Re: Suchmaschinen: Google Update des Grauens

["Christian Heinisch, IB" <heinisch _at__ informationsbewaeltigung.de>]

Sebastian Wolfs Hinweise, der von Carsten Dirx genannte Artikel
http://zdnet.com.com/2100-1106-962913.html sowie die Ergebnisse eines Google
Tests http://www.intern.de/news/4347.html zeigen auf, in welcher Klemme sich
Suchmaschinenbetreiber wie Google befinden, welche Bedeutung der Kampf um
die Top10 in den Trefferlisten mittlerweile angenommen hat, und wie jede
neue Regel von Google automatisch Gegenmassnahmen der für das SEO
Verantwortlichen nach sich zieht

1. Bei Google überwiegt offenbar das Bedürfnis nach Aktualität, "alte"
Information fallen ggf. aus dem Index oder werden gar nicht mehr aufgenommen

Gegenmassnahme: Seiten häufig aktualisieren, obwohl eigentlich gar nichts zu
aktualisieren ist
Folge: Flut von neu aktualisierten Seiten, die die Crawler zu Lasten anderer
unnötig beschäftigen, obwohl sich eigentlich gar nichts geändert hat.

2. Bestimmte Suchworte und Kombination werden von den Spammern systematisch
missbraucht (Beispiel: routenplaner kostenlos), um auf ihre Angebote zu
verweisen. Das soll sich seit dem letzten Google-Dance leicht verbessert
haben, Google hat da wohl neue Filter eingebaut.

Gegenmassnahme für Spammer: neue alternative Suchwortkombinationen finden
und besetzen
Folge: andere ethisch und inhaltlich korrekte Seiten mit der
Suchwortkombination "routenplaner kostenlos" könnten durch den neuen Filter
ebenfalls unter den Tisch fallen. Durch das ständige "Wandern" der
Suchwortkombinationen könnten immer strenge Filter immer mehr Seiten
fälschlicherweise aussieben.

Gegenmassanmahme für ethisch korrekte Anbieter: aufwändiges Beobachten der
Trefferresultate, permanente Anpassung der eigenen Seiten an neue
erforderliche Suchwortkombinationen, ständiges Risiko gute Positionen zu
verlieren

3. wer kein aktives SEO betreibt, fällt früher oder später ganz raus

Gegenmassnahme: SEO, SEO und noch mal SEO
Folge: Google generiert keine "objektiven" Trefferlisten mehr, sondern rankt
den Erfolg von SEO-Massnahmen.
(Frage: was passiert eigentlich, wenn 11 SEO-Agenturen 11 verschiedenen
Nachfragern zu demselben Schlüsselbegriff eine Top10-Garantie geben?)

Die Routenplaner-"Suchwortlücke" für Porno-Anbieter hat sich wahrscheinlich
deshalb ergaben, weil früher freie Routenplaneranbieter kostenpflichtig
geworden sind. Ähnliche Suchwortlücken sind daher im Zusammenhang mit
anderen Verschiebungen von free zu paid zu erwarten. Worst-case Ergebnis
wäre, dass für häufige Suchwortkombinationen (vgl. auch
(http://www.google.com/press/zeitgeist.html) immer stärker manipulierte
Trefferlisten generiert werden und aufgrund der nötigen Filtern und Regeln
aber auch immer mehr korrekte Anbieter unter den Tisch fallen.

Der monatliche "Google-Dance" könnte (spekulativ und laienhaft gedacht!) zu
einem immer aufwändigeren Prozess werden, da immer mehr Regeln und immer
mehr Gegenmassnahmen aller Anbieter zu einem sich noch schneller und
häufiger verändernden Seitenbestand führen und damit eine entsprechend
aufwändige Reindexierung zur Folge haben werden. Da wäre es kein Wunder,
dass Google sich immer mehr auf aktuelle Seiten konzentrieren muss und
"alte" Seiten hintenanstehen.

Die Schuld sehe ich aber nicht bei Google. Jeder kann nur hoffen, dass denen
gute Lösungen einfallen, die das bisher erreichte nicht gefährden, sondern
weiterentwickeln.

Aber wenn Amazon mit 3 Mio Seiten 0,1% des Google-Indexes erfolgreich für
sich beansprucht und das HBZ mit 12 Mio Seiten 0,4% ergattern will, dann
dürfen das auch alle anderen (die durch solche Massnahmen z.T. ja erst auf
die Idee gebracht werden, sich an diesem virtuellem Wettlauf zu beteiligen,
"wenn die es tun, dann ich auch". Eversberg's Allmende lässt grüßen!)

Gruß, Christian Heinisch

Heinisch Informationsbewältigung e.Kfm.
http://www.informationsbewaeltigung.de