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[InetBib] Vorlage Rundmail Information zum Referentenentwurf zur Reform des Urheberrechts
- Date: Fri, 24 Feb 2017 10:15:00 +0100
- From: Melanie Klöß via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] Vorlage Rundmail Information zum Referentenentwurf zur Reform des Urheberrechts
Liebe Listenteilnehmer,
wir haben an unserer Hochschule eine Rundmail (s.u.) geschrieben, um
über den Referentenentwurf zu informieren.
Dabei war unser Ziel, möglichst neutral das Wichtigste zusammenzufassen
und auch auf die Petition zur Unterstützung des Referentenentwurfs auf
change.org* hinzuweisen.
Insbesondere mit Blick auf die emotionale Verlagskampagne erschien es
uns sehr wichtig, darüber zu informieren, damit jene Wissenschaftler
unserer Hochschule, die ggf. von Verlagen angeschrieben werden und das
Thema bisher nur am Rande oder gar nicht verfolgten, besser einschätzen
können, ob die Kampagne tatsächlich ihre Interessen vertritt.
Wer möchte, kann diese Mail gerne als Vorlage für eine eigene Rundmail
verwenden.
Bei dem Versuch die Hintergründe der Kampagne besser zu verstehen, sind
wir auf einen für uns nützlichen Artikel gestoßen, der vielleicht auch
für Sie von Interesse sein könnte. Darin wird sich mit der Kritik an
Open Access (u.a. im Heidelberger Appell, "Für Publikationsfreieit und
die Wahrung der Urheberrechte", 2009) auseinandergesetzt:
Thomas Ernst, "Eine Kritik der Kritik des Open Access. Zu den Debatten
über das Zweitveröffentlichungsrecht und über die Wertigkeit von Print-
vs. Digitalpublikationen in den Geisteswissenschaften". LIBREAS. Library
Ideas, 30 (2016). http://libreas.eu/ausgabe30/ernst/
Viele Grüße
Melanie Klöß und Miriam Wegener
*https://www.change.org/p/bundesregierung-unterst%C3%BCtzung-des-referentenentwurfs-zur-reform-des-urhberrechts
****
____________________
Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren, liebe
Studierende,
am 1. Feburar wurde ein Referentenentwurf zur Reform des Urheberrechts
veröffentlicht, der eine Anpassung des Urheberrechts für Bildung und
Wissenschaft vorsieht (UrhWissG) [1].
Die mögliche Reform wird von den verschiedenen Interessengruppen zur
Zeit emotional diskutiert. Damit Sie sich eine eigene Meinung bilden
können, möchten wir Sie gerne über die wichtigsten vorgeschlagenen
Änderungen informieren, deren Ziel klarere Regelungen und eine größere
Rechtssicherheit im Arbeitsalltag sind.
Im Referentenentwurf heißt es dazu:
* "Die Vorschriften über die erlaubnisfreien Nutzungen für Bildung und
Wissenschaft werden neu geordnet, konsolidiert und vereinfacht, um
ihre Auffindbarkeit und Verständlichkeit für unterschiedlichste
Anwender zu verbessern.
* Die Reform erweitert zugleich die Erlaubnistatbestände, soweit
geboten und nach derzeitigem Unionsrecht zulässig, *um insbesondere
die Potenziale von Digitalisierung und Vernetzung für Unterricht und
Wissenschaft besser zu erschließen*. Etwaiger weiterer
Änderungsbedarf im Kontext von Unterricht und Wissenschaft hat die
Grenzen des derzeit geltenden Unionsrechts zu achten. Insoweit
bleiben die Ergebnisse des bereits begonnenen Reformprozesses auf
der Ebene der Europäischen Union abzuwarten.
* Um den berechtigten Interessen der Rechtsinhaber Rechnung zu tragen,
also insbesondere der wissenschaftlichen Autoren und der
Fachverlage, sind gesetzlich erlaubte Nutzungen *regelmäßig
angemessen zu vergüten*. Die Reform geht hierbei davon aus, dass der
Verleger auch künftig an der angemessenen Vergütung beteiligt werden
kann." (Referentenentwurf [1], S. 2, Hervorhebungen von uns)
Zu den wichtigsten Ihren Arbeitsalltag betreffenden Änderungen würden
gehören:
Lehrende dürfen nach dem Entwurf z.B. *bis zu 25%* eines Buches oder
anderen Werkes den Studierenden im Rahmen der Lehre bereitstellen, /ohne
dass die Existenz eines Verlagsangebots diese Möglichkeit aushebeln kann/.
Die *Vergütung dafür soll pauschal erfolgen*, was eine stabile
Ausschüttung an die Autoren und Verlage gewährleistet und die *Nutzung
der Materialien ohne großen bürokratischen Aufwand* ermöglicht.
Ebenfalls werden Fallstricke beim Zitieren von Bildern durch den Entwurf
beseitigt und Regelungen für die Nutzung von Materialien für Text und
Data Mining eingeführt.
Wer sich genauer informieren möchte, findet den Referentenentwurf auf
den Seiten des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz:
http://www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/DE/UrhWissG.html
Dort werden ebenfalls Stellungnahmen dazu veröffentlicht (u.a. von den
Kanzerlinnen und Kanzler der Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen
sowie der Universität Osnabrück). Weitere Kommentare zu dem
Referentenentwurf finden Sie auch auf Netzpolitik.org [2] und
iRights.info [3].
Eventuell wurden Sie bereits von Ihrem Verlag angeschrieben und gebeten
deren Aufruf auf publikationsfreiheit.de zu unterstützen, der sich u.a.
gegen den Referentenentwurf richtet. Nach unserer Sicht werden in dieser
Verlagskampagne verschiedene Problematiken vermischt: der
Referentenentwurf für ein neues UrhWissG und die Diskussion um die
Open-Access-Veröffentlichungspflicht von Publikationen aus zu
größtenteils öffentlich geförderten Projekten. Leider ist ein Fall
bekannt, in dem ein Verlag durch Fehlinformation versuchte, seine
Autoren auf die Seite der Entwurfsgegner zu ziehen [4].
Als Gegenkampagne wurde eine Petition auf Change.org zur Unterstützung
des Referentenentwurfs initiiert:
https://www.change.org/p/bundesregierung-unterst%C3%BCtzung-des-referentenentwurfs-zur-reform-des-urhberrechts
Eine Überarbeitung des Urheberrechts ist aus unserer Sicht dringend
notwendig, um die Arbeitsfähigkeit in Bildung und Wissenschaft zu
gewährleisten. Der vorliegende Entwurf geht, wie wir finden, in die
richtige Richtung.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Viele Grüße
...
[1] http://www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/DE/UrhWissG.html
[2]
https://netzpolitik.org/2017/referentenentwurf-zum-wissenschaftsurheberrecht-keine-generalklausel-kein-grosser-wurf/
[3]
https://irights.info/artikel/referentenentwurf-urheberecht-wissensgesellschaft-bildungs-wissenschaftsschranke/28355
[4]
http://kapselschriften.blogspot.de/2017/02/verlage-fuhren-ihre-autoren-beim.html
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