Re: Suchmaschine SCIRUS

["Bernhard Eversberg" <ev _at__ buch.biblio.etc.tu-bs.de>]

On 5 Nov 02, at 17:15, Klaus Graf wrote:

> Ich habe zwar im Augenblick keine naeheren Angaben und Nachweise parat,
> aber vor einiger Zeit wurde eine neue Suchtechnologie in der Fachpresse
> erwaehnt, die auf der durch Verlinkung feststellbaren
> Gemeinschaftsbildung von Webangeboten basiert.
Auch das waere noch immer eine algorithmisch-formale Arbeitsweise (was anderes
koennen Computer derzeit ja gar nicht), wobei aber die Feststellung einer
engmaschingen Verlinkung mit einer inhaltlichen Verwandtschaft korrelieren
wuerde, also durchaus was bringen koennte. Diese Dinge sind aber wohl noch nicht
anwendungsreif und erfordern vermutlich noch mehr Verarbeitungsleistung als was
Google derzeit macht.

> Auch wenn von
> MA-Unterhaltungsseiten einzelne Links zu wiss. Seiten fuehren und
> umgekehrt handelt es sich doch um zwei getrennte Diskurse, was sich in
> der Verlinkung, aber auch in Schluesselbegriffen ausdrueckt. Ich habe
> zwar bei den Clustering-Angeboten von Metasuchmaschinen noch nicht viel
> Brauchbares gefunden, aber ich denke, dass dieses Instrument durchaus
> noch nuetzlicher werden wird.
>
Aber: wenn einer wirklich nur "Mittelalter" eingibt, kann kein Algorithmus
feststellen, auf welchen Diskurs sich das beziehen soll.

> Von dem semantischen Web ganz zu schweigen, aber davon habe ich zuwenig
> Ahnung.
>
Es ist noch nicht absehbar, wann es in Betrieb gehen wird. Aber es verlangt von
den Site-Betreibern noch mehr als die Dublin-Core-Bewegung, die Aussichten sind
also begrenzt.

Und ausserdem: Haette eine Site den Titel "Die Mittelalterseite" oder "Welt des
Mittelalters" und kaeme im Text das Wort "Mittelalter" selbst nirgends vor, so
kaeme sie wohl bei keiner Suchmaschine unter die ersten 10, und waere sie auch
die beste Mittelalter-Staette der Welt. Von Sites in anderen Sprachen gar nicht
zu reden. Will sagen: die Grenzen des formalen Indexierens sind enger und die
Maschen der Netze von Google etc. sind weiter als mancher sich das denkt. Was da
stattfindet, ist ja kein Dialog, ist nicht das Beantworten einer Frage, sondern
das Abgleichen von eingegebenen Zeichenketten mit gespeicherten Zeichenketten
(mit einigen zusaetzlichen Manipulationen, die aber von Intelligenz weit entfernt
sind; bei Google gibt es sogar nicht einmal Trunkierung).
Noch ein Beispiel: mit der Anfrage "mittelalter archäologie" findet man nicht die
Site www.mittelalterarchaeologie.de, weil dort im Text nie "Mittelalter" steht,
sondern nur "des Mittelalters".
Das gehoert zu den Dingen, die wir immer noch und immer wieder rueberbringen
muessen.

B.E.


Bernhard Eversberg
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