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Re: Just-in-time-Mentalität bei Studenten



At 13:59 05.05.2003 +0200, you wrote:
>... sicher sind wir nicht alleine mit dem Problem "Wie vermittle ich Informationskompetenz an Hochschulstudenten?". Oder seien wir ehrlicher: "Wie kann ich die Studierenden  dazu bringen, sich zumindest minimal über die einfache Suche nach Büchern und Zeitschriften im OPAC zu informieren, damit unser Thekenpersonal nicht 3.000 Einzeleinführungen machen muss?"

Sehr geehrte Frau MacKenzie,
nein, ganz sicher sind Sie damit nicht allein!
Ich möchte zunächst eine illustrierende Anekdote zum Besten geben: Eine Studentin konnte nicht aus unserem OPAC ausdrucken. Ich habe es ihr gezeigt, zugleich ihr die Teilnahme an einer unserer OPAC-Einführungen nahegelegt: dort werde nicht nur das Ausdrucken erklärt, sondern sie lerne, auch alle anderen Funktionen zu nutzen - ihre Antwort: alles Andere kann ich. Deutlicher als mit einer solchen Abfuhr kann man nicht auf den Punkt bringen, was Sie "Just-in-time-Mentalität" nennen: sie konnte ihr Recherche-Ergebnis ausdrucken, und das genügte ihr in diesem Moment. Hinzu kommt ein Mangel an Problembewusstsein. Dass sie nicht in der Lage sein könnten, die angebotenen Informationsmittel optimal zu nutzen, wird von den Studierenden so oft nicht gesehen; irgendein Ergebnis kommt schließlich (fast) immer heraus.
Die meisten Studierenden erreichen wir mit unseren bibliothekarischen Angeboten nicht mehr direkt. Ich halte deshalb auch nicht allzuviel von online-Tutorials. Warum sollte diese jemand durcharbeiten, der schon nicht bereit war, sich in einer Einführung erklären zu lassen, wie man den OPAC nutzt? Zumal die meisten Tutorials wenig attraktiv sind! Beim Auftreten eines Problems, im akuten Fall sozusagen, sich an die Information zu wenden ist viel einfacher. Wogegen grundsätzlich nichts zu sagen wäre, träte dieser akute Fall mangels Schulung nicht in den meisten Fällen erschreckend schnell ein. Verbringen Sie also Ihre Abende und Wochenenden lieber Im Biergarten.
Einige Studierende kommen allerdings später doch noch zu unseren Einführungen, dann nämlich, wenn Prüfungen und Abschlussarbeiten anstehen ...
Der Weg zu den Studierenden führt meines Erachtens vor allem über den Lehrbetrieb. Bibliotheksführungen, Einführungen in die Nutzung des OPACs,  Nutzung von Datenbanken, Literatursuche im WWW usw. müssen Bestandteile von propädeutischen Veranstaltungen werden. Mit einigen Fächern klappt das bei uns inzwischen ganz gut, längst nicht mit allen selbstverständlich. Von den im Aufsatz von Susanne Rockenbach (Bibliotheksdienst. 2003. H.1) geschilderten hervorragenden Bedingungen an der UB/LMB Kassel sind auch wir noch weit entfernt.
Ich hoffe, dass das Wetter in München genau so schön ist wie hier In Lüneburg!
Viele Grüße
Rainer Pörzgen




Rainer Pörzgen
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