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Re: Suchmaschine SCIRUS
Bernhard Eversberg schrieb:
> Aber: wenn einer wirklich nur "Mittelalter" eingibt, kann kein Algorithmus
> feststellen, auf welchen Diskurs sich das beziehen soll.
Vielleicht erinnert man sich, was ich geschrieben hatte. Ausgangspunkt
war genau die Feststellung, dass bei Eingabe von Mittelalter
Wissenschaftler (vielleicht 5 % der Internet-Nutzer, vielleicht auch
mehr, es steht sicher irgendwo) wissenschaftliche Seiten erwarten, Laien
aber Seiten, die sich mit Mittelaltergruppen, Mittelaltermaerkten und
vergleichbarem Schabernack bzw. neutraler formuliert: Zeitvertreib
beschaeftigen. Daher schrieb ich, Ziel muesste eine Rueckfrage an den
Benutzer sein, was er wuenscht.
Die Koexistenz zweier Diskurse ist eine empirische Frage, die aber
vielleicht durch Algorithmen, die auf Linkgemeinschaften basieren,
nachvollzogen werden kann.
Eine solche Gruppierung ist doch auch nichts anderes als das Clustering,
was manche Suchmaschinen bereits anbieten.
Anders als beispielsweise bei der Eingabe von "Stadtpatron" handelt es
sich bei der Einwort-Suche Mittelalter um eine hinreichend globale
Fragestellung. Und in einem solchen Fall waere die Suchmaschine gut
beraten, eigene oder fremde thematische Verzeichnisse in das Ranking mit
einzubeziehen.
Leider stelle ich in meiner Uebung fest, dass kaum Kenntnisse ueber
thematische Verzeichnisse verbreitet sind. Auch das Google-Verzeichnis
ist so gut wie nicht bekannt, obwohl es bei einer Suche ganz oben steht.
Und in der Ranking-Reihenfolge steht von den dort redaktionell (dmoz)
gelisteten Seiten die MGH an erster Stelle.
Es mag ja didaktisch richtig sein, dass Herr Eversberg darauf verweist,
wie "dumm" Suchmaschinen eigentlich sind, aber ich denke nicht, dass
seine Ausfuehrungen unwidersprochen bleiben muessen.
Wenn Suchmaschinenbetreiber sich entscheiden wuerden, staerker auf
thematische Verzeichnisse zu setzen, dann waere es ganz egal, ob es auf
der Seite des Mittelalters heisst oder das Mittelalter. Eine
Metadatenerschliessung kann ja auch von dritter Seite erfolgen, auch
wenn es natuerlich sinnvoll ist, dass die Webmaster selbst Metadaten
festlegen.
Ein schlagendes Beispiel sind die genannten MGH: dort heisst es auf der
Startseite kein einziges Mal Mittelalter. Google koennte ohne weiteres
formal festlegen: Wenn es zu der Suchanfrage eine Kategorie im
thematischen Verzeichnis gibt, stelle sicher, dass die erste Seite in
der Ranking-Reihenfolge unter den top ten der Ergebnisliste ist. Ob
Google das möchte, ist eine andere Frage - sie hat nichts damit zu tun,
was derzeit machbar ist.
Klaus Graf
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.