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[InetBib] SPD-Beschluss: "Kein Outsourcing / keine Privatisierung von Tätigkeiten in der ZLB vornehmen"
- Date: Tue, 12 Feb 2019 00:45:15 +0100
- From: "Lena Sölden" via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] SPD-Beschluss: "Kein Outsourcing / keine Privatisierung von Tätigkeiten in der ZLB vornehmen"
Lieber Herr Delin,
Sie beklagen in Ihrer heutigen E-Mail zurecht das Outsourcing der Medienauswahl
an der Zentral- und Landesbibliothek Berlin(ZLB) an den Buchhandelskonzern
Hugendubel in München. Ein Irrweg! In diesem Zusammenhang möchte ich über einen
Antrag der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) berichten, der auf
dem letzten Landesparteitag der SPD in Berlin am 16./17. November 2018 von den
Delegierten beschlossen wurde. (siehe nachfolgend den beschlossenen Antrag).
Daran wird deutlich, dass das neoliberale Outsourcing von Kernaufgaben der
Bibliotheksarbeit an die Privatwirtschaft auf Ablehnung stößt und rückgängig
gemacht werden muss.
Mit freundlichen Grüßen
Lena Sölden
„SPD BERLIN LANDESPARTEITAG 16./17. NOVEMBER 2018 Antragsbuch komplett S. 460
Antrag 179/II/2018 Annahme (K)
AfA Landesvorstand
Der Landesparteitag möge beschließen:
Kein Outsourcing / keine Privatisierung von Tätigkeiten in der ZLB vornehmen
Der Senat und das Abgeordnetenhaus werden aufgefordert, das Outsourcing der
Buch- und Medienauswahl an der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB)
abzulehnen und schnellst möglich wieder in die ZLB selber zu integrieren. Die
Aufgabe der Lektorinnen und Lektoren der ZLB darf nicht darauf beschränkt
werden, schriftliche Fächerprofile zu erstellen, auf deren Grundlage dann
Beschäftigte der Hugendubel Fachinformationen GmbH die eigentliche
Medienauswahl treffen.
Es muss darauf hingewirkt werden, dass Strukturen erhalten bleiben, die eine
schnellstmögliche Rückabwicklung des Outsourcings der Medienauswahl an den
Großbuchhandel sicherstellen können. Dafür können und müssen die
FachlektorInnen bereits jetzt in ihre bisherigen Verantwortlichkeiten für die
Medienauswahl wieder eingesetzt werden. Das ist ohne Vertragsverletzung
möglich, da es den internen Geschäftsbetrieb der ZLB betrifft.
Sollte eine vorzeitige Rückabwicklung des Vertrages mit der Hugendubel
Fachinformationen GmbH objektiv nicht möglich sein, ist darauf hinzuwirken,
dass der frühestmögliche Vertragsausstieg genutzt wird, um die Beschaffung der
Medien überwiegend durch den lokalen Buchhandel vorzunehmen und die
Zusammenarbeit zwischen den Fachlektoren und Fachbuchhändlern auszubauen, wo
dies inhaltlich und zur Qualitätssicherung der Angebote sinnvoll ist.
Begründung:
Die Auswahl von Medien gehört zu den eigentlichen Kernaufgaben einer zentralen
Bibliothek und darf nicht an Großkonzerne wie Hugendubel abgegeben werden. Das
Resultat wäre sonst ein Verlust ihrer Vielfalt, eine Verflachung der
Medienangebote und Vernichtung der zentralen fachlichen Kompetenz einer gut
sortierten allgemeinwissenschaftlichen Bibliothek. Zudem dürfen zentrale
Inhalte der Kultur- und Bildungspolitik nicht privaten Konzernen übergeben
werden. Die ZLB ist die Universalbibliothek für alle Schichten der Berliner
Bevölkerung und ergänzt die Angebote der 80 Bezirksbibliotheken Berlins. Damit
ist sie ein wichtiges Element der öffentlichen Bildungspolitik.
Zweidrittel der Fachlektoren haben der Kulturverwaltung schriftlich mitgeteilt,
dass sie die vorgesehene Privatisierung aus fachlicher Sicht ablehnen. Die
eigentliche Auswahl von Büchern und anderen Medien muss über das Fachlektorat
der ZLB erfolgen und nicht über externe Dienstleister. Die ZLB muss die
Kompetenz für die Auswahl und Sammlung von ihrem Bestand haben und darf sie
nicht privaten Anbietern überlassen. Die Maßnahme gefährdet zudem Arbeitsplätze
im Bereich der Medienbearbeitung und Katalogisierung und führt zu einer
Schädigung des lokalen Buchhandels, indem Medienauswahl und Medienbeschaffung
über den Buchhandelskonzern Hugendubel abgewickelt werden.
Die Menschen, die uns gewählt haben, haben Hoffnung, dass es mit rot/rot/grün
politisch besser läuft. Diese Erwartungen und das Vertrauen in uns dürfen wir
nicht zerstören, wenn Outsourcing und Privatisierungen so weiterlaufen wie
bisher.“
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.