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Re: "Der erste denkende E-Mail-Postbote"
Dr. Uwe Jochum meinte:
| Frank Widerhold:
|
| >Das soll uebrigens kein Vorwurf sein - wie soll man ein Angebot auf
| >die Beine stellen, wenn kein Geld dafuer zur Verfuegung steht. Zwar
| >wird immer wieder in Sonntagsreden beteuert, wie wichtig es heutzutage
| >ist, sich mit Computern und Informationstechnologie auszukennen, aber
| >dazu, fuer gut ausgebildete Lehrkraefte, Hard- & Software Geld auszugeben,
| >ist offenbar kaum jemand bereit, der staatliche Mittel verteilt.
| >
| >Frank Wiederhold
| >
| Also mir ist nicht klar, wie Herr Wiederhold das meint. Vor einiger Zeit
| habe ich darauf aufmerksam gemacht, daß in der Bundesrepublik bis zum Jahr
| 2000 rund 4 Milliarden DM in die Digitalisierung der Hochschulinfrastruktur
| gepumpt werden. Daraus kann man doch nur schließen, daß erstens das Geld da
| ist und daß es zweitens genau dorthinkommt, wo es hinsoll.
| Eine andere Frage ist freilich, ob das Geld gut ausgegeben ist. Und das
| bezweifle ich sehr. Denn erstens fehlt das Geld ja an anderer Stelle, etwa
| in den Etats der Bibliotheken für den Bücherkauf und die
| Zeitschriftenabonnements. Und zweitens wird allzuschnell davon ausgegangen,
| daß der Informationsmarkt, der sich da ausbildet, etwas mit Bibliotheken zu
| tun hat. Hat er aber nicht. Wer die Augen nicht ganz zu macht, der kann
| doch nicht übersehen, daß das Internet nichts weiter ist als Medium zur
| Steuerung des globalen Warenverkehrs mit ein bißchen Kultur drumherum (so
| ähnlich, wie das Fernsehen voller Meuchelmorde ist mit ein bißchen
| Kulturzeit und Aspekte drumherum).
| Daß es an der theoretischen Durchdringung des Phänomens hakt, erkennt man
| daran, daß durchaus richtig darauf hingewiesen wird, daß es doch ein
| Ärgernis ist, wenn Bibliotheken den Studenten kostenlos Email zur Verfügung
| stellen. Ganz Eifrige legitimieren das natürlich sofort damit, daß es da um
| die Erlernung einer neuen Kulturtechnik oder dann auch gleich um die
| zukünftige Sicherung von Arbeitsplätzen geht. Ich stelle mir also vor, daß
| Bibliotheken ihren Nutzern dann auch kostenlos Telephone zur Verfügung
| stellen (die kann man auch für das Mahngeschäft benutzen, und die
| Datensicherheit ist wohl höher als im Internetz). Und um auf dem Sektor der
| Kulturtechnikvermittlung nicht abgehängt zu werden, sollte endlich einmal
| eine Bibliothek einen DFG-Antrag stellen, der Folgendes zum Inhalt hat: ein
| zweijähriges Projekt zur Erlernung des Umgangs mit Videorecordern, deren
| Bedienung sicherlich so komplex ist wie die Bedienung von PCs. Im
| Projektantrag könnte man darauf hinweisen, daß immer mehr Informationen
| visualisiert werden und wir den Nutzer nicht alleine lassen sollten. Im
| übrigen bahnt sich ja die Synthese von PC und TV an, so daß das Projekt
|auch ideologisch-technisch an der vordersten Front stünde. Na, wer probierts?
vermutlich waren es aehnlich ignorierende Meinungen, die
dazu gefuehrt haben, dass in Europa eifrig und suendhaft teuer
OSI standardisiert wurde, waehrend in Nordamerika TCP/IP implementiert
wurde. Heute gibt es fast nur noch TCP/IP.
Kopfschuettelnd,
Benedikt Homann.
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.