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Filtersoftwaere: Fuer und Wider
Hallo Inetbib,
ein sehr interessanter Artikel zum Thema *Filtersoftware* findet sich in
der NY-Times. URL:
http://www.nytimes.com/library/tech/98/10/circuits/articles/15filt.html
Hier eine kurze Zusammenfassung:
In der Public Library von Austin, Texas wurden 1996 mehrere
Internet-Computer installiert. Der Zugang war uneingeschränkt und für
jeden möglich. Nach einiger Zeit häuften sich jedoch Fälle, in der z.B.
Kinder sich *fragwürdige* Seiten anschauten etc.
Als sich schließlich jemand ein pornographisches Dokument ausdruckte
(was eine Bibliothekarin bemerkte) kam es zu kontroversen Debatten über
den Einsatz von Filtersoftware. In Ihrer Not (einige Mitarbeit hatten
sogar Angst im Gefängnis zu landen, weil sie Pornographie für Kinder
zugänglich gemacht hatten!) entschloss sich die Bibliothek die
Filersoftware *Cyber Patrol* zu installieren.
Die Software wurde so installiert, dass sie alle Seiten, die irgendwie
schädlich sein könnten, gesperrt wurden. Mit dem Erfolg, dass auch
Seiten mit den Wörtern *Essex county* oder *chicken breast* nicht mehr
zugänglich waren! Sogar Seiten über Vincent van Gogh oder ein
HIV-Informations-Zentrum wurden gesperrt.
Dagegen war die Seite *Toys 4 Lovers* weiterhin frei zugänglich.
Die Beschwerden der Benutzer über diese Kontrolle waren dementsprechend
hoch (KGB-Methoden!). Die Bibliothek war in einer Zwickmühle. Die A.L.A
vertritt die Ansicht, dass jegliche Art von Filterung, ein Verstoss
gegen die freie Meinungsäußerung ist und legte der Bibliothek nahe, die
Filtersoftware wieder zu entfernen. Auch die A.C.L.U (American Civil
Liberties Union) ist gegen jede Art der Filtering. In Livermore, Ca.
wird dagegen gerade eine Bibliothek verklagt, weil sie den
Internet-Zugang ohne Filterung ermöglicht.
Von den ca. 16.000 Bibliotheken in den USA besitzen 11.600
Internet-Zugang. Von denen setzten 15% Filersoftware ein.
Die Bibliothek in Austion entschloß sich schließlich, die Filterung
einzuschränken. Auf einigen Geräte, an der aber nur Personen über 18
(Ausweiskontrolle) arbeiten dürfen, wurde die Filtersoftware wieder
deinstalliert.
Die ACLU meint jedoch, dass sie das vorgehen der Bibliothek weiter
beobachten wird.
Dies zeigt, dass der Einsatz von Filtersoftware für die Bibliothek einem
Drahtseilakt gleich kommt. Ich persönlich halte nichts (oder wenig) von
dem Einsatz von Filtersoftware (es kann sowieso nicht alles gefiltert
werden).
Statt dessen sollte man die Geräte so plazieren, dass sie öffentlich
Einsichtbar sind, oder zur Not Ausweiskontrollen durchführen (was
allerdings kaum auf Zustimmung bei den Benutzern stoßen wird).
Eins sollte man sich jedoch vor Augen führen: Bibliotheken filtern seit
jeher! Schließlich entscheiden sie, ob ein Buch gekauft wird oder nicht.
Neben dem Etat, spielt ja auch der Inhalt des Buches eine nicht gerade
kleine Rolle! Der einzige Unterschied zur Filtersoftware ist, dass eine
*manuelle* und keine *automatische* Filterung durchgeführt wird. Obwohl
bei knappem Etat oder bei bestimmten Serien auch von der Bibliothek eine
*automatische* Filterung stattfindet.
Deshalb halte ich auch solche *radikalen* Positionen, wie die der
A.L.A., für nicht sehr hilfreich! Es gibt (wie immer) mehrere
Betrachtungsweisen.
Viele Grüße aus dem sonnigen Hannover
Sebastian Wolf
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- Erstellt von: Sebastian Wolf -
- FH Hannover, FB Bibliothekswesen -
- Mail: wolf _at__ iks.ik.fh-hannover.de -
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