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[InetBib] ver.di fordert Beendigung des Outsourcings der Buch- und Medienauswahl in der ZLB Berlin
- Date: Sun, 12 Jul 2020 20:18:26 +0200
- From: "p.delin--- via InetBib" <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] ver.di fordert Beendigung des Outsourcings der Buch- und Medienauswahl in der ZLB Berlin
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
der umstrittene Vertrag der Zentral- und Landesbibliothek Berlin mit der
Buchkaufhauskette Hugendubel läuft Ende dieses Jahres aus. Mit diesem Vertrag
wurde nahezu die gesamte Buchauswahl der größten öffentlichen Bibliothek
Deutschlands mit einem Einzugsbereich von vier Millionen Einwohnern an einen
privaten Dienstleister outgesourct. Ein solches Modell aus neoliberalen Zeiten
wird nicht nur in diesem Fall, sondern auch in anderen Lebensbereichen von
weiten Teilen der Bevölkerung abgelehnt, denn man hat inzwischen seine
Erfahrungen damit gemacht. Nicht umsonst haben über 20.000 Bürgerinnen und
Bürger dagegen protestiert.
Die Gewerkschaft ver.di fordert jetzt, diesen Vertrag nicht mehr zu verlängern:
PRESSEERKLÄRUNG vom 08.07.2020
"Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB): ver.di fordert Beendigung des
Outsourcings der Buch- und Medienbeschaffung (121)
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert das Outsourcing
der Buch- und Medienauswahl sowie die Beschaffung von Medien durch einen
Buchhandelskonzern bei der Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB). Zum
Jahresende 2020 läuft der Vertrag mit dem Großhändler aus und die Gewerkschaft
setzt sich dafür ein, die ausgelagerten Tätigkeiten wieder durch die ZLB selbst
durchzuführen. Der Medieneinkauf soll durch den ortsansässigen Buchhandel
erledigt werden.
Die ZLB ist die größte öffentliche Bibliothek Deutschlands und ergänzt die
Angebote der 80 Bezirksbibliotheken Berlins. Trotz vielfacher Proteste bezog
die ZLB erstmals 2016 eine Medien-Paketlösung eines externen, privaten
Dienstleisters. Bis zu diesem Zeitpunkt waren fast ausschließlich die
Fachlektoren der ZLB für den Bestandsaufbau zuständig.
Kurz vor Ende seiner Amtszeit 2017 stimmte der vormalige Stiftungsrat der ZLB
dafür, dass der Großteil der Medienauswahl und –beschaffung der ZLB ab dem 01.
Januar 2018 über eine Geschäfts- und Großkundentochter eines
Buchhandelskonzerns abgewickelt wird. Das Vertragsverhältnis wurde bis zum 31.
Dezember 2020 geschlossen, mit der Option zweimaliger Verlängerung für jeweils
ein Jahr.
ver.di kritisiert das Outsourcing von Kernaufgaben der Bibliotheksarbeit von
Beginn an als Verlagerung der Kompetenz der Lektoren mit Steuergeldern an ein
externes Unternehmen, das ohne kultur- und bildungspolitischen Auftrag handelt.
Die Aufgabe der Lektorinnen und Lektoren der ZLB bei der Buch- und
Medienauswahl darf nicht im Wesentlichen darauf beschränkt sein, schriftliche
Fächerprofile zu erstellen, auf deren Grundlage dann Beschäftigte von externen,
privaten Unternehmen, zu tariflich schlechteren Bedingungen, die eigentliche
Medienauswahl treffen."
https://bb.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++70244f8c-c0f6-11ea-adbd-001a4a160100
Bereits im Wahlprogramm zur Berliner Abgeordnetenhauswahl 2016 hatte sich auch
die LINKE gegen eine Auslagerung des „zentralen Büchereinkaufs“ der ZLB
ausgesprochen, weil damit „die zentrale Kompetenz einer gut sortierten
allgemeinwissenschaftlichen Bibliothek in und für Berlin weitestgehend
vernichtet wird.“
Zuletzt durch Beschluss auf dem Berliner Landesparteitag der SPD im November
2018 wurden „Senat und das Abgeordnetenhaus (…) aufgefordert, das Outsourcing
der Buch- und Medienauswahl an der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB)
abzulehnen und schnellst möglich wieder in die ZLB selber zu integrieren.“
Im beschlossenen Antrag der SPD heißt es weiter:
Es „… ist darauf hinzuwirken, dass der frühestmögliche Vertragsausstieg genutzt
wird, um die Beschaffung der Medien überwiegend durch den lokalen Buchhandel
vorzunehmen und die Zusammenarbeit zwischen den Fachlektoren und
Fachbuchhändlern auszubauen, wo dies inhaltlich und zur Qualitätssicherung der
Angebote sinnvoll ist.“
Kultursenator Klaus Lederer sowie der Kulturstaatssekretär und
Stiftungsratsvorsitzende der ZLB, Dr. Torsten Wöhlert, beide DIE LINKE, sind
damit also von verschiedenen Seiten öffentlich aufgefordert, dafür Sorge zu
tragen, dass das Vertragsverhältnis zum Outsourcing der Buch- und Medienauswahl
und -beschaffung zwischen der Zentral- und Landesbibliothek Berlin und dem
Buchhandelskonzern Hugendubel zum 31.12.2020 beendet wird.
Mit besten Grüßen
Peter Delin
Peter Delin
Ringstraße 100
12203 Berlin
Tel.: 030/81305675
Mobil: 015787311689
Mail: p.delin@xxxxxx
https://www.youtube.com/watch?v=mGuW7pD_fhg[https://www.youtube.com/watch?v=mGuW7pD_fhg]
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.