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Arbeitsmarktlage für Bibliothekare: Bibliotheksdienst 2003 H. 3
Liebe Fr. Beck,
ich kann Ihnen nur raten mehr Selbstvertrauen in Ihre Qualifikation zu
legen. Erst einmal sind Sie als Dipl. Bibl. (FH) für den gehobenen Dienst
qualifiziert, ob es sich hier um OEB oder wiss. handelt ist dabei
nebensächlich. Dann kann ich Ihnen nur raten sich auf alles zu bewerben, was
nur ansatzweise nach Bibliothek riecht. Im schlechtesten Fall werde Sie
nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen, im besten Fall ist dieses Detail
dem Arbeitgeber nicht wirklich wichtig. Heute Bibliothekar zu sein ist halt
mehr als nur RAK WB oder OEB. Ich habe auch den Schwerpunkt OEB im Studium
gewählt und habe nicht einen Tag in einer öffentlichen Bibliothek
gearbeitet. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich nur sagen, das RAK nur eine
untergeordnete Rolle gespielt hat. Viel wichtiger war/ist die Fähigkeit im
Verbund zu katalogiesieren und die Kompetenz dazu sollte jeder
Studienabgänger doch mitbringen oder doch zumindest in der Lage sein sich
diese anzueignen.
Was seit Ende der 90er zu beobachten ist, ist doch dass der öffentliche
Dienst sich aus Gründen der Kostenersparniss konsequent als Arbeitgeber
verabschiedet. Es werden nur noch die dringend notwendigsten Stellen sofort
neu besetzt, alle anderen Stellen werden erst einmal mit einer Vakanz von
4-12 Monaten belegt. Die Stellen, die dann vergeben werden, sind oftmals
keine reinen Dipl. Bibl. Stellen mit einer Vergütung nach BAT Vb, sondern
darunter und zudem noch befristet. Ich kenne keinen meiner ehemaligen
Kommilitonen, die auf anhieb eine unbefristete Stelle bekommen haben. Einige
haben sich auf Assistenstellen beworben und konnten sich bisher noch nicht
verbessern. Gerade im norddeutschen Raum ist die Lage besonders
deprimierend.
Es wäre wirklich einmal interessant die verantwortlichen Personalchefs dazu
zu hören. Wie sieht die Arbeitsmarktlage in ein paar Jahres aus, wenn die
grosse Rentenwelle eingetreten ist. Wer soll dann eigentlich die
Bibliotheken übergangslos weiterführen?
mit freundlichem Gruss aus Kiel
Oliver Weiner
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: owner-inetbib _at__ ub.uni-dortmund.de
[mailto:owner-inetbib _at__ ub.uni-dortmund.de]Im Auftrag von Beck, Bianca
Gesendet: Donnerstag, 27. März 2003 10:25
An: 'Internet in Bibliotheken'
Betreff: RE: Bibliotheksdienst 2003 H. 3
Liebe INETBIBlerInnen,
Johannes Diestelmann schrieb:
> Obwohl die Tätigkeitsmerkmale des BAT wohl bezüglich der
> Vergütungsgruppe Vb als Eingangsstufe für den gehobenen Dienst
> einschlägig sind, greifen junge Diplombibliothekar/innen in der Tat
> notgedrungen als Alternative zur Arbeitslosigkeit nach Stellen, die
> eigentlich für den mittleren Dienst resp. für Fachangestellte für
> Medien- und Informationsdienste ausgeschrieben sind.
Ja, das ist in Tat so, zumindest bei mir persoenlich. Aber mal ganz ehrlich,
lieber nehme ich eine Stelle an, die unter meiner Qualifikation liegt, als
das ich arbeitslos bin. Es ist ohnehin schon schwierig genug. Fuer mich als
OEBlerin noch mehr, meiner ganz persoenlichen Erfahrung, jedenfalls im
Moment. Da werden im Prinzip nur zwei Arten von Stellen ausgeschrieben.
Entweder Assistenz- oder WB-Stellen. Fuer die ersteren bin ich eher
ueberqualifiziert, wenn man sich die klassischen Arbeitsplatzbeschreibungen
ansieht. Und mal ganz abgesehen davon, moechte ich natuerlich nicht, dass
mir ein Bibl.-Ass. vorwerfen kann, ich wuerde versuchen ihm/ihr die ohnehin
wenigen Stellen wegzunehmen. Und fuer die letzteren fehlt mir dann wieder
die Qualifikation. Ich als OEBlerin hatte z.B. RAK-WB fuer OEB nur ein
Semester lang und das freiwillig. RAK-WB ist aber in so gut wie allen
Stellenbeschreibungen eine Pflichtvoraussetzung. Im Studium wurde gesagt,
RAK braucht man als OEBler eh nicht und veraltet sei es auch. Sehe ich mir
Stellenbeschreibungen braucht man sie doch. Und veraltet hin oder her,
benutzt werden die Regeln trotzdem. Also sollte man sie doch wollen auch
koennen.
Dann wird ja auch eine abgeschlossene Ausbildung für den gehobenen Dienst an
wissenschaftlichen Bibliotheken vorausgesetzt. Tja, "dumm gelaufen", die hab
ich als OEB (FH) natuerlich nicht. Und es reicht bei weitem nicht, einfach
zu sagen, das koenne man lernen waehrend man seinen Job macht, oh nein, man
braucht ein Blatt Papier auf dem explizit draufsteht Herr/Frau Sowieso hat
diese und jene Qualifikation. Hat man sie nicht, kommt die Bewerbung
zurueck, ohne dass man auch nur eingeladen wurde.
Mein Lebenslauf sieht, obwohl ich erst seit knapp zwei Jahren im vollen
Berufsleben stehe, ziemlich "bunt" aus. Sieht dass ein Personaler, wird
meine Bewerbung eher wieder zugeklappt und abgelehnt. Ich bin jetzt das
zweite Mal bei der Zeitarbeit, sozusagen zur Ueberbrueckung ;-), und ich hab
es sicherlich nicht schlecht getroffen, aber eine feste Stelle waere mir
schon wesentlich lieber. Eine Stelle, bei der ich weiss, hier kann ich
arbeiten, ohne dass ich Angst haben muss, meinen Job zu verlieren, weil das
Geschaeft schlecht laeuft oder die Kassen leer sind.
Leere Kassen hin oder her, wie soll man als junger Dipl.-Bibl. oder
ueberhaupt junger Arbeitnehmer, Berufserfahrung sammeln, wenn in jeder
Stellenausschreibung drinsteht, mehrere Jahre Berufserfahrung erwuenscht.
Oder die Stellen der zukueftigen Pensionaere und Rentner gleich ganz
gestrichen werden. Oder wenn die Staedte und Gemeinden
(Stadtteil-)Bibliotheken eher schliessen und somit Stellen einsparen... usw.
Ich weiss, fuer mich, dass ich alles tun werde, um meine Stelle behalten zu
koennen, auch wenn d.h., dass ich nicht als Bibliothekarin sondern z.B. als
Sekretaerin arbeiten muss. Ich versuche halt flexibel zu sein und zu
bleiben, und das im Rahmen meiner Moeglichkeiten.
Mit freundl. Gruessen Bianca Beck
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Bianca Beck
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