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[InetBib] PM - HRK und dbv begrüßen den Referentenentwurf zur Reform des Urheberrechts nachdrücklich
- Date: Fri, 17 Feb 2017 08:56:10 +0000
- From: Maiken Hagemeister via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] PM - HRK und dbv begrüßen den Referentenentwurf zur Reform des Urheberrechts nachdrücklich
Pressemitteilung
17.02.2017
Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und Deutscher Bibliotheksverband e.V. (dbv)
begrüßen den Referentenentwurf zur Reform des Urheberrechts nachdrücklich
Der aktuell diskutierte Referentenentwurf des Bundesministeriums für Justiz und
Verbraucherschutz zur Reform des Urheberrechts wird von der
Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und dem Deutschen Bibliotheksverband e.V.
(dbv) nachdrücklich begrüßt. Die darin vorgesehenen wissenschaftsfreundlichen
Änderungen sind die richtige Antwort auf die zunehmende Digitalisierung von
Forschung, Lehre und den Methoden des Lebenslangen Lernens und den sich daraus
ergebenden innovativen Nutzungsmöglichkeiten und neuen technische Bedingungen.
Es besteht die ernsthafte Gefahr, dass Deutschland ohne entsprechende Reformen
zu Gunsten von Bildung, Forschung, Lehre und Unterricht ins Hintertreffen gerät.
HRK und dbv nehmen mit großer Irritation wahr, dass Interessenvertreter des
Verlagswesens beim Versuch, diese Gesetzesreform zu blockieren, auch zu
falschen und irreführenden Behauptungen greifen.
HRK und dbv nehmen wie folgt zu dem Referentenentwurf Stellung:
1. Separate Erlaubnisregelungen
HRK und dbv begrüßen die im Referentenentwurf vorgeschlagene Einführung von
separaten Erlaubnisregelungen ("Schranken") für die Nutzung urheberrechtlich
geschützter Werke in Unterricht und Forschung sowie für die Kernaufgaben von
Bibliotheken, Archiven und Museen. Damit wird deutlich, dass Wissenschaft,
Forschung und Bildung andere Ansprüche an ein funktionierendes Urheberrecht
haben als etwa kommerzielle Unternehmen aus der Filmwirtschaft oder der
Unterhaltungsindustrie.
2. Pauschalvergütung
Autorinnen und Autoren wissenschaftlicher Veröffentlichungen sollen für die
Nutzung ihrer Werke im Rahmen von Lehre und Forschung fair und angemessen
vergütet werden. Die vorgesehene pauschale Vergütung soll über die
entsprechenden Verwertungsgemeinschaften erfolgen.
3. Gesetzliche Erlaubnis vor Einzelverträgen
Der vom Gesetzgeber sorgfältig abgewogene Interessenausgleich zwischen
Autoreninnen und Autoren und Verlagen einerseits und Wissenschaft, Unterricht
und Forschung andererseits darf nicht durch einzelne Verlagsverträge
unterlaufen werden können. Ansonsten steht zu befürchten, dass jeder Verlag
bestimmte Nutzungsformen unterschiedlich regelt. Zudem wäre der nötige Aufwand,
vor jeder geplanten Nutzung die jeweiligen Lizenzbedingungen erfragen und
beurteilen zu müssen, ein großes Hindernis für reibungslose Forschung und
zeitgemäße Lehrformen. Schließlich stünde zu befürchten, dass viele
vertragliche Regelungen für Schulen und Hochschulen ungünstig wären als die
Regelungen im Gesetz und damit zusätzliche Kosten für die öffentlichen
Haushalte entstünden.
4. Text und Data Mining
Verfahren des Text- und Data Mining für bereits erworbene Materialien
(Lizenzierungen) müssen erlaubt sein. Die technischen und rechtlichen
Rahmenbedingungen hierfür sind zu regeln. Es muss möglich sein, Daten aus von
Verlagen erworbenen Datenbanken unterschiedlicher Inhalte auch für
Massenanalysen zu verwenden. Gerade für neue Forschungsformen wie etwa die
Lebenswissenschaften oder Digital Humanities ist dies von entscheidender
Bedeutung.
HRK und dbv unterstützen im Interesse ihrer Millionen Nutzerinnen und Nutzern
diese wichtige und ausgewogene Reform. Ein Scheitern aufgrund von
Partikularinteressen hätte große Behinderungen und Einschränkungen für die
effiziente sowie innovative Lehre und Forschung auch bei Studium und
Lebenslangem Lernen zur Folge. Die Reform ist auch notwendig, um die
gesellschaftliche Akzeptanz des Urheberrechts, das vielfach als
"Verhinderungsrecht" gesehen wird, zu verbessern und illegale Nutzungen zu
Gunsten aller Beteiligten zu minimieren.
Bund, Länder und Kommunen geben derzeit etwas mehr als eine Milliarde Euro pro
Jahr für die Zugänglichmachung von urheberrechtlich geschützten Werken im
Wissenschaftsbereich aus. Davon werden nur rund 2,5 Prozent nämlich etwa 26,5
Mio. Euro, über Verwertungsgesellschaften ausgezahlt; die überwältigende
Restsumme geht direkt an den herstellenden und verbreitenden Buchhandel. Es ist
nicht zu erwarten, dass die Ausgaben für wissenschaftliche Literatur in den
nächsten Jahren sinken werden.
http://www.bibliotheksverband.de/dbv/presse.html
Der Deutsche Bibliotheksverband e.V. (dbv)
Im Deutschen Bibliotheksverband e.V. (dbv) sind ca. 2.100 Bibliotheken aller
Sparten und Größenklassen Deutschlands zusammengeschlossen. Der gemeinnützige
Verein dient seit mehr als 65 Jahren der Förderung des Bibliothekswesens und
der Kooperation aller Bibliotheken. Sein Anliegen ist es, die Wirkung der
Bibliotheken in Kultur und Bildung sichtbar zu machen und ihre Rolle in der
Gesellschaft zu stärken. Zu den Aufgaben des dbv gehören auch die Förderung des
Buches und des Lesens als unentbehrliche Grundlage für Wissenschaft und
Information sowie die Förderung des Einsatzes zeitgemäßer
Informationstechnologien.
Die Hochschulrektorenkonferenz
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ist der freiwillige Zusammenschluss der
staatlichen und staatlich anerkannten Universitäten und Hochschulen in
Deutschland. Die Mitgliedshochschulen werden in der HRK durch ihre Präsidien
und Rektorate vertreten. Die HRK hat gegenwärtig 268 Mitgliedshochschulen, in
denen rund 94 Prozent aller Studierenden in Deutschland immatrikuliert sind.
Aufgrund dieser starken Mitgliedschaft, in der alle Hochschularten vertreten
sind, ist die HRK die Stimme der Hochschulen gegenüber Politik und
Öffentlichkeit und das zentrale Forum für den gemeinsamen
Meinungsbildungsprozess der Hochschulen.
Kontakt: Deutscher Bibliotheksverband e.V.
Maiken Hagemeister, Pressesprecherin und Leitung Kommunikation, Tel.: 0 30/644
98 99 25
E-Mail: hagemeister@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx, http://www.bibliotheksverband.de
https://twitter.com/bibverband
Kontakt: Hochschulrektorenkonferenz (HRK)
Susanne Schilden, Pressesprecherin, Tel.: 0228 / 887 - 152, E-Mail:
schilden@xxxxxx, www.hrk.de
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.