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Bibliothekssysteme, Register u.ä.



Liebe INETBIBlerInnen,

nach einer kurzen Diskussion mit einigen wenigen Kollegen/Innen, die auch in
der Liste sind, und auf entsprechender Anregung, möchte ich auch noch etwas
zu diesem Themenkomplex sagen.
Das Problem bei den Bibliothekssystemen ist nicht in erster Linie das
unterschiedliche Format, es sind auch nicht die magazinierten Bestände.
Schwierigkeiten ergeben sich aus den unterschiedlichen Geschäftsgängen. Die
meistverbreitesten integrierten Bibliothekssysteme sind eben für das gängige
Bibliotheksmodell aus dem amerikanischen Raum ausgelegt. Für die
althergebrachte deutsche Struktur (Buchdurchlauf: Erwerbung, SK, AK,
Signierstelle) sind solche Systeme nicht einwandfrei anzuwenden. Zumindest
wird dies von einigen Leuten gesagt und auch ich habe schon Problemstellen
im Buchdurchlaufsalltag entdeckt. Es geht schon, nur für diese Struktur sind
diese Programme nicht gedacht.
Problematik Register. Hier wurde das Thema Automatische Indexierung (z.B.
Projekt MILOS) angesprochen. Es wäre doch sehr von Vorteil, wenn ein
Benutzer, der bei der Stichwortsuche "Buchwesen" eingibt, auch ein Werk mit
dem Titel "Buch- und Bibliothekswesen" findet. Hier liegt noch sehr viel
Programmierarbeit vor den EDV-Leuten, dieses zu realisieren. Das ist aber
eine rein EDV-technische Sache, da können wir mit Katalogisierungsregeln
nichts gross ändern. Jedoch würde man in diesem Fall darauf verzichten
können, bei einen HST, der mit Zahlen beginnt, diesen auch noch mit dem
ausgeschreibenen Zahlwort aufzuführen: Wer "100" eingibt, findet dann auch
"hundert" und "einhundert" und umgekehrt. Und zum Thema Google: Versuchen
Sie mal französichsprachige Seiten zum Thema "Tee", also "thé" zu finden,
auch unter google.fr. Sie bekommen alles mögliche mit dem englischen
Wörtchen "the", also sehr viel, nur über "Tee" finden sie nichts (é wird
automatisch zu e).
Abschliessend eine Bemerkung zu der Leistungsfähigkeit des deutschen
Bibliothekswesens in Bezug auf die Erarbeitung eines eigenen Regelwerks: Als
im benachbarten Ausland lebend hat man ja einen etwas anderen Blickwinkel
auf die Geschehnisse im Heimatland. Viele meiner Bekannten in Deutschland
sehen die nahe Zukunft in Deutschland aus der Sicht der wirtschaftlichen
Leistungsfähigkeit absteigend, eine richtig pessimistische Stimmung hat sich
da teilweise breit gemacht. Und diese Stimmung meine ich in diesem Kontext
auch aus dem DFG-Statement zum Umstieg herauszuhören, wenn es bezweifelt
wird, "dass dies von Deutschland aus geleistet werden koenne". Sicherlich
kann Deutschland nicht alleine ein Regelwerk entwickeln, dass automatisch
für die ganze Welt gelten soll. Aber aus Deutschland sind im Verlauf der
Geschichte immer wieder Standards hervorgegangen, die eine weltweite
Verbreitung gefunden haben. Derzeit gibt es in Deutschland die Experten, es
gibt die Entwüfe für RAK2. Wenn dies jetzt alles fallengelassen wird,
zugunsten einer einfachen Übernahme, dann steht man in Zukunft in
Deutschland eher ohne eigene Konzepte da, wenn es um die Mitarbeit an einem
international gebräuchlichen modernen Regelwerk geht, als wenn man jetzt die
RAK2 fertigstellt und mit den dort vorgenommenen Verbesserungen am
internationalen Tisch mitgestaltet. Die Devise sollte lauten: Am Ball
bleiben und auch nicht den Glauben an das innovative Deutsche
Bibliothekswesen verlieren!

Gruss aus Bern
Bernd Martin Rohde
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Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH)
Weissensteinstrasse 49c, CH 3007 Bern
Tel.: +41 (0)31 3716538, mailto:b.m.rohde _at__ gmx.net
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