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Re: [InetBib] Frage zu ORCID
- Date: Wed, 6 Jan 2021 14:33:51 +0100
- From: Antonia Schrader via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Frage zu ORCID
Lieber Marcus und
Liebe InetBib-Nutzenden,
als Projektpartnerin des ORCID DE Projektes, das die Förderung der Verbreitung
von ORCID iDs sowie in der aktuellen 2. Projektphase die Konsolidierung der
ORCID-Informationsinfrastruktur in Deutschland zum Ziel hat (mehr unter
https://www.orcid-de.org/), möchte ich versuchen deine Fragen so gut wie
möglich zu beantworten:
1. Beispiele Vorteile ORCID bzw. PIDs
Durch die Angabe der ORCID iD können Forschende eindeutig und persistent mit
ihren wissenschaftl. Werken verknüpft werden. Gerade im asiatischen Raum gibt
es eine Vielzahl von Wissenschaftler*innen, die denselben Namen tragen und an
derselben Einrichtung arbeiten (z.B. Wei Wang an der Chinese Academy of
Science, siehe auch https://doi.org/10.5281/zenodo.4071769). Eine eindeutige
Zuordnung, welcher Wei Wang nun das Paper im Mustermann-Journal veröffentlicht
hat, ist mit diesen Angaben nicht möglich. Weitere Vorteile haben wir unter
https://www.orcid-de.org/information/ aufgelistet.
2. Datenbanken
Dies kann ich leider nicht genau beantworten. Bitte stelle diese Frage an
info@xxxxxxxxxxxx, sodass unsere Kollegin von ORCID direkt antworten kann.
Sicherlich hängt dies auch von der jeweiligen Implementierung ab.
3. Digital Bibliography & Library Project (DBLP)
Hierzu liegen mir leider keine Informationen vor. Wie ich Wikipedia
(https://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Bibliography_%26_Library_Project)
entnehmen kann, ist DBLP nun ein Service des Schloss Dagstuhl. Schloss Dagstuhl
ist seit 01.01.21 Mitglied im ORCID Deutschland Konsortium und plant somit die
Implementierung von ORCID
(https://www.orcid-de.org/schloss-dagstuhl-63-mitglied-orcid-de-konsortium/).
4. Was sind typische Arbeitsschritte, die durch ORCID erleichtert werden?
Hier stellt sich zunächst die Frage, welches Einsatzszenarien dir für die
Verwendung von ORCID vorschwebt. Üblicherweise wird die ORCID-API in das
Repositorium, Hochschulbibliografie, FIS, Identity-Management-System oder
Fördersystem von Forschungseinrichtungen implementiert, bspw. zur
Forschungsberichterstattung oder um den Forschenden der eigenen Einrichtung
diesen Service zu bieten. Wichtig hierbei zu wissen ist, dass die
Implementierung der ORCID-Member-API nicht nur die Darstellung der ORCID iDs
und die Registrierung ermöglicht, sondern auch den Austausch von Metadaten des
eigenen Systems mit dem ORCID-Registry möglich macht (mehr ggf. hier:
https://info.orcid.org/documentation/workflows/).
5. Webfeed
Mit der ORCID-Member-API ist es möglich mit sog. Webhooks bei Änderungen in den
ORCID-Records der Forschenden der eigenen Einrichtung (z. B. neue Publikationen
oder Änderung der Affiliation) sich benachrichtigen zu lassen. Mehr hier:
https://www.orcid-de.org/konsortium/
6. Mitgliedsgebühr
ORCID Inc. ist eine not-for-profit organization und finanziert ihren Betrieb
(Vergabe der ORCID IDs, Betrieb des Registry, Support etc.) über diese
Mitgliedsgebühren. Hier sind Angaben über die Finanzen von ORCID einsehbar:
https://info.orcid.org/our-governance/ .
7. Verlage
Entsprechend des DFG-Kodex „Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher
Praxis“ sind Wissenschaftler*innen aufgefordert ‘phasenübergreifende
Qualitätssicherung’ zu betreiben. Hilfreiche Werkzeuge in der
Qualitätssicherung digitalisierter Wissenschaft sind zum Beispiel die
„FAIR-Kriterien“ (Forschungsdaten sollen auffindbar – findable, zugänglich –
accessible,interoperabel – interoperable – und wiederverwendbar – reusable –
sein.) für digitale Forschungsdaten und eben persistente Identifikatoren, wie
z. B. der DOI oder die ORCID iD, weswegen die Nutzung von Letzterem auch immer
mehr von Verlagen verlangt wird.
Unter https://doi.org/10.2312/os.helmholtz.012 hat das Helmholtz Open Science
Office einen Leitfaden zur Umsetzung des GWP-DFG-Kodex veröffentlicht, wo dies
ebenfalls aufgegriffen wird.
8. Popularität von ORCID
ORCID ist de facto Standard zur Personenidentifikation in der Wissenschaft.
Diese Entwicklung wurde im Projektantrag von ORCID DE 1
(https://doi.org/10.2312/lis.16.01), wie folgt begründet:
“ORCID ist nicht die erste Initiative, die sich dem Thema der
Autorenidentifikation widmet. Die normierte Ansetzung der Namen von Personen,
die an einer Publikation mitgewirkt haben, ist eine etablierte Technik der
Formalerschließung. Während die Landschaft der Autorenidentifikation viele
Jahre durch spartenbezogene Initiativen geprägt war, verfolgt ORCID einen
übergreifenden Ansatz, der durch ein breites internationales Konsortium
getragen wird. ORCID verzahnt sich zudem mit dem International Standard Name
Identifier (ISNI).”
In Deutschland wird zudem insbesondere die Verzahnung von GND und ORCID iD
durch das ORCID DE Projekt vorangetrieben (vgl. u. a.
https://www.orcid-de.org/orcid-claiming-gnd/).
Ggf. lässt sich der Erfolg von ORCID auch auf die einfache Handhabung der
Registrierung für die Nutzenden, die datenschutzrechtlichen Aspekte (siehe
hier: http://doi.org/10.2312/lis.17.02) und den umfangreichen Support durch
ORCID Inc. sowie der nationalen Konsortien zurückführen.
Ich hoffe, ich konnte deine Fragen beantworten. Bitte zögere nicht, dich bei
weiteren Fragen und Anregungen an info@xxxxxxxxxxxx zu wenden. Gerne können wir
uns auch digital für ein Gespräch verabreden.
Wenn du dich weiter für ORCID interessierst, empfehle ich dir unsere
Mailingliste „ORCID DE Dialog“
(https://www.listserv.dfn.de/sympa/info/orcid-de-dialog) zu abonnieren und uns
auf Twitter unter #ORCID_DE und @ORCID_Org zu folgen, wo wir regelmäßig zu
ORCID und dem Projekt berichten.
Mit vielen Grüßen aus dem ORCID DE Projekt
--------------------------------------------------------------------------------
Antonia C. Schrader
Helmholtz-Gemeinschaft
Helmholtz Open Science Office
Helmholtz-Zentrum Potsdam
Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ
Bibliothek des Wissenschaftsparks Albert Einstein
Telegrafenberg, 14473 Potsdam
Tel.: 0331 288 28790
E-Mail: antonia.schrader@xxxxxxxxxxxxxxx
Web: http://os.helmholtz.de
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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: InetBib <inetbib-bounces@xxxxxxxxxx> Im Auftrag von Marcus Latour via
InetBib
Gesendet: Mittwoch, 6. Januar 2021 12:01
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: [InetBib] Frage zu ORCID
Liebe Kolleginnen,
auf Wikipedia lese ich zu ORCID unter Zweck:
ORCID-iDs sollen die elektronische Zuordnung von Publikationen und
anderen Forschungsaktivitäten und -erzeugnissen zu Forschern erleichtern.
Dies ist aufgrund der Personennamen alleine nicht sicher möglich, da
verschiedene Autoren gleiche Namen haben können, Namen sich ändern können
(beispielsweise bei Heirat), und wegen Schreibvarianten (beispielsweise einmal
die ausgeschriebenen Vornamen, ein anderes Mal aber nur die Initialen).
Zudem erleichtern Identifikatoren die maschinelle Datenverarbeitung.
Kennt jemand konkrete Beispiele, wo diese Ziele (wie) umgesetzt sind?
Werden ORCID-Strings (z. B. 0000-0001-5000-0007) in Datenbanken als
Primärschlüssel verwendet?
Das Digital Bibliography & Library Project (DBLP) kommt glaube ich seit
Anbeginn auch ohne ORCID mit Namensvarianten und -änderungen zurecht.
Was sind typische Arbeitsschritte, die durch ORCID erleichtert werden?
Kann man evtl. Hinweise zu neuen Publikationen einer Verfassserin, eines
Arbeitsgruppe oder Institution per Webfeed abonnieren, so dass nicht mehr der
Webfeed einer Homepage sondern der von ORCID abgerufen werden muss (sofern der
Interessentin an der Verfasserin die ORCID bekannt ist, woher auch immer)?
Kürzlich las ich eine positiv klingende Meldung, dass eine "Reduktion der
jährlichen ORCID-Mitgliedsgebühr für die kommende Zahlperiode für alle
Mitglieder des Konsortiums von $3.500 auf $3.000 (2.550 €) ermöglicht wird."
Die Websites zu ORCID sind durchaus hübsch, aber gibt es evtl.
eine Aufstellung, wie diese Gebühren darüberhinaus verwendet werden?
Manche Verlage scheinen inzwischen ORCID als Voraussetzung für die Aufnahme
einer Publikation zu verlangen. Warum?
Zurück zu Wikipedia, genauer, zu eines der vielen spendenhungrigen Projekte der
Wikimedia. Gäbe es mit Wikidata nicht eine etwas "offenere"
Plattform für diese Art der Personenkennziffer? Und davor gab es vmtl.
schon GND und VIAF und andere, evtl. lange bevor 2010 ORCID gegründet wurde.
Nun, vielleicht hilft mir jemand, den Grund der wachsenden Popularität von
ORCID zu erkennen. Vielen Dank!
Marcus
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.