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[InetBib] Bibliotheken könnten mehr für die Public Domain tun



Crowdsourcing für die Public Domain: der #Gemeinfreitag
https://redaktionsblog.hypotheses.org/3313

Auszug:

"In Kürze: Mit dem seit Ende Januar 2016 im Hypotheses-Blog
Archivalia begangenen #Gemeinfreitag wurden bisher 877
gemeinfreie Medien (schätzungsweise 10.000 Seiten) im
Internet Archive bzw. in Wikimedia Commons für
Allgemeinheit und Forschung neu bereitgestellt. Würden
andere Blogs, Institutionen und Leute sich beteiligen (und
sei es auch nur sporadisch), könnte nicht nur die im
Internet verfügbare Public Domain bereichert, sondern auch
weiter für freie Inhalte geworben werden. Also: Mitmachen! 

[...]

Für eigene Studien oder für die Allgemeinheit haben mir vor
allem kleinere Bibliotheken so oft kostenlos mit Scans
geholfen, dass es ungerecht wäre, zuviel Aufhebens von der
ärgerlichen Praxis vor allem größerer Institutionen zu
machen, die sich hartnäckig auch sehr bescheidenen
Digitalisat-Wünschen für freie Projekte verweigern. Ich
möchte nur eine kleine Geschichte erzählen: Es ist ein
Unding, dass bei Fernleihbestellungen gemeinfreier Aufsätze
(als Kollateralschaden urheberrechtlichen Beschränkungen)
keine elektronischen Versionen geliefert werden, man also
anhand des Ausdrucks nochmals scannen muss, wenn man den
Beitrag ins Netz stellen will. Wenn man nicht teure
Subito-Scans oder teure Auftragsscans bezahlen möchte, muss
man sich solche Scans erbetteln. (Vorausgesetzt, man kann
sie nicht vor Ort selbst scannen.) Etliche Hochschulen
bieten ihren Wissenschaftlern eine Luxusversorgung mit
Scans. Zeitschriftenartikel müssen nicht mehr in der
Bibliothek eingesehen werden, sondern werden gescannt und
zugemailt. Daher kam ich auf die Idee, Frau Professorin H.,
Direktorin des landgeschichtlichen Instituts der
traditionsreichen württembergischen Universität in T., zu
bitten, einen Scan aus dem Medicinischen Correspondenzblatt
anfertigen zu lassen. Keine Reaktion. Auf Nachfrage kam ein
genervter Hinweis auf den Stress des Semesterendes und nach
einer Weile der Bescheid eines Mitarbeiters, man dürfe das
nicht machen, da ja die Weitergabe der Scans aus
urheberrechtlichen Gründen untersagt sei.
Selbstverständlich hatte ich hervorgehoben und belegt, dass
der (von mir dann in Freiburg selbst gescannte Aufsatz)
nicht mehr urheberrechtlich geschützt ist. Da es um eine
Lücke in Wikisource ging, hoffte ich, dass die daraufhin
kontaktierte Direktorin der UB T. sich generös zeigen
würde. Weit gefehlt, eine Mitarbeiterin wies auf die
Möglichkeit kostenpflichtiger Auftragsscans hin. (0,50 Euro
je Scan ist einigermaßen happig.)

Investieren ehrenamtliche Mitarbeiter freier Projekte viel
Freizeit in freie Inhalte, die der Allgemeinheit ohne jeden
Zweifel erheblich nützen, ist es nicht einzusehen, dass sie
ein paar Scans, die im Massengeschäft eines
Luxusdokumentlieferdienstes für die Uni-Mitarbeiter wie in
T. wirklich nicht ins Gewicht fallen, aus eigener Tasche
bezahlen sollen.

Nach wie vor haben es die Bibliotheken nicht geschafft,
meinen in INETBIB gemachten Docster-Vorschlag aus dem Jahr
2001 (wiederholt 2010) zu realisieren, also gemeinfreie
Aufsatz-Scans der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

[https://www.inetbib.de/listenarchiv/msg41694.html]

Ich möchte alle Bibliotheken, Archive, Museen usw. bitten:

* Erfüllen Sie (bescheidene) Bitten um Scans unbürokratisch
und kostenlos.

* Kann im Auskunftsdienst eine Anfrage mit einigen wenigen
Scans bequem erledigt werden, sollten diese unberechnet
übersandt werden.

* Werden Scans gemeinfreier Vorlagen erstellt, die noch
nicht im Netz sind, dann müssen diese der Allgemeinheit im
Internet zur Verfügung gestellt werden. Steht kein eigenes
Repositorium zur Verfügung, bieten sich Wikimedia Commons
oder das Internet Archive an."

Klaus Graf


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.