Re: Zukunft des Bibliothekars

[Klaus-Rainer Brintzinger <klaus-rainer.brintzinger _at__ uni-tuebingen.de>]

Liebe Zukunfts-Diskutanten,

  Hat man wirklich schon ueberall in unserem beruflichen
> Umfeld von unserer Existenz/Taetigkeit Notiz genommenD? Gibt es nicht immer
> noch - ein Problem vor allem zweischichtiger Bibliothekssysteme - ganze
> Institute und Fakultaeten, die nichts von der Existenz eines Fachreferenten
> (bzw. unseres ganzen BErufsstandes) wissen? Kennt man ueberall den
> Fachreferenten persoenlich und nicht nur aus telefonischen oder
> E-Mail-Kontakten? Waehrend meiner Studienzeit wusste in Institut/Fakultaet
> niemand etwas davon...

Bei dieser Diskussion scheint mir vergessen zu werden (wie auch bei
vielen anderen bibliothekarischen Diskussionen), dass an den meisten
Unis der groesste Teil der Literaturversorgung nicht durch die UBs,
sondern durch dezentrale Bibliotheken erfolgt. Und was Oehling
vermutlich sehr richtig fuer die zentrale Komponete des zweischichtigen
Systems konstatiert, ist andererseits ein wichtiger Pluspunkt der
dezentralen Bibliotheken: Was wir in den Fakultaets- und
Seminarbibliotheken tagtäglich tun, ist zwar mit Sicherheit keine
Wissenschaft, doch der Fakultäts-/Institutsbibliothekar kennt garantiert
alle Professoren, die meisten Assistenten und auch einige Studenten
durch persönlichen Kontakt. Und selbstverständlich weiss er zumindest in
den Grundzügen, wer sich zur Zeit mit welchem Forschungsgebiet
beschäftigt und welche wissenschaftlichen Schwerpunkte gesetzt werden.
Und wenn er noch - wie z.B. hier der Fall - für die Fakultät
*Verwaltungstätigkeiten* zu erledigen hat (z.B. Etatverwaltung und
Budgetierung), so stellt sich die Frage, ob von ihm Notiz genommen wird
einfach nicht. (Die zahlreiche generelle Strukturprobleme deutscher Unis
sollen an dieser Stelle nicht erörtert werden).

Dies muss nicht zwingend für ein zweischichtiges System sprechen, doch
ganz offensichtlich gilt: Je ferner der Bibliothekar von seinem Klientel
(also Wissenschaftler und Studenten) ist, desto groesser werden die
Legitimationsprobleme.

Gruss aus einer Fakultätsbibliothek

Klaus-Rainer Brintzinger


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Dr. Klaus-Rainer Brintzinger
Juristisches Seminar der Universitaet Tuebingen
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