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[InetBib] ver.di fordert Beendigung des Outsourcings der Buch- und Medienauswahl in der ZLB Berlin



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der umstrittene Vertrag der Zentral- und Landesbibliothek Berlin mit der 
Buchkaufhauskette Hugendubel läuft Ende dieses Jahres aus. Mit diesem Vertrag 
wurde nahezu die gesamte Buchauswahl der größten öffentlichen Bibliothek 
Deutschlands mit einem Einzugsbereich von vier Millionen Einwohnern an einen 
privaten Dienstleister outgesourct. Ein solches Modell aus neoliberalen Zeiten 
wird nicht nur in diesem Fall, sondern auch in anderen Lebensbereichen von 
weiten Teilen der Bevölkerung abgelehnt, denn man hat inzwischen seine 
Erfahrungen damit gemacht. Nicht umsonst haben über 20.000 Bürgerinnen und 
Bürger dagegen protestiert.
Die  Gewerkschaft ver.di fordert jetzt, diesen Vertrag nicht mehr zu verlängern:

PRESSEERKLÄRUNG vom 08.07.2020

"Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB): ver.di fordert Beendigung des 
Outsourcings der Buch- und Medienbeschaffung (121)

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert das Outsourcing 
der Buch- und Medienauswahl sowie die Beschaffung von Medien durch einen 
Buchhandelskonzern bei der Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB). Zum 
Jahresende 2020 läuft der Vertrag mit dem Großhändler aus und die Gewerkschaft 
setzt sich dafür ein, die ausgelagerten Tätigkeiten wieder durch die ZLB selbst 
durchzuführen. Der Medieneinkauf soll durch den ortsansässigen Buchhandel 
erledigt werden.

Die ZLB ist die größte öffentliche Bibliothek Deutschlands und ergänzt die 
Angebote der 80 Bezirksbibliotheken Berlins. Trotz vielfacher Proteste bezog 
die ZLB erstmals 2016 eine Medien-Paketlösung eines externen, privaten 
Dienstleisters. Bis zu diesem Zeitpunkt waren fast ausschließlich die 
Fachlektoren der ZLB für den Bestandsaufbau zuständig.

Kurz vor Ende seiner Amtszeit 2017 stimmte der vormalige Stiftungsrat der ZLB 
dafür, dass der Großteil der Medienauswahl und –beschaffung der ZLB ab dem 01. 
Januar 2018 über eine Geschäfts- und Großkundentochter eines 
Buchhandelskonzerns abgewickelt wird. Das Vertragsverhältnis wurde bis zum 31. 
Dezember 2020 geschlossen, mit der Option zweimaliger Verlängerung für jeweils 
ein Jahr.

ver.di kritisiert das Outsourcing von Kernaufgaben der Bibliotheksarbeit von 
Beginn an als Verlagerung der Kompetenz der Lektoren mit Steuergeldern an ein 
externes Unternehmen, das ohne kultur- und bildungspolitischen Auftrag handelt. 
Die Aufgabe der Lektorinnen und Lektoren der ZLB bei der Buch- und 
Medienauswahl darf nicht im Wesentlichen darauf beschränkt sein, schriftliche 
Fächerprofile zu erstellen, auf deren Grundlage dann Beschäftigte von externen, 
privaten Unternehmen, zu tariflich schlechteren Bedingungen, die eigentliche 
Medienauswahl treffen."
https://bb.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++70244f8c-c0f6-11ea-adbd-001a4a160100

 
Bereits im Wahlprogramm zur Berliner Abgeordnetenhauswahl 2016 hatte sich auch 
die LINKE gegen eine Auslagerung des „zentralen Büchereinkaufs“ der ZLB 
ausgesprochen, weil damit „die zentrale Kompetenz einer gut sortierten 
allgemeinwissenschaftlichen Bibliothek in und für Berlin weitestgehend 
vernichtet wird.“

Zuletzt durch Beschluss auf dem Berliner Landesparteitag der SPD im November 
2018 wurden „Senat und das Abgeordnetenhaus (…) aufgefordert, das Outsourcing 
der Buch- und Medienauswahl an der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) 
abzulehnen und schnellst möglich wieder in die ZLB selber zu integrieren.“

Im beschlossenen Antrag der SPD heißt es weiter:
Es „… ist darauf hinzuwirken, dass der frühestmögliche Vertragsausstieg genutzt 
wird, um die Beschaffung der Medien überwiegend durch den lokalen Buchhandel 
vorzunehmen und die Zusammenarbeit zwischen den Fachlektoren und 
Fachbuchhändlern auszubauen, wo dies inhaltlich und zur Qualitätssicherung der 
Angebote sinnvoll ist.“

Kultursenator Klaus Lederer sowie der Kulturstaatssekretär und 
Stiftungsratsvorsitzende der ZLB, Dr. Torsten Wöhlert, beide DIE LINKE, sind 
damit also von verschiedenen Seiten öffentlich aufgefordert, dafür Sorge zu 
tragen, dass das Vertragsverhältnis zum Outsourcing der Buch- und Medienauswahl 
und -beschaffung zwischen der Zentral- und Landesbibliothek Berlin und dem 
Buchhandelskonzern Hugendubel zum 31.12.2020 beendet wird.
 

Mit besten Grüßen
Peter Delin

Peter Delin
Ringstraße 100
12203 Berlin

Tel.: 030/81305675
Mobil: 015787311689
Mail: p.delin@xxxxxx

https://www.youtube.com/watch?v=mGuW7pD_fhg[https://www.youtube.com/watch?v=mGuW7pD_fhg]


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