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Re: Entgegnung Der Deutschen Bibliothek Rahmenvereinbarung Netzpublikationen



Klaus Graf <graf _at__ uni-koblenz.de> writes:

> Was das Verschwinden von Webseiten angeht, so ist das allerdings in der
> Tat ein gravierendes Problem.

Das "Problem" ist eher die Vorstellung, die wir von Wissenschaft haben.
Dies kann man leicht erkennen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass ein
bedeutender Teil des Wissens der Antike nur in Zitaten überkommen ist.

> Immerhin kann auf web.archive.org hingewiesen werden (in der Hoffnung,
> dass dieser Dienst laengerfristig besteht ...)

Dieser Dienst setzt nach meinen Experimenten bestimmte Webbrowser
voraus (mit lynx funktionierte die Verlinkung nicht, gestestet mit
gutenberg.aol.de).  Wer glaubt, man könne "Infos" zentral für alle
Ewigkeiten speichern, irrt; das geht weder mit Büchern, nur mit
elektronischen Medien.  Derzeit kann es eigentlich nur so
funktionieren, dass der Autor sein Dokument elektronisch "signiert" und
dann Dokument und Signatur "ins Netz stellt".

Alle Bemühungen, Dokumente mit http://www.irgend.et.was eindeutig zu
verknüpfen, sind nicht zukunftsfähig; so etwas kann nur mit singulär
vorhandenem Material funktionieren (Codices, Handschriften, Kunstwerke
im traditionellen Sinn).

> Natuerlich koennten die deutschen Bibliotheken wissenschaftlich
> hochwertige Webinhalte auf freiwilliger Basis einsammeln, aber lieber
> paktiert die DEUTSCHE BIBLIOTHEK mit dem Boersenverein und wirft damit
> die Forschung um Jahrhunderte zurueck, in die Zeit der reisenden
> Historiker, die vor Ort Quellen aufspueren mussten.

Ja, über den Ansatz braucht man eigentlich kaum zu diskutieren.  Aus
beliebig vervielfältigbarem Material (Dateien) Unikate machen zu
wollen, ist realitätsfern (und sehr, sehr undemokratisch, da versucht
wird, Wissen zu monopolisieren -- zum derzeitigen Zeitpunkt möchte ich
allerdings _keine_ _Absicht_ in dieser Richtung unterstellen!).

> Es waere an der Zeit, digitales Pflichtexemplar und
> Urheberrechts-Novelle in einer Gesetzgebung und einem Aufwasch zu
> regeln, aber so weit denken kann und will DIE DEUTSCHE BIBLIOTHEK in
> ihrem masslosen Duenkel nicht.

Ja, aber ohne irgendwelchen abstrusen Formularaufwand.  Auch
HTML-Seiten kann man einfach in eine Archivdatei packen (.zip, .tar.gz
etc.) und diese dann elektronisch signieren.

-- 
ke _at__ suse.de (work) / keichwa _at__ gmx.net (home):              |
http://www.suse.de/~ke/                                  |      ,__o
Free Translation Project:                                |    _-\_<,
http://www.iro.umontreal.ca/contrib/po/HTML/             |   (*)/'(*)


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