Guten Abend in die Liste,
man könnte jetzt zusammenfassen, dass ich enttäuscht, aber nicht überrascht
bin über das (kolportierte) Verhalten von Presseverlagen gegenüber Genios.
Es handelt sich hier - im Gegensatz zu vielen Angeboten im Netz - um einen
legalen Zugang, der (in der Regel zahlenden) Bibliotheksnutzerinnen und
-nutzern auf der Basis von gültigen Verträgen zwischen Bibliotheksverbünden
und den Pressedatenbanken eingeräumt wurde.
Im harten Gegensatz zu den sehr nutzerfreundlichen, aber rechtlich
angreifbaren Schattenbibliotheksdiensten wie Sci-Hub findet hier eine
Nutzung statt, so wie sie legal und beabsichtigt ist.
Die Sperrung des VÖBB-Zuganges ist aus meiner Sicht die schlechteste
Option, die man hätte wählen können, sie schädigt die Interessen von
Nutzerinnen, Verlagen und den Intermediären gleichermaßen.
Viele Grüße,
Mathias Schindler
On Fri, Mar 19, 2021 at 8:28 PM Stefan Wehrmeyer via InetBib <
inetbib@xxxxxxxxxx> wrote:
Liebe Liste,
ich hatte am Dienstag die Browser-Erweiterung „VÖBBot“ veröffentlicht, die
folgendermaßen funktioniert.
Ist die Erweiterung installiert und man trifft auf eine Paywall auf einer
deutschen Nachrichtenseite, dann
1. Öffnet sich im Hintergrund automatisch ein neues Tab im Browser und
loggt sich mit den individuellen Zugangsdaten beim
Genios-Pressedatenbank-Angebot von voebb.de ein
2. Der Artikel wird im Hintergrund in der Pressedatenbank gesucht und
extrahiert bei Erfolg den Text
3. Der Text wird statt der Paywall in die Nachrichtenseite eingesetzt.
Letztlich automatisiert diese Browser-Erweiterung lediglich die eigene
Suche in der Pressedatenbank über den legalen Bibliothekszugang, macht sie
nur bequemer.
Details in diesem Twitter-Thread:
https://twitter.com/stefanwehrmeyer/status/1372105448304836608
Heute wurde leider der Genios-Zugang bei VÖBB komplett gesperrt und ich
wurde aufgefordert, die Erweiterung nicht mehr bereitzustellen. Dem bin ich
vorläufig eingeschränkt nachgekommen, auch um den Genios-Zugang anderen
Bibliotheksnutzenden wieder zu ermöglichen.
Offenbar haben sich Verlage und auch Genios über das Add-On beschwert.
Ich habe Angebote aus zwei Welten kombiniert, die offenbar so nicht
zusammen gedacht wurden, im Digitalen aber unweigerlich aufeinander stoßen
mussten: Verlage mit einzelnen teuren Digital-Abos und günstige
Bibliothekszugänge zu Pressedatenbanken.
Ich verstehe, dass die Bibliothek ihre Zugänge zu Datenbanken von
Vertragspartnern behalten möchte. Aber muss der Preis tatsächlich eine
schwierigere oder eingeschränkte Nutzung sein? Ich hätte zumindest hier
mehr Einsatz für die Rechte der Bibliotheksnutzenden erwartet. Die Reaktion
hat mich enttäuscht.
Mich würde interessieren, wie die Liste diesen Sachverhalt bewertet.
Beste Grüße
Stefan Wehrmeyer