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Fachterminologie: virtuelle Bibliothek (fwd)



Ein langer Text, Kernbegriffe sind mit ** markiert,
siehe Suchfunktion des Brausers, zB Strg+f zum schnellen Springen.
Oder Ausdrucken - bedrucktes Papier dient den Augen
besser als jeder Monitor, NB ich nutze auch Monitore :)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, 
im Monat Mai hatten wir in inetbib 
http://www.ub.uni-dortmund.de/Listenarchive/INETBIB/199905-month.html
schon mal einen definitorischen Anlauf, darunter
WU: http://www.ub.uni-dortmund.de/Listenarchive/INETBIB/199905/19990506.html#13
TH: http://www.ub.uni-dortmund.de/Listenarchive/INETBIB/199905/19990506.html#15
HB: http://www.ub.uni-dortmund.de/Listenarchive/INETBIB/199905/19990507.html#3
WU: http://www.ub.uni-dortmund.de/Listenarchive/INETBIB/199905/19990507.html#8

Nun erst komm ich zu einer Antwort. Also

** insgesamt find ich meinen vorigen Brief 
immer noch kompakt und klar -
wenn auch das Dortmunder Archiv - ich muss es mal sagen -
aus einer uebersichtlichen Tabelle in ISO 8859-1 
Sonderzeichensalat macht....

> Organisationsformen ... wie ich sie auch geaussert habe. 
> eine aehnliche Festlegung
> Ich kann zunaechst nur zustimmen, ...

Meine Meinung zur Definition ' Virtuelle Bibliothek '
entspricht der von Thomas Hilberer TH 
und ist der von WU entgegengesetzt. 
WUs salbungsvolle Worte entstellen meinen Beitrag 
nach Inhalt und Ziel. 
Dem trete ich entgegen, zumal er nmM 
gerade noch mal versucht hat, 
mir das Wort in diesem Sinne im Munde herumzudrehen.

Anders, als WU dies darstellt, 
hat er Definitionen durchaus anders getroffen, 
als Thomas Hilberer oder ich und - 
anders als sie ueblich sind. 
Zunaechst ein paar Zeilen zum Begriff der 
_Digitalen_Bibliothek und der _Virtuellen_Bibliothek.
weiter unten zu _digital, _elektronisch, _virtuell.

[Bitte Non-Proportionalschrift]
>> "So, meine ich, passt es zusammen:
>>								<html><pre>
>> --------------- Bibliothek anno 2000 --------------------
>>            erwirbt, erschliesst, stellt bereit
>>
>> Digitale B.     Virtuelle B.    Reale B.
>>                                 die zum anfassen*
>> -Gescannte      -Link-          -Magazine
>>  Volltexte ua   sammlung        -Ausleihe
>> -Disketten      (Service)       -Erwerbung
>> -CD-ROMs                        -Menschen, Leute
>> -Datenbanken                    -Lokales
>>  in and. Form                    Bibliothekssystem
>>                                  (frueher 'electronic l.')</pre></html>
wie gesagt, aus
http://www.ub.uni-dortmund.de/Listenarchive/INETBIB/1999905/19990507.html#3

>Hier ist nur der Unterschied 
>zwischen Digitaler und Virtueller Bibliothek
>nicht ganz klar.
>Hat die Digitale Bibliothek keine Links, 

Nein, jedenfalls nicht auf HTML-Seiten.
denn sie bestimmt sich nach den Besitzenden. 
Die ** Digitale Bibliothek ist 
die wohlerschlossene Sammlung digitaler Dokumente 
die eine Bibliothek _besitzt ! 
[ oder Zugriffsrechte ],

Egal, 
auf welchen _Speichermedien:
CD-ROMs, Festplatten, QIC-Baendern, Disketten ... 

Egal, 
ob im_Netz und ohne_Netz, dann keine Links. 

Egal, 
welche _Inhalte: 
Datenbanken, Lexika, Volltexte, 
vor allem interessant: gescannte Texte aus Eigenbesitz!

Nebenbei: Mir schiene es sinnvoller, das ganze 
** " Digitale Sammlung " zu nennen.

Diejenigen Objekte einer Digitalen Bibliothek, 
die man per Internetprotokoll erreichen kann, 
auch per Link anzubieten - extra oder intra -,
ist bei 20 CD-ROMs kein Problem 
auf einer _HTML-Seite.
Ab einer wuenschenswerten gewissen Groessenordnung, 
scheinen mir nicht mehr Linklisten, sondern  eine Datenbank, 
alias Online-Katalog, sinnvoller, um eine Digitale Bibliothek
bzw. Digitale Sammlung zugaenglich zu machen.

Varianten ** 'Digitale Bibliothek'
'kooperativ':	
	ein Konsortium schliesst Vertraege, traegt Kosten	
	der digitalen Sammlung.
'verteilt':	
	Objekte der digitalen Sammlung 
	sind _physisch_verteilt_,
	gleich ob einzelne Bibliothek oder Konsortium.

Internationales zu Digitalen Bibliotheken
http://www.ifla.org/ll/diglib.htm
http://listserv.nlc-bnc.ca/cgi-bin/ifla-lwgate.pl/DIGLIB/archives/diglib.log9812/Date/article-13.html
http://csdl.tamu.edu/DL94/paper/fox.html
http://ei.cs.vt.edu/~dlib/def.html
http://www-diglib.stanford.edu/diglib/pub/reports/lita-dlw/main.html#2
http://php.indiana.edu/~harter/korea-paper.htm
http://www.arl.org/arl/proceedings/126/2-defn.html
... ein Fass ohne Boden,
das man ruhig 'digital library' DL nennen mag. 

Klaren Inhalt hat das Wort im angelsaechsischen 
Bereich nicht mehr. Schliesslich gibt es ja auch Leute, 
die gleich das ganze Internet als 
die Digitale Bibliothek definieren und glauben, 
Suchmaschinen seien eine 
einer 'Bibliothek' angemessene 
Organisationsform.

>bzw. kann man in der ** Virtuellen Bibliothek 
>die CD-ROM nicht als Speichermedium verwenden?

Nein, wieso ?
Die klassische Virtuelle Bibliothek, zB
http://vlib.org/Home.html
ist eine systematisch angelegte Sammlung von Links
in Form von HTML-Seiten, die man gewoehnlich
_auf_Festplatten_ fuer den Sofortzugriff bereithaelt. 
Objekte: 	Links auf ferne URLs, Einstiege im Internet
Struktur:	a. einfach systematisch erschlossen !
		auf HTML-Seiten
		b. ab gewisser Groesse 
		Datenbank fuer Stichwoerter
		der HTML-Seiten
Eine klassische ** Virtuelle Bibliothek ist also
nur eine Linksammlung fuer den raschen Einstieg 
mit ausgewaehlten Zugangspunkten zu einem oder mehreren 
Fachgebieten per Internet.

>Ausserdem entsteht die Frage, 
> ** wie wir die Bibliothek nennen, 
>in der viele von uns heute bereits leben und arbeiten. 
>Ist es nicht sinnvoll hier 
>von der Digitalen Bibliothek zu sprechen, 
>die die Klassische, die Elektronische und die
>Virtuelle Bibliothek laengst einschliesst? 

Das grosse Ganze heisst ** Bibliothek. 
Und so sollte es auch bleiben. 
Dass eine Bibliothek eine digitale Sammlung hat, 
ist doch kein Grund zum Umtaufen.

Ob man mit Diesel, mit Benzin, elektrisch oder angeschoben faehrt,
ein Auto ist ein Auto ist ein Auto. Und
							<klau>
eine Bibliothek ist 
eine Bibliothek ist 
eine Bibliothek. 					</klau>
Hier gibts die Info, auch digital. 

Eben mit einer Digitalen Bibliothek/Sammlung,

eben inkl. Virtuelle Bibliothek ... 

und die ** Reale Bibliothek kann man anfassen:

Tueren Theken Tische
Saele Stuehle Schraenke 
Kollegen -Innen -Aussen Waende
Buecher Bibeln viele Baende
Kaesten Karten Kataloge
LPs CDs PCs 
Leute hier Leute da
Oma OPAC P--ssst
Titel Thesen Tempramente
Zeitung Zeitschrift 
Ton Bild Wort

eben eine Bibliothek. 

>Ich haette eigentlich auch nichts dagegen 
>von einer ** modernen Bibliothek zu sprechen, 
:) kleines rhetorisches Scherzle...?
>aber hier ist es wie bei den sog. neuen Medien. 
>Als der Begriff aufkam, waren die 
>Schallplatten noch ein neues Medium. 
Da sind wir uns wirklich mal einig. 
>Die Bibliothek "der naechsten Jahrzehnte" 
>(Thun) wird meines Erachtens mit Sicherheit 
>nicht rein virtuell sein. 
   und was waere das ... ?
>Sie kann es nicht, weil das Buch als Ausgabemedium 
>seine Bedeutung behaelt. Als Archivmedium hat das 
>gedruckte Buch einen grossen Teil seiner Bedeutung 
>bereits an die digitale Speicherform abgeben muessen.
   Da sind die langfristig Denkenden, die ich kenne, 
ganz anderer Meinung. Gerade als Archivmedium 
ist das Buch ungeschlagen. 
Mit jeder Softwareversion, die der eine -oder andere?-
Softhersteller verkaufen will, gilt das mehr.
Wer anderes sagt, arbeitet wahrscheinlich in einer 
Wissenschaftswelt, die nur drei Jahre weit denkt.

>Ich kann zunaechst nur zustimmen, wenn Herr Bork sagt:
Das Zitat 
http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/ulb/virtdef.html
stammt von Thomas Hilberer. Das war klar gesagt.
Und es trifft die Sache genau:

>"~_Digitale Bibliotheken sind
>Sammlungen elektronischer (=digitaler) Informationen,
>die sich im Besitz und damit unter der Kontrolle der
>_Realen Bibliothek befinden.
.. oder eines Konsortiums
>_Virtuelle Bibliotheken sind
>Sammlungen von Verweisungen auf Informationen (Link-Sammlungen).
>die sich als solche nicht im Besitz der
>betreffenden Realen Bibliothek befinden
   bzw. befinden muessen.
Kurz knapp klar.

>Ich ziehe den Namen Digitale Bibliothek ebenfalls vor. 
   Aber fuer etwas ganz anderes.
>Warum sollte aber eine Digitale Bibliothek 
>ihre "Sammlung elektronischer Informationen"
>nicht auch in Form einer Virtuellen Bibliothek anbieten?
   Wieder so eine WU-Begriffsquirlerei.

Herrje, 
'elektronische Information' ? Die gehoert 
in unserem Zusammenhang wirklich 
in den staubigen Papierkorb der Geschichte, s.u.

>Das Wort Digital ist ja wirklich kein Gegensatz zu real (Thun).
   Hat auch keiner gesagt. 
'Digital' ist auch kein Gegensatz zu 'klassisch',
wenn ich da an meine Figaro-CDs denke. 
Die Adjektive 'digital' und 'klassisch' 
wurden nicht gewaehlt, weil sie einander
aussschliessen. Sondern um den leicht verstaendlichen, 
_wichtigsten_Aspekt einer Gruppe Gegenstaende hervorzuheben.

Exkurs zu ** 'analog':
>Als Antonym zur digitalen (genauer binaeren) Speicherung 
>haben wir die analoge Speicherform.
Das wichtige Gegensatzpaar heisst digital/analog.
Davon haben erstaunlich wenige eine Vorstellung.
Im uebrigen sind digital/analog nicht nur Speicherformen, 
sondern besonders Transportarten.

>Entscheidend dabei ist, dass aus digitalen Speichern heraus in fast
>beliebiger Form analog ausgegeben werden kann. 

Stimmt nicht allein. Mit ein paar Klimmzuegen 
koennte und kann man auch Analoges 
fast beliebig umformen und ausgeben. 
Selbst '3D-Filme' gibt es analog.
>Herkoemmliche Buecher und 
>virtuelle Welten sind gleichermassen darstellbar.
  virtuelle Welten ?? Alpha Centauri ? 
  kommen die Borgs ? - die haetten 
  diese Diskussion wenigstens nicht noetig :)

Wieder verwendet WU 'digital' und 'virtuell' 
kreuz und quer durcheinander. Zu 'virtuell' unten mehr.

** Exkurs 'Digitales' - kurz:
Das zuallererst 
Entscheidende bei Digitalem ist, dass 
	Inhalte nach! dem Digitalisieren
	ohne_jeden_Verlust ! 
	kopiert bzw. transportiert 
werden koennen. Grund: 
digitale Technik braucht
nur_zwei_Werte zu unterscheiden
beim Lesen und beim Schreiben: 
Loch versus NichtLoch (Pappe: Lochkarte) 
0 vs 1, O vs L (gedruckt in Lehrbuechern) 
Pit vs Nicht-Pit (optisch: CD, MO)
0,5V vs 1,5V (elektrisch: PC)
Nord-Sued vs Sued-Nord (magnetisch: Diskette, HD).
ist simpel, _robust und _billig,

Dies im Gegensatz zu analogen Techniken 
(Schallplatte, Foto, Musik-Cassette) 
die gleitend alle "kontinuierlichen" Werte speichern
und immer_Verlust durch Unschaerfe mit sich bringen;
weniger beim Ausgeben, sondern viel eher
bei Kopie und Transport.

** ' Virtuell '
>Gegen das Beispiel
>> "http://vlib.org/Home.html";
>ist natuerlich auch nichts einzuwenden. 
Es ist mehr_als_ein_Beispiel.
Sie ist das Vorbild, 
der Prototyp aller VBs, 
aller wissenschaftlichen Linksammlungen. 

>Die Idee 
  welche ? WUs ?
>der Virtuellen Bibliothek ist aber natuerlich 
>etwas aelter als ihre "realen" Beispiele. 
>Sie stammt von der "Virtual Reality", 
>die wohl im Zusammenhang zu dem anderen Modewort, dem Cyberspace, ...
Ach jaa - trifft hier aber nicht, wie
man in [3-499-19854-1] an mancher Ecke fuer 16,90
und in mancher Realen Bibliothek gratis nachlesen kann.

>Die wirkliche Virtuelle Bibliothek ist ein Raum 
  Raum ?
>in den man eintauchen und hindurchfliegen kann 
  ein Hauch von Vision
>um Informationsmedien nach bedarf zu studieren. 
>Dass dabei die Bandbreite 
  Bandbreite im engeren Sinne ist heute
  auch etwas ganz anderes...
>von einem Buch im Volltext 
  hoffentlich sind das auch bloss virtuelle Wesen, die 
  ihre Buecher im Hinduesen als Volltext lesen muessen
>bis hin zu den organisierten Wissensraeumen 
  ach, Buecher enthalten kein organsisiertes Wissen ?
>reichen kann, ist leicht einsehbar.

Wie sagt Negroponte [in: Total digital 3-442-12721-1 DM 14,90]
sehr treffend: "Wenn Preise fuer die besten Oxymora vergeben
wuerden, waere Virtuelle Realitaet unter den Gewinnern."

'virtuell' - im Deutschen ein seltenes Wort, das man 
nur aus einigen festen Ausdruecken kennt, 
bei denen man es auch belassen sollte:
das virtuelle_Bild im Spiegel, 
die virtuellen_Toene der Psychophysik,
die virtuelle_Temperatur trocken gedachter Luft,
die virtuelle_Verrueckung - eine infinitesimal kleine V. und 
die virtuelle_Verzueckung im definitorischen Scientifizismus.  
Virtuell heisst also bei uns _irreal_, 
_theoretisch, nicht_greifbar.

Auch im Englischen bezeichnet 'virtual' eher Kraefte, die 
	verborgen 
wirken, zB eminent Graue Faedenzieher.
Sieht man ein, dass diese Leute doch etwas bewirken, 
dann ruecken die Virtuellen 
als wahre Ursachen in den Vordergrund, 
und -schwupp - erlangt das Wort 'virtual' 
gerade die entgegengesetzte Bedeutung: 'so gut wie',
	' praktisch ', 
Bsp 'The whole day was a virtual disaster'.
Ist die Katastrophe virtuell oder echt ? Echt.
Das Adverb 'virtually' kann man oft mit 
	' eigentlich ' 
uebersetzen.  
Unwirklich, echt, unecht, irreal, 
haette 'virtual' eine Farbe, dann koennte es 
ebensogut blau wie rot bedeuten.
Keine gute Voraussetzung, 
um damit ein klares Bild zu zeichnen. 

Ernsthafte virtuelle Welten 
sind zZ nur Flugsimulatoren fuers Pilotentraining oder 
teures Geraet mit Spezialbrillen und -handschuhen 
in Spielsalons. 
Es ist nmM voellig ueberfluessig, zu eroertern, 
ob in 5 oder 10 Jahren jeder Student 
seine Cyberbrille im Wohnheimzimmer hat, 
nur um damit in irgendeiner durchduesten 
simulierten 3D-Bibliothek
mit seinem Cyberhandschuh 
ein Buch aus dem Cyberregal greifen.
Besonders ueberfluessig zu eroertern in Zeiten, 
in denen unsere Bibliotheksetats in den Keller gehen, 
weil solches Cybergeschwaetz ancheinend auch in die Ohren
mancher toent, die ueber das Geld bestimmen.
Menschen, denen der Blick fuer die aktuellen Forderungen
der Wirklichkeit verstellt wird, zB auf
junge Leute, die vielleicht eine Cyberbrille aufsetzen
und im Cyberhandschuh Cyberknoepfchen druecken koennen, 
aber die Cyberseiten der Cyberbuecher in der Cyberbibliothek 
nicht mehr in den Kopf hineinbekommen,
	weil sie gar nicht__mehr__l_e_s_e_n koennen.
Das faengt ja schon bei den Handbuechern zur Software an.
Dann hilft Cyber, Cyber! auch nicht mehr.

Wenn Kunstschwaetzen 
den Entscheidungstraegern und dem Wahlvolk 
den Blick auf das Wesentliche verstellen kann, 
schadet es der Infrastruktur Bibliothek 
und damit langfristig Wissenschaft und Forschung.

** ' elektronisch '

>Elektronisch 
Weder heute noch vor 25 Jahren trifft
das Wort 'elektronisch' den Kern der Sache.
Gemeint ist naemlich fast immer ' digital '.
Ich hab den Eindruck, dass 'elektronisch'  
- zusammen mit 'Multimedia' und 'virtuell' -
gern von denen gebraucht wird, die gar nicht so klar wissen, 
was sie eigentlich sagen wollen. Die meisten stammen nmM
uebrigens aus der herstellenden Branche, 
aeltere Semester, die das Wort noch in den 50er und 60ern 
als Teil von 'EDV' raunen hoerten, damals,
als noch die Roehren brummten: 
- elektronisches Publizieren ? 
- elektronische Zeitschriften ?
- elektronische Informationen ?
Wo sind denn da die Elektronen, an den Informationen ?
	Alles Digital.

'Elektronisch' gehoert schon seit langem zu den 
mehr als Modeworten, den
	MEGO-Worten
'my eyes glaze over' - 'meine Augen werden glasig'
alias 'buzzwords', die den 
technologisch unterbelichteten Vorgesetzten 
Sand in die Augen streuen soll.
[s.o. Kreisel, Uwe: Net-Jargon 3-499-19854-1 16,90 DM] 
Hoert, hoert.

Denn 
	'_elektronisch_' umfasst beides:
	'Analoges_und_Digitales'
	'_elektronisch_' ist ein Oberbegriff.
Elektronisch ist die _Arbeitsweise_
von_Geraeten, die sich nicht mechanisch, 
sondern elektrisch regeln. 
Elektronisch ist vorzugsweise ein Adverb, eine Funktionsweise.
Beispiel Radio und Fernsehen:
	Elektronisch, und zwar analog_elektronisch
- nicht digital - arbeitet das Fernsehen 
schon in den 20er/30er Jahren ! 
Etwas Neues ist heute _Digitales_Fernsehen_ .
'elektronisch' aber ist wischi-waschi.
Klar gemeint ist heute meist 'digital'.

'elektronisch' sollten wir aus der sog. Fachterminologie
rauslassen, weil es den Inhalt nicht trifft, den wir meinen.
Der naechste Scherz ware, dass jemand kommt, und
das Internet zur elektronischen Bibliothek erklaerte.
Wer moechte denn dokumentieren, 
dass er 'technologisch unterbelichtet' sei oder 
jemand Unwissendes mit schiefen 'MEGO'-Woertern
als solchen darstellen ?
Lassen wir elektronisch einfach weg.

>Elektronisch erfasste Kataloge wuerde ich dagegen 
>noch zur Elektronischen Bibliothek rechnen, 
>weil sie bereits bei den 
>lokalen Bibliothekssystemen (s. Bork) eine Rolle spielten.
 Digitale bibliografische Daten 'spielen da nicht eine Rolle',
 sondern sind _der_Kern_ jedes Lokalen Bibliothekssystems.

>...dass ich die Abneigung gegen Definitionen 
>am Beginn meines Studiums ebenso gehasst habe, 
  tatsaechlich ? hat sich wohl spaeter sublimieren und 
  fixieren lassen. Ende gut, alles gut.
>wie wohl die meisten Menschen - insbesondere die, 
>die die Definitionen auch noch lernen muessen. 
Ging mir anders. 
Klare Begriffe, gut abge_grenzt
- de_finis - definiert - erleichtern Studium und Leben. 
Besonders mit guten Beispielen. 
Lernt man jedoch nach einem Lehrbuch, 
das die Benennungen fuer andere Begriffe verwendet, 
als sie draussen in der Praxis ueblich sind,
dann sind solche Definitionen Ballast.

>...Es sollte aber zu denken geben, 
>wenn alle Wissenschaften sich darum bemuehen, 
>zu moeglichst klaren Definitionen zu gelangen. 
   Es sollte uns noch viel mehr zu denken geben, 
wenn in einer sogenannten Wissenschaft 
Definitionen getroffen werden, die 
klar abseits der vorhandenen 
Praxis und Realitaet liegen.

>Dass Fachleute
>ueber solche Definitionen noch weniger als Studierende begeistert sind,
>weil letztere mit wenigen Saetzen einen Teil ihrer noch nicht vorhandenen
>Erfahrung ersetzten koennen
Mit realtitaets-fernen Definitionen 
koennen Studierende gerade 
nicht Erfahrung ersetzen.
 
>, ist verstaendlich. Erstere haben ja ihre
>Erfahrung und damit eigentlich auch keinen Grund 
>sich in Saetze hineinzudenken, 
>die ihnen oft nichts neues bringen....
   Sie muessen allen Grund haben, sich einzumischen,
wenn da Leute ausgebildet werden, die falsche Vorstellungen 
von der Wirklichkeit mitbekommen. 

>Meine Aussage: "Die Virtuelle Bibliothek muß die Kriterien einer
>Bibliothek und die der Virtualitaet erfuellen." ist nicht so trivial wie
>sie klingt. (s. Bork) "Wer haette das gedacht ...". Sie setzt unsere
>grundlegende Definition der Bibliothek (s. Lehrbuch) und 
>die Vorstellung der "Virtual Reality" voraus.
Diese Art VB brauchen wir so noetig wie einen Kropf.
Ich bin ueberzeugt, die Politik streicht unsere 
Mittel unter anderem deshalb zusammen, 
weil sie solchen Chimaeren nachlaeuft,
wie sie oben in die Welt gesetzt wurden.
Wir erinnern uns der Sprachlabore ... 
oder der Fernseher und Videorecorder, 
die ungenutzt verstauben. 
Es werden nach meiner Ueberzeugung 
in den naechsten 10 und 20 Jahren 
keine nennenswerte Anzahl qualifizierte Absolventen 
ihr Wissen auch nur zu 20% aus dem Internet bezogen haben, 
von Einzelfaellen wie 'Informatik' - vielleicht - abgesehen.
Nur 40% der Studenten nutzen zZ ueberhaupt 
irgendwie das Internet, hiess es kuerzlich. 60% gar nicht. 
Weil es fuer viele Faecher nichts bringt. 

Wegen der fatalen politischen Wirkung, 
so meine ich, muss man auch solchen 
scheinbar nebensaechlichen Definitionen
	entgegentreten 
- aus der Praxis. 


> Die Verlinkung 
hm - das Wort hat alles.
> von interessanten Angeboten aus dem Internet ist 
> eine gute und haeufige Praxis, 
> wenn klar erkennbar ist was sich dahinter verbirgt.
Die Klarheit liegt im Auge des Betrachters, vergl zB
http://www.uni-duesseldorf.de/ulb/virtbibl.html

>Das Sammelsurium an sogenannten virtuellen Bibliotheken 

sogenannt in diesem Zusammenhang 
ist allenfalls die oben von WU geschilderte 
als Virtual Reality beschriebene DuesenBibliothek. 
Wir haben andere Probleme.
>ist aus einem Mangel an definitorischer Klarheit 
>allerdings sehr fragwürdig. 
  Fragwuerdig ist nmM viel mehr das 
Sammelsurium von Definitionen 
und die Unklarheit, die WU 
mit einer eigenen Nebenbegriffswelt erzeugt.

>Es gibt umfangreiche Verweisungen auf OPACS, 
>auf elektronische Zeitschriften und Zeitungen, 
>auf im volltextverfuegbare Buecher und auf Bibliotheksbestaende.
Gut so, passen alle zum 
	Thema der VB-Seite 
Dann koennen alle weiterfuehren.
Links auf Datenbanken sind besonders wertvoll, 
weil sie den Weg zeigen zu deren Inhalten, 
die Suchmaschinen verborgen bleiben.
Denn Sumas sehen nur die Webseiten, 
aber nicht den Inhalt der Datenbanken.

>... im Internet herrsche Chaos, habe ich den Eindruck, 
>dass die meisten Nutzer die Suchmaschinen 
>nicht einsetzen koennen. 
  Dann sind das eben fuer die meisten 
Menschen unbrauchbare Werkzeuge. 
Genau darum brauchen sie ja Informationsspezialisten 
zB aus Bibliotheken. 

> Es hat noch keine Bibliothek gegeben, 
> in der man solche Massen an 
> durchaus interessanter Information 
> Wort fuer Wort recherchieren konnte. ...
Wenigstens 90% des WWW in den Suchmaschinen 
sind nmM unwesentlich bzw redundant. 

Darum ist ein Vergleich voellig ** abwegig zwischen 
- Altavista et al und 
- technisch und inhaltlich geprueften und geordneten
Linksammlungen, also Virtuellen Bibliotheken.
Beide beschreiben andere Objekte und andere Vorstellungen.

Dazu kommen intensive Ueberlegungen 
- oder ist es schon Fakt ? -, 
dass gewisse Suchmaschinen jene Webseiten 
unter 1.000 oder 10.000 oder 1 Million Treffern 
nach_oben_hieven, deren Eigner mehr_Geld_zahlen.
Was wuerden wir denn davon halten, 
wenn Verbundsysteme und OPACs die Titel der 
Verlage XYZ oder CBA in Listen unmerklich 
immer weiter oben anzeigten, weil die die 
Bibliothek finanziell unterstuetzen ? 
Also:
** Wer effizient arbeiten will, wird in Zweifelfaellen
dem Rumraten im Brei der Suchmaschinen 

immer die kritische Bibliographie voranstellen 
- und genau das ist eine_gute_Linksammlung, 
eben eine ** Virtuelle Bibliothek, 
deren innerer Aufbau sichtbar ist. 
Darum kann man sie verstehen.

Denn Sacherschliessen
- mit kontrolliertem Vokabular 
oder systematisch - tut not.

Vielen Dank fuer die Aufmerksamkeit und
viele Gruesse vom hbk ;-)


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   Dieser Text enthaelt nur meine eigene Meinung, die nicht 
notwendigerweise die meines Dienstherrn oder Arbeitgebers ist.
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Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.