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Re: Bibliothekswissenschaft



  Otto Weippert schrieb:
> Liebe Kolleginnen und Kolllegen
> At 18:03 15.01.98 +0100 Heinz Marloth wrote:
> > immer noch steht die behauptung von thomas hilberer im raum:
> > "eine bibliothekswissenschaft - dies nur am rande gesagt - gibt es
> > nicht; es kann sie sowenig geben wie eine wissenschaft etwa von der
> > verwaltung eines einwohnermeldeamtes oder vom betrieb eines gross-
> > kaufhauses. die bibliothekarische taetigkeit ist ... ein "handwerk" ...
> > [bibliotheksdienst 6/1991, s. 952]
>
> Dass Herr Hilberer das erkannt hat, ueberrascht mich ueberhaupt nicht -
> hoechstens, dass er schon mit vergleichsweise jungen Jahren die Sache so
> klar gesehen und sich nicht gescheut hat, es auch auszusprechen. Ich denke,
> noch andere Leute mit mehr Jahren auf dem Buckel (und entsprechend staerker
> verkrustet) werden es so sehen. 
> .....

ob es eine bibliothekswissenschaft geben muss oder nicht, ist natuerlich auch
abhdngig von der beantwortung der frage, was denn eigentlioch die aufgabe
von bibliothekarInnen ist. und da gehen die meinungen auch international
sehr auseinander:

Waehrend Franz Grillparzer, durchaus in Uebereinstimmung mit der 
Auffassung anderer Bibliothekare und der Wiener Obrigkeit seiner 
Zeit, folgende Eigenschaften fuer einen Bibliothekar fuer unverzichtbar 
hielt:
7 "Ein mit ernsten Studien zugebrachtes Leben;
7 die ausgebreitetste Lektuere in allen Faechern der Wissenschaften;
7 Buecherkunde, als Hilfsmittel eigener Sammlungen betrieben;
7 voellige Vertrautheit mit den vornehmsten literarischen Sprachen als der 
griechischen, lateinischen, franzoesischen, englischen, italienischen 
und spanischen ...,"
musste sich Melvil Dewey, der Erfinder des nach ihm benannten Klassifika-
tionssystems, von den Trustees der Columbia University 1887 sagen lassen: 
"Die Taetigkeit eines Bibliothekars besteht darin, Buecher aus einem Regal 
zu nehmen und |ber eine Theke hinweg in die Haende eines Benutzers zu legen."

Pragmatisch wie immer, hatten die Briten dafuer gesorgt, da_ Bibliothekare 
nicht dem Gespoett anheim fallen konnten. Sie nannten einen der Groessten 
dieses Standes, Antonio Panizzi, den 'Prince of Librarians'.

mfg   H.M.
--
Heinz Marloth, Seehofstrasse  15, D-60594 Frankfurt am Main, Germany
Telefon: 069 - 61 23 94       eMail: marloth _at__ t-online.de



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