[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: Dublin Core etc.



Kollege Hilberer schrieb in der Metadaten-Frage:

> Bloss sollte man die Kirche im Dorf lassen und
> a) moeglichst einfache Regeln aufstellen

Aber was heisst das wirklich?
Ich hatte doch geschrieben:
> Die Welt der Buecher ist kompliziert, weil erstens das darin angesammelte 
> Wissen kompliziert ist und zweitens die menschlichen Beziehungen 
> kompliziert sind, in deren Zusammenhang die Aufzeichnungen erfolgen. 
> Dass unsere Regeln kompliziert sind, ist eine notwendige Folge.

Einstein hat mal gesagt: "Man muss eine Theorie so einfach machen wie 
moeglich, aber nicht einfacher." 
Wenn man darauf besteht, das trotzdem zu tun, darf man die Resultate nicht
"einfach" nennen, sondern "schlicht". Und die zu erwartenden Erfolge KOENNEN
nur leichte Verbesserungen sein, keine bahnbrechenden Fortschritte.
Nach einer Weile, wenn das Wachstum so weitergeht, wird man immer mehr 
spueren, dass der schlichte Ansatz doch zu kurz greift.


> b) diese Regeln so definieren, dass nach ihnen vergebene Meta-daten 
>    auch von den grossen Suchmaschinen beruecksichtigt werden.

Das hat wenig mit der Definition zu tun, sondern mit der Bereitschaft auf 
seiten der Betreiber, und die hat direkt damit zu tun, ob messbare Erfolge
zu erzielen sind: "Einschaltquoten" also. Deshalb hat man dort ja auch
schon untersucht, ob denn jemand fragt nach den Metadaten - und viele waren
es in der Tat nicht. (Was kein Wunder ist bei der geringen Dichte dieser
Daten und der noch geringeren Qualitaet.)

Weiter Hilberer:

> Beides leisten die von der Suchmaschine Fireball vorgeschlagenen 
> Regeln ...
> sie erweitern die Meta-Daten um mehrere Kategorien, setzen dabei aber 
> die Schlagwoerter genau so an wie allgemein ueblich (d.h. in der 
> Form, wie sie alle wichtigen Suchmaschinen verstehen). 
??? 
Von "Ansetzungsregeln" im richtigen Sinne ist doch da nirgends die Rede,
auch das hatte ich versucht, klarzumachen. Was Fireball macht, ist eine
schlichte Loesung im obigen Sinne. Vermutlich ist nichts anderes durch-
fuehrbar, man muss die Schlichtheit aber dann klar als solche sehen.
("In der Form, wie sie alle wichtigen Suchmaschinen verstehen" ist kein
Qualitaetskriterium, sondern heisst nichts anderes als "voellig 
unstrukturiert")

Hilberer weiter:
> Anders ausgedrueckt:
> den Pendolino (Zug mit Neigetechnik), der auf herkoemmlichen, 
> kurvenreichen Strecken schnell ist, wuerde ich dem superschnellen 
> Transrapid vorziehen,

Auch dieses Bild suggeriert wieder, es koenne eine einfache und trotzdem
oder gerade deshalb sehr gute Loesung geben. Es kann einen schlichten Ansatz
geben, der gegenueber Bibliothekskatalogen, wie wir sie kennen, deutliche
Maengel hat, und leider gerade hinsichtlich der Praezision - die man ja
eigentlich verbessern wollte.
Auch ich halte ein "hypertrophes" Regelwerk fuer nicht durchsetzbar, wo
schon die bisher versuchten, schlichten Ansaetze nicht flaechendeckend
greifen, man verstehe mich nicht falsch. Ich will nur erreichen, dass man
sich nichts vormacht ueber die zu erwartenden Verbesserungen.

Uebrigens hat vor kurzem Alan Ginsparg, der Erfinder des Preprint-Servers,
(leider habe ich das Zitat nicht zur Hand) in einem Vortrag gesagt, er
wuensche sich mehr Beteiligung von Bibliothekaren bei der Formulierung
und Realisierung von Nachweissystemen im Netz, weil es dort allzu chaotisch
zugehe.
Es ist gut, dass Bibliothekare in den diversen Projekten mitarbeiten,
was Herr Weiss ja ausfuehrlich aufgezeigt hat. Sie koennen insbesondere dazu
beitragen, dass grobe Fehler vermieden werden, und immer wieder bewusst
machen, dass gute Loesungen nicht "ganz einfach" sein koennen, sondern
ihren Preis haben, und warum das so ist.

MfG B.E.


Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329, 
D-38023 Braunschweig, Germany
Tel.  +49 531 391-5026 , -5011 , FAX  -5836
e-mail  B.Eversberg _at__ tu-bs.de  


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.