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Re: [InetBib] Deutsches "NewsGuard" - "Glaubwürdigkeitsampel" gegen Fake News




Lieber Herr Pietsch, Herr Reh, Herr Falk, Jürgen und Karl, liebe Kolleginnen und Kollegen,

erst einmal vielen Dank für Ihre Beiträge!

Herr Reh, ich denke, NewsGuard zielt durchaus auf den Endnutzer und bezieht Bibliotheken und Schulen werden als Multiplikatoren mit ein.

Es wird dem Endnutzer auch leicht gemacht: Mikrosoft Edge integriert das Plugin per default, laut gizmodo ist NewsGuard mit weiteren Browser-Anbietern im Gespräch. Das Plugin ist kostenlos, es steht bereits für mehrere Browser zur Vergügung.

Ihre Befürchtung hinsichtlich Lizenzkosten sind nach heutigem Stand gegenstandslos. Seine Einnahmen erwirtschaftet NewsGuard "von Plattformen und Suchmaschinen, die unsere Bewertungen lizenzieren und in ihre Feeds und Suchergebnisse integrieren", also von Facebook, Google etc.
https://www.newsguardtech.com/de/uber-uns/warum-sollten-sie-uns-vertrauen/
https://gizmodo.com/microsoft-thought-itd-be-a-good-idea-to-add-a-fake-news-1831984231

Herr Falk, Sie sprechen mir aus dem Herzen! Mit meinem Vorschlag eines bibliothekarischen Bewertungsdienstes zielte ich auf nur den Fall, dass es Bibliotheken in Betracht ziehen, NewsGuard auf den Benutzercomputern zu installieren.

Zum Thema "Zensur":
Im strengen Sinn handelt es sich natürlich nicht um Zensur. NewsGuard hindert niemanden daran, sich zu einer mit "Rot" bewerteten Nachrichtensite durchzuklicken. Es trifft aber laut der in den Medien des öfteren angeführten Gallup-Studie der Effekt ein, dass (erwachsene) Nutzer weniger auf Links zu Artikeln einer "rot" bewerteten Quelle klicken. Das gelte insbesondere für jene Teilnehmer, "who correctly recalled that experienced journalists devised the ratings, compared with those who did not recall that information." Ihre Worte, Herr Reh! Auch hier sieht man: es geht nicht um Medienkompetenz und Kritikfähigkeit.
https://knightfoundation.org/reports/assessing-the-effect-of-news-source-ratings-on-news-content


Viele Grüße,
Ingrid Strauch

--
ingrid.strauch@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


Am 23.05.2019 18:53, schrieb Hartwig, Falk via InetBib:
Liebe Frau Strauch, Kolleginnen, Kollegen, Listenleser/innen,

vielen Dank für den tollen Artikel zu NewsGuard auf den "Archivalia"!

Ob ein Angebot wie NewsGuard oder, wie vorgeschlagen, durch
Bibliotheken selbst organisiert - ich halte so etwas generell für fehl
am Platz. Bibliotheken sind in meinen Augen keine Erzieher oder
Meinungslenker. Wer "Fütterungsampeln" für geistige oder Fakten-Kost
aufstellt, tut genau das Gegenteil der Förderung von
Informationskompetenz. Wer sich nach Ampeln durchs Netz wühlt, wird im
digitalen Raum genauso orientierungsunfähig, wie Autofahrer oder auch
Wanderer, die nur noch auf ein Navigationsgerät hören.

Nachdem die Vermittlung die fast einzige noch verbliebene Kompetenz
ist, welche regelmäßig als Rettungsargument für unsere Zunft im 21.
Jahrhundert angeführt wird, täten wir wohl kaum gut daran, auch diese
noch einer App, einer elektronischen Anwendung, zu übergeben. Zumal
ohne Not. Und vor allem, wenn es sich um eine Anwendung handelt, die
genau das Gegenteil tut. Internet-Idioten haben wir schon genug und
werden wir vielleicht ohnehin alle. Leisten wir dem nicht auch noch
durch die Bibliothek Vorschub. Kritisches Denken und Entscheiden muss
am Spektrum von Gut bis Schlecht geschult werden. Die Bibliothek hat
hier nicht dazwischenzufunken und Empfehlungen abzugeben. Auch in der
klassischen Literaturauswahl bietet eine gute Bibliothek möglichst ein Spektrum und nicht allein, was eine bestimmte "Experten"-Runde für gut
befindet.


Beste Grüße,

Falk Hartwig
Bibliotheksleitung | Head of Library



Hochschule für Musik Nürnberg | Nuremberg University of Music
Veilhofstr. 34 | 90489 Nürnberg
Tel. +49(0) 911 - 21522 180
www.hfm-nuernberg.de | facebook.de/hfm-nuernberg

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Ingrid.Strauch via InetBib [mailto:inetbib@xxxxxxxxxx]
Gesendet: Mittwoch, 22. Mai 2019 18:53
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: [InetBib] Deutsches "NewsGuard" - "Glaubwürdigkeitsampel"
gegen Fake News

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

seit gestern bewertet NewsGuard neben amerikanischen und englischen
auch deutsche Nachrichtenportale mit seiner "Glaubwürdigkeitsampel"
gegen Fake News.

Auch seien angeblich mit Bibliotheken Vorgespräche geführt worden, nach
denen NewsGuard annimmt, dass wie bereits amerikanische auch hiesige
Bibliotheken kooperieren und das für den Dienst zwingend benötigte
Browser-Plugin auf ihren Benutzerrechnern installieren werden.

Ich falle gerade mit der Tür ins Haus: nicht jedem von Ihnen wird
NewsGuard ein Begriff sein. Doch kann ich mich hier mit dem Hinweis
begnügen, dass ich die englische Ausgabe bereits vorgestellt hatte:
https://archivalia.hypotheses.org/97755

Nun möchte ich drei Fragen in den Raum stellen:

- Haben Sie Gespräche mit NewsGuard geführt?
- Halten Sie NewsGuard für bibliothekstauglich?
- Hilft NewsGuard, mit Falschnachrichten umzugehen?

Abschließend kurze Hinweise:

Die deutsche und amerikanische Website sind inhaltlich nicht identisch; insbesondere fehlt in ersterer die Zielgruppenansprache an die Adresse
der Bibliotheken:
https://www.newsguardtech.com/news-literacy/

Eine Liste der bewerteten Websites vermisse ich noch immer.

Nach meinen bisherigen Recherchen muss ich feststellen, dass die
detaillierten Beschreibungen der bewerteten Websites,
"Medien-Steckbriefe" genannt, nach wie vor nicht frei im Netz, sondern
nur über das Plugin verfügbar sind. Auch wer sich lediglich über
NewsGuard informieren möchte, muss folglich das Plugin installlieren.

Die Website: https://www.newsguardtech.com/de/


Grüße aus Berlin,
Ingrid Strauch

--
ingrid.strauch@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.