleistungen
[...] ueberzeugen konnten" bleibt im Dunkeln. In erster Linie ging
es doch wohl darum, ein laestiges Institut geldwert plattzumachen,
und eben nichts Adaequates auf die Beine zu stellen, sondern ein
verschaemtes kleines Wurmfortsaetzchen irgendwo irgendwie
dranzuklatschen, damit wenigstens noch von der Schimaere einer
"Tschuldigung-aber-da-gibt's-doch-die-neue-Koordinierungsstelle"
geredet werden kann.
Im weiteren werden "Visionen" geschildert, wie die Verbaende
evtl. das DBI haetten retten koennen. Die Berufsoeffentlichkeit hat
davon ziemlich wenig mitbekommen, obwohl es sie ja eine Menge
angeht. Die Gedankenspiele werden dann sofort mit einer Suada
von Gegenargumenten zerschossen. Auch das wurde nicht gerade
coram publico diskutiert.
Da stimmt dann ja eigentlich beides. Das eine ist vergossene
Milch und das andere ranzige Butter. Schade!
Mit freundlichem Gruss
Ruediger Pfeil
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