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Re: Entgegnung Der Deutschen Bibliothek Rahmenvereinbarung Netzpublik ationen



Sehr geehrter Herr Roedding,

bezüglich der Aussage:
> > Wissenschaftliche Bibliotheken sind (und können nur) die wichtigste
> > Rationalisierungsmaßnahme der Wissenschaft sein, wenn durch sie
überflüssige
> > Doppelarbeit verhindert wird. Genau genommen ist Wissenschaft ja gerade
> > dadurch definiert, dass Wissen produziert wird, das bis dato noch nicht
> > publiziert worden ist. Das geht nur, wenn das Wissen der Welt in den
> > Bibliotheken allgemein verfügbar ist.
>
> Nun ja, es gibt schon alternative Publikationsformen, das zeigt
> das Internet ganz deutlich. Von daher gehört ausschließlich im
> Internet publiziertes Wissen zunächst auch zum Stand der Wissen-
> schaft, selbst wenn es den Weg in die Bibliotheken noch nicht
> geschafft haben sollte.

ist es nur eine Frage der Definition, was wir heute unter einer Bibliothek
verstehen.
Viele verstehen (bewusst oder unbewusst) darunter noch immer eine geordnete
Sammlung
gedruckter Bücher (wie im Hacker). Wenn wir dagegen, was ich für unabdingbar
halte,
die Virtuelle Bibliothek miteinbeziehen, dann sind "alternative
Publikationsformen"
auch Gegenstand der Bibliothek.

Sie schreiben: "Ebenso können
> geheime Unterlagen durchaus urheberrechtlichen Schutz genießen."

Das ist hinsichtlich archivarischer Dokumente sicher richtig.
Aber gerade diese sollte man meines Erachtens nicht mit Publikationen
verwechseln.

Was den Quellcode eines Computers betrifft, so ist Ihre Ansicht im Grundsatz
sicher richtig.
Ich denke, dass dies vergleichbar ist mit einem wissenschaftlichen
Experiment dessen
Ergebnis publiziert wird. Die einzelnen Messwerte werden im allgemeinen auch
nicht mitgeliefert.

> Für die Chinesen ist es gut, XML zu benutzen. Für uns wäre es in der
> derzeitigen Situation schädlich.

Das sehe ich so nicht, zumal die USA zumindest im militärischen Bereich
schon seit mehreren Jahren
grundsätzlich in SGML archivieren. Was Java anbelangt, so würde ich im
Moment hier auch noch
vorsichtig sein. XML muss aber nicht automatisch Java bedeuten.
Es geht hier, wie fast überall, um die Verhältnismäßigkeit.
Solange Bibliotheken und Dokumentationen grundsätzlich reine ASCII-Texte
elektronisch archiviert haben
(und damit haben sie Jahrzehnte Erfahrung) ging es ebenfalls um diese
Verhältnismäßigkeit.
Gleiches gilt für Schwarzweißbilder, bevor es den Farbdruck gab.

> Bei den Chinesen sieht die Situation anders aus: a) haben die relativ
> viele Leute, die noch "richtig" programmieren können. b) haben die
> keine Hemmungen, mit Raubkopien zu arbeiten. Fazit: China kommt billig
> zu einem Ergebnis, was bei uns um Dimensionen teurer bzw. schwerer
> zu erreichen wäre.
Diese (Ihre) Gründe für die Einführung von XML bei der Nationalbibliothek in
China,
halte ich für höchst unwahrscheinlich.
>
> > Als kurze Bemerkung - es schiene mir auch preiswerter in Deutschland
> > Bibliotheken verstärkt mit Rechnern zu versehen,
> > anstelle alle Schüler mit Laptops auszustatten.
>
> Das wird man sich flächendeckend sowieso nicht leisten können.
...
> Umgekehrt könnte man aber auch mit spitzer Zunge dazu sagen, daß die
> 4 1/3 Billig-Spezial-Notebooks, die ein Schüler bei "Komplettversorgung"
> in seinem Gang durch die Klassen "verbraucht", die Gesamtkosten der
> schulischen Ausbildung um weniger als 10 % erhöht würden...

Mein Punkt ist, das Laptops bei vergleichbarer Leistung das Doppelte dessen
kosten, was ein Tischrechner kostet,
dass sie rascher veralten (als Rechner die man leicht nachrüsten kann), dass
sie leichter verschwinden bzw. kaputt gehen,
dass Tischrechner in Bibliotheken eine größere Auslastung haben könnten, und
dass unter dem Strich, Bibliotheken etwa
zu Einsparungen von 50 % führen würden. Unbeschadet dessen können sich alle
die es wollen Laptops kaufen.
Insgesamt ist die Kalkulation also sicher komplex, aber in jedem Falle
erwägenswert.

MfG

Umstätter




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