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[InetBib] Call for Paper: Veit Ludwig von Seckendorff. Politik, Gelehrsamkeit und Adel im 17. Jahrhundert
- Date: Thu, 10 Feb 2022 08:01:58 +0000
- From: Jacob Schilling via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] Call for Paper: Veit Ludwig von Seckendorff. Politik, Gelehrsamkeit und Adel im 17. Jahrhundert
Call for Paper: Veit Ludwig von Seckendorff. Politik, Gelehrsamkeit und Adel im
17. Jahrhundert. Interdisziplinäre Tagung
Der Gelehrte und Staatsmann Veit Ludwig von Seckendorff (1626*1692) gilt als
einer der wichtigsten Exponenten der Gelehrtenrepublik zwischen Dreißigjährigem
Krieg, Pietismus und beginnender Aufklärung. Er wird als Begründer der
modernen, wissenschaftlich fundierten Verwaltungslehre angesehen und zählt zu
den bedeutendsten Vertretern der christlichen Staatstheorie sowie der
protestantischen Kirchengeschichte.
Seit seiner Jugend in unterschiedlichen Funktionen am Gothaer Hof, wechselte
Seckendorff
1664 an die Verwaltungsspitze von Sachsen-Zeitz, bis er sich Ende 1681 nach
Meuselwitz zurückzog. Hier widmete er sich dem Ausbau seiner Gutsherrschaft und
blieb zugleich als Direktor der Landstände des Fürstentums Altenburg der
Politik verbunden. Kurz vor seinem Tod wurde er zum Gründungskanzler der
Universität Halle ernannt.
In seinen Büchern und zahlreichen Gutachten befasste sich Seckendorff mit
Geschichte, Philosophie, Bildungsfragen, Politik- und Verwaltungslehre, dem
Natur- und Völkerrecht, aber auch mit Oratorik. Sein Buch über den
"Fürsten-Stat" (1656) und der "Commentarius de Historia Lutheranismi
(1688/1692) wurden bis weit in das 18. Jahrhundert neu herausgegeben und in
mehrere Sprachen übersetzt.
Die Forschung hat bislang vor allem das gedruckte Werk Seckendorffs
berücksichtigt, aber seine jahrzehntelange praktische Arbeit in fürstlichen
Diensten ebenso wie seinen umfangreichen handschriftlichen Nachlass mit einer
Fülle von Dokumenten zu Leben und Wirken weitgehend vernachlässigt.
Diese Lebenszeugnisse und seine umfangreiche politische, diplomatische,
gelehrte, aber auch private Korrespondenz sind heute auf über 30 Archive und
Bibliotheken in der Bundesrepublik und auch im Ausland verstreut. Die etwa 7800
Dokumente werden seit 2020 im Rahmen eines von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts in der Forschungsbibliothek
Gotha erschlossen und bis Ende 2022 sukzessive im Verbundkatalog Kalliope
verzeichnet.[1]
Schon jetzt deutet sich an dem neu erschlossenen Material an, dass das
bisherige Bild von Seckendorffs Leben und Wirken auf der Basis der einmaligen
Quellenüberlieferung einer grundlegenden Weitung und Ergänzung bedarf sowie in
Teilen auch zu korrigieren ist. So sind der Privatmann, dessen Familie sowie
der umfangreiche Gutsbesitz noch völlig unerforscht, obwohl die Quellen hierzu
besonders umfangreich sind. Auch sein Verhältnis zum Pietismus sowie seine
Verwaltungstätigkeit für verschiedene Fürsten werden nun sehr viel greifbarer.
Gleiches gilt auch für seine gelehrte Tätigkeit, die sich in zahlreichen
Manuskripten niederschlägt. Die umfassende und komparatistische Erforschung des
Werks und der Person Seckendorffs ist somit ein dringendes Desiderat.
Diese Erforschung soll durch diese interdisziplinär ausgerichtete Tagung
wichtige Impulse erhalten. Mit Vorträgen aus den Bereichen der
Geschichtswissenschaft, der Theologie und Kirchengeschichte, der Philologie,
der Buch- und Bibliothekswissenschaft soll Veit Ludwig von Seckendorff in der
Gesamtheit seiner Rollen und Wirkungsbereiche als Gelehrter, Politiker und
Adliger untersucht sowie vergleichend in der Gelehrtenrepublik des 17.
Jahrhunderts kontextualisiert werden.
In Vorbereitung der Tagung findet am 28.04.2022 im kleineren Rahmen an der
Forschungsbibliothek Gotha ein Netzwerktreffen statt, in dem ausgehend von Veit
Ludwig von Seckendorff Karriereverläufe von Gelehrten um 1700 anhand von
Fallbeispielen diskutiert werden.
Für die Tagung sind Sektionen zu den verschiedenen Wirkungsbereichen
Seckendorffs vorgesehen. Dabei können - von der Person Seckendorffs ausgehend
- mit ihm in Beziehung stehende, sowohl vergleichbare als auch kontrastierende
Beispiele ihre Berücksichtigung finden:
I. Hof, Politik und Verwaltung
II. Gelehrtenrepublik
III. Konfessionelle Kontroversen des 17. Jhdts., Pietismus
IV. Reichsritterschaft und landsässiger Adel im Alten Reich
V. Seckendorffs Wahrnehmung durch seine Zeitgenossen, vor allem auch im
Ausland, sowie Rezeption seiner Person und seines Werks in späterer Zeit
Zur Bewerbung wird um einen Arbeitstitel für einen Vortrag (30 Minuten) bis zum
18. März 2022 an Jacob Schilling gebeten.
Kontakt: Jacob Schilling (FB Gotha), wissenschaftlicher Bearbeiter des Projekts
"Erschließung der Korrespondenz und der Lebenszeugnisse Veit Ludwig von
Seckendorffs" (Email: jacob.schilling@xxxxxxxxxxxxx);
https://www.uni-erfurt.de/forschungsbibliothek-gotha/bibliothek/kontakt-und-ansprechpartnerinnen/ansprechpartnerinnen/dr-cand-jacob-schilling
Die Reisekosten der Referentinnen und Referenten werden gemäß dem Thüringer
Reisekostengesetz übernommen.
________________________________
[1] https://kalliope-verbund.info/DE-611-BF-76744.
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.