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AW: Ein neuer Weg! war: Just-in-time-Mentalität
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
> Warum ist die Bibliothek nicht so einfach, wie die Mensa oder
> wie Straßenbahnfahren?
Die Mensa mag ja mancherorts noch recht einfach in der Handhabung sein.
Aber, Strassenbahnfahren bzw. die Verwendung des OePNV einfach? Jeder Verkehrsverbund hat andere Regeln. Da gibt es da eine Zoneneinteilung nach den Gemeindegrenzen, dort ist es wabenfoermig. Wer erhaelt wann welche Verguenstigungen? Alles doch recht unterschiedlich. Und, es gibt nicht nur die Personen, die nicht eine Bibliothek benutzen koennen. Mir sind auch schon Leute begegnet, die, anscheinend ihr Leben lang als Kind im Auto herumkutschiert worden sind und, kaum Erwachsen, den Fuehrerschein in der Tasche, dann mit vielleicht 25 das erste Mal in ihrem Leben selbstaendig einen Fahrschein am Automaten loesen sollen und nicht wissen wie. Diese Leute gibt es tatsaechlich.
> Wenn wir unsere Titelaufnahmen samt Besitznachweisen als
> HTML-Seiten ins Netz bringen und google und Co diese Seiten
> indexieren, wird ein Großteil der Probleme bei der
> Literatursuche entfallen.
Wenn ich im Katalogsaal, wie heute abend, bei Beginn des Abenddienstes ein wenig aufraueme, erwische ich so manchen Blick auf die OPAC-Terminals und, anscheinend frustriert abgebrochene, Suchanfragen. Wenn ich dann sehe, was in den Suchfeldern so steht, kann man nur den Kopf schuetteln. Mit dieser Art von Suchanfragen wird man auch bei Google nicht gluecklich.
> Studierene und andere Bibliotheksbenutzerinnen und -Benutzer
> 'fit' zu machen in der Bibliotheksbenutzung ist ein (guter) Weg.
> Wie hier geschildert, ist er mühsam, steinig und schwierig.
Es war fuer unsere Benutzer auch muehsam, steinig und schwierig als Kinder lesen und schreiben zu lernen (Da vielerorts heutzutage mit Bildsymbolen gearbeitet wird, wird es einem aber auch immer einfacher gemacht. Es gibt ca. vier Mio. Analphabeten in Deutschland. Bei wievielen davon handelt es sich um sekundaeren oder funktionellen Analphabetismus? Bei dieser Zahl muss man sich einmal bewusst machen, welches Privileg wir Bibliothekare gegenueber diesem Personenkreis besitzen, indem wir uns mit Themen wie Normdateien von Personen- und Koerperschaftsnamen, Ansetzungen und Verweisungen von Schlagwoertern und der richtigen alphabetischen Ordnung in unseren Katalogen beschaeftigen koennen).
Es kann doch nicht sein, dass wir Bibliothekare uns darueber den Kopf zu zerbrechen haben, wie wir Wege finden, anderen Menschen, die sich vielleicht sogar noch etwas darauf einbilden zukuenftige Akademiker und eine wissenschaftliche, wirtschaftliche etc. Elite zu sein, ihre gewuenschte Literatur womoeglich bis ans Bett in der Studentenbude zu tragen. Wenn wir diesen Weg gehen, dann ist er fuer uns tatsaechlich sehr muehsam, steinig und schwierig. Es kann von Studenten aber sehr wohl verlangt werden, sich damit auseinanderzusetzen, wie sie selbst an ihre Literatur herankommen.
Wenn wir davon ausgehen, dass die Benutzer von Hochschulbibliotheken mit unseren derzeitigen OPACs, die ja meilenweit benutzerfreundlicher als PI-Zettelkataloge sind, ueberfordert sind, dann Gute Nacht Deutschland (Schweiz und Oesterreich wohl genauso)!
Aber, provokante These: Vielleicht sind unsere Benutzer ja auch schon mit der Bibliotheksbenutzung in einzelnen Bereichen unterfordert? Und gerade weil unsere Benutzer sich unterfordert fuehlen, machen sie Eingabefehler im OPAC und meinen, eine Einfuehrung in die Bibliotheksbenutzung nicht notwendig zu haben? Vielleicht muss man ihnen nur das Gefuehl geben, dass sie bei der Benutzung der Bibliothek gefordert sind, damit sie das als wichtig genug erachten, sich damit eingehend und umfassend zu beschaeftigen? Nicht nur Etappenweise. Dann lernen sie auch, den OPAC mit allen Funktionen zu benutzen, nicht nur: Ich kenne das Notwendigste und wenn ich einen Ausdruck auf Papier oder sonst etwas, was darueber hinaus geht brauche, dann frage ich halt das Personal (oder anders: Beim Betriebssystem meines PCs kann ich optionelle Komponenten nachtraeglich installieren, so handhabe ich es eben auch mit meiner Kenntnis der Bibliotheksbenutzung). Hier koennten tatsaechlich die vorgeschlagenen Credit Points oder eine Studienbescheinigung dazu beitragen, Abhilfe zu schaffen.
Einen schoenen Abend wuenscht (nicht im Biergarten sondern im Katalogsaal bis 21.00 Uhr)
Bernd Martin Rohde
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Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH)
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