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Re: Zukunft des Bibliothekars



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Helmut Oehling <Helmut.Oehling _at__ ub.uni-stuttgart.de>
An: Internet in Bibliotheken <INETBIB _at__ ub.uni-dortmund.de>
Datum: Montag, 23. März 1998 17:20
Betreff: Zukunft des Bibliothekars


> [...]Gibt es nicht immer
>noch - ein Problem vor allem zweischichtiger Bibliothekssysteme - ganze
>Institute und Fakultaeten, die nichts von der Existenz eines Fachreferenten
>(bzw. unseres ganzen BErufsstandes) wissen? Kennt man ueberall den
>Fachreferenten persoenlich und nicht nur aus telefonischen oder
>E-Mail-Kontakten? Waehrend meiner Studienzeit wusste in Institut/Fakultaet
>niemand etwas davon...[...]


Tja, lieber Helmut Oehling, liebe Liste,

was so passieren kann, wenn eine Bibliothek und diejenigen, die darin und dafuer arbeiten, nicht, d.h. vor allem von denen nicht, die an einer Universitaet noch immer die Wege des Geldes bestimmen, WAHRgenommen werden, kann man heute aus dem folgenden Artikel von Goetz Aly in der "Berliner Zeitung" entnehmen.
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Feinde der Wissenschaft
Von Götz Aly
Der Akademische Senat der Freien Universität wird heute dazu ansetzen, das zersplitterte und völlig unübersichtliche Berliner Bibliothekswesen noch kaputter zu machen als es schon ist. Das dient den Partialinteressen einzelner Professoren. Ihre versammelten Repräsentanten wollen der zentralen Universitätsbibliothek in der Garystraße endgültig den Garaus machen. 
Beschlossen werden soll der vom Präsidialamt erdachte Antrag zur "künftigen Struktur des Bibliothekssystems". Demnach wird die UB zum Museum für alte Bücher. Ihr Jahresetat für Neuanschaffungen soll auf ein Minimum von wenigen Hunderttausend Mark ? einst waren es 4,5 Millionen ? gesenkt und damit jeder Gedanke an eine universelle Anschaffungspolitik erstickt werden. 
Die UB verfügt über 2,2 Millionen Bände, über ausgezeichnete Bibliothekare, eine glänzende bibliographische Auskunft. Die Benutzer schätzen sie uneingeschränkt, wie eine Umfrage ergab, die dem Präsidialamt unerwünscht war und dem Bibliotheksdirektor Ulrich Naumann disziplinarrechtliche Maßnahmen eintrug. In der UB treffen sich Studenten, Privatgelehrte und überhaupt die Freunde des Buchs, der Rara und der Wissenschaften aus ganz Berlin und Potsdam. Nur die Vertreter einer Berufsgruppe sieht man dort so gut wie nie ? es sind die Professoren der FU. 
Dieser Umstand erklärt viel. Denn der Anschaffungsetat der UB verschwindet ja nicht einfach im Nichts der Großberliner Haushaltslöcher, vielmehr wird er auf die einzelnen Institutsbibliotheken verteilt, es sind sage und schreibe fast hundert. Die wiederum sollen "organisatorisch zu zehn bis zwölf Bibliotheksbereichen zusammengefaßt" werden. Wichtig ist das schöne Wörtchen "organisatorisch". Die Spezial- und Splitterbibliotheken sollen nicht wirklich zusammengeführt, ihre Signaturen und Kataloge nicht vereinheitlicht werden. Das alte Chaos bleibt bestehen. Die einzelnen Institutsbibliotheken verfügen über unausgebildetes, oft muffiges, jedoch gewerkschaftsnahes Personal, die Öffnungszeiten werden willkürlich festgelegt, an das Ausleihen der Bücher ist vielfach nicht zu denken, die Anschaffungspolitik ist am Spezialinteresse einzelner Lehrstuhlinhaber orientiert. 
Die Sparzwänge sind unabweisbar. Eben deshalb müßte die UB gestärkt und ? ein Novum in Berlin ? bis Mitternacht und am Wochenende geöffnet werden. Aber die Professoren der FU gehen aus purem Egoismus den entgegengesetzten Weg. So wird die Wissenschaft ruiniert. Aus der vorsätzlichen Zerstörung der UB könnte leicht ein weiterer Schritt zur endgültigen Abwicklung der FU werden. Zum Mitleid besteht dann kein Anlaß
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Ich glaube, nicht nur das DBI, sondern auch die UB der FU koennte ein paar Solidaritaetsadressen gebrauchen.

Marcel Brannemann - Berlin
Tel.: 030/4434-2127 Fax: 030/4434-2129






Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.