[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] Verlässliche Datensicherung



Hoi.

[2018-11-21 16:44] "Carina Thuß" via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>

Welche Mechanismen machen Datensicherung verlässlich und universell?

Ich finde, dass so ein Wort wie ``verlaesslich'' ganz schoen gross
ist. Darauf kann es keine einfache Antwort geben.

Meiner Meinung nach sollte man dies in zwei Schritten bearbeiten:

1) Aufstellen von (konkreteren) Zielen, die man erreichen will
   bzw. Risiken gegen die man sich wappnen will. (Beispiele
   hierfuer koennten ein Brand in einem Gebaeude sein oder ein
   Flugzeugabstuerz oder Softwarefehler oder Hardwarefehler, usw.)

2) Eine Diskussion verschiedener konkreter Massnahmen, die
   unterschiedliche dieser Ziele erreichen bzw. gegen
   unterschiedliche Risiken wirksam sind.

Ich schreibe bewusst ``Diskussion'', weil eine vollkommene
Verlaesslichkeit unmoeglich ist. Es kann nur um das Minimieren von
Risiken gehen. Dabei stehen immer die grossen fachlichen Wuensche
mit Aufwand und Kosten in Konkurrenz. Ich finde, eine solche
Diskussion darf die Realitaet nicht aus dem Blick verlieren, denn
manches was man gerne haette ist praktisch gar nicht leistbar. Da
macht es wenig Sinn, es aus der Theorie heraus unbedingt zu
fordern.


Wie können Anleitungen zur Rekonstruktion von Daten konserviert
werden?

Die Antwort darauf wuesste ich auch gerne. ;-)

Generell wuerde ich sagen: Je einfach die Daten und (!) die
Systeme sind, desto groesser die Wahrscheinlichkeit, dass man sie
auch in Zukunft noch verstehen kann. Also: Weniger high-end
Features und mehr solide Basis ... aber das verkauft sich
natuerlich nicht so gut ...


Ganz generell: Wie sieht die Zukunft der Datenarchivierung aus?

In einem Satz: Die erfolgreiche Ueberlieferung von Informationen
ueber die Zeit basiert auf lebenden Informationen. Je toter die
Information ist, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass sie
ueber die Zeit kommt ... behaupte ich.

Ich glaube, dass die Suche nach diesem wundersamen Speichermedium,
das man einmal beschreiben kann und das dann auf Jahrtausende
lesbar bleibt, uns nicht die Loesung fuer das Problem liefern
wird. Das ist nicht das was wir brauchen. Meiner Meinung nach ist
das ein Wunschtraum, der zu sehr theoretisch dominiert ist.

Meiner Meinung nach kommt man ueber ``lebende Daten'' am besten
in die Zukunft. In Konsequenz bedeutet das, dass lebende Daten
Betreuung und Pflege brauchen. Daten, die man anfasst kommen eher
ueber die Zeit. Daten, die genutzt werden, kommen eher ueber die
Zeit. Daten, die man verteilt kommen eher ueber die Zeit. ...

Ob die Zukunft so aussieht, weiss ich nicht. Das ist aber meine
Meinung, wie wir es am erfolgreichsten schaffen.


Insgesammt darf man nicht vergessen, dass die Digitaltechnik
nichts daran aendert, dass nur ein kleiner Teil der Information
ueber die Zeit kommen wird. Die Vorstellung, dass man alles was
man erhalten will auch erhalten wird/kann/koennte ist IMO
realitaetsfern. Das muss aber nicht schlimm sein. Man muss nur
akzeptieren, dass Gesellschaften Dinge in gleicher Weise vergessen
wie Menschen Dinge vergessen. So ist das nun eben. Man kann sich
aber recht sicher sein, dass die wichtigen Dinge ``von alleine''
ueber die Zeit kommen werden. Das befreit einen zwar nicht von
der Pflicht, das Bestmoegliche zu versuchen, aber es erlaubt
einem eine gewissen Entspanntheit. :-)


markus


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.