Liebe Frau Strauch, Kolleginnen, Kollegen, Listenleser/innen,
vielen Dank für den tollen Artikel zu NewsGuard auf den "Archivalia"!
Ob ein Angebot wie NewsGuard oder, wie vorgeschlagen, durch
Bibliotheken selbst organisiert - ich halte so etwas generell für
fehl
am Platz. Bibliotheken sind in meinen Augen keine Erzieher oder
Meinungslenker. Wer "Fütterungsampeln" für geistige oder Fakten-Kost
aufstellt, tut genau das Gegenteil der Förderung von
Informationskompetenz. Wer sich nach Ampeln durchs Netz wühlt, wird
im
digitalen Raum genauso orientierungsunfähig, wie Autofahrer oder auch
Wanderer, die nur noch auf ein Navigationsgerät hören.
Nachdem die Vermittlung die fast einzige noch verbliebene Kompetenz
ist, welche regelmäßig als Rettungsargument für unsere Zunft im 21.
Jahrhundert angeführt wird, täten wir wohl kaum gut daran, auch diese
noch einer App, einer elektronischen Anwendung, zu übergeben. Zumal
ohne Not. Und vor allem, wenn es sich um eine Anwendung handelt, die
genau das Gegenteil tut. Internet-Idioten haben wir schon genug und
werden wir vielleicht ohnehin alle. Leisten wir dem nicht auch noch
durch die Bibliothek Vorschub. Kritisches Denken und Entscheiden muss
am Spektrum von Gut bis Schlecht geschult werden. Die Bibliothek hat
hier nicht dazwischenzufunken und Empfehlungen abzugeben. Auch in der
klassischen Literaturauswahl bietet eine gute Bibliothek möglichst
ein
Spektrum und nicht allein, was eine bestimmte "Experten"-Runde für
gut
befindet.
Beste Grüße,
Falk Hartwig
Bibliotheksleitung | Head of Library
Hochschule für Musik Nürnberg | Nuremberg University of Music
Veilhofstr. 34 | 90489 Nürnberg
Tel. +49(0) 911 - 21522 180
www.hfm-nuernberg.de | facebook.de/hfm-nuernberg
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Ingrid.Strauch via InetBib [mailto:inetbib@xxxxxxxxxx]
Gesendet: Mittwoch, 22. Mai 2019 18:53
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: [InetBib] Deutsches "NewsGuard" - "Glaubwürdigkeitsampel"
gegen Fake News
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
seit gestern bewertet NewsGuard neben amerikanischen und englischen
auch deutsche Nachrichtenportale mit seiner "Glaubwürdigkeitsampel"
gegen Fake News.
Auch seien angeblich mit Bibliotheken Vorgespräche geführt worden,
nach
denen NewsGuard annimmt, dass wie bereits amerikanische auch hiesige
Bibliotheken kooperieren und das für den Dienst zwingend benötigte
Browser-Plugin auf ihren Benutzerrechnern installieren werden.
Ich falle gerade mit der Tür ins Haus: nicht jedem von Ihnen wird
NewsGuard ein Begriff sein. Doch kann ich mich hier mit dem Hinweis
begnügen, dass ich die englische Ausgabe bereits vorgestellt hatte:
https://archivalia.hypotheses.org/97755
Nun möchte ich drei Fragen in den Raum stellen:
- Haben Sie Gespräche mit NewsGuard geführt?
- Halten Sie NewsGuard für bibliothekstauglich?
- Hilft NewsGuard, mit Falschnachrichten umzugehen?
Abschließend kurze Hinweise:
Die deutsche und amerikanische Website sind inhaltlich nicht
identisch;
insbesondere fehlt in ersterer die Zielgruppenansprache an die
Adresse
der Bibliotheken:
https://www.newsguardtech.com/news-literacy/
Eine Liste der bewerteten Websites vermisse ich noch immer.
Nach meinen bisherigen Recherchen muss ich feststellen, dass die
detaillierten Beschreibungen der bewerteten Websites,
"Medien-Steckbriefe" genannt, nach wie vor nicht frei im Netz,
sondern
nur über das Plugin verfügbar sind. Auch wer sich lediglich über
NewsGuard informieren möchte, muss folglich das Plugin installlieren.
Die Website: https://www.newsguardtech.com/de/
Grüße aus Berlin,
Ingrid Strauch
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ingrid.strauch@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx