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[InetBib] Bild contra Text / Action contra Text
- Date: Tue, 12 Jul 2016 12:06:28 +0200
- From: "Peter Delin" <peter.delin@xxxxxx>
- Subject: [InetBib] Bild contra Text / Action contra Text
In der Süddeutschen Zeitung
http://www.sueddeutsche.de/digital/hossein-derakhshan-facebook-ist-das-neue-fernsehen-und-macht-uns-zu-analphabeten-1.3068955
diagnostiziert Hossein Derakhshan eine s. E. gefährliche Verwandlung des Webs
vom Text- zum Bildmedium. Das ist sicherlich übertrieben, aber immerhin eine
starker Trend, den er wohl umso härter spürte, als er in einem iranischen
Gefängnis zwischenzeitlich lange vom Web abgeschnitten war.
Die im Artikel zitierte Untersuchung der Oxford University über Journalismus im
Web sieht das allerdings differenzierter:
"Overall, the report is cautious about the long-term dynamics for video news.
Video that adds drama and immediacy is valued and expected by consumers on news
websites, but only up to a point and in certain circumstances - with both young
and old still valuing the control and flexibility of text." ...
"Online video news provides a powerful and popular way of covering compelling
stories, but not all everyday news coverage is equally compelling. So far, the
growth around online video news seems to be largely driven by technology,
platforms, and publishers rather than by strong consumer demand."
http://reutersinstitute.politics.ox.ac.uk/news/online-video-news-driven-technology-publishers-and-platforms-not-consumers-new-report
Dazu passt, was das Zurückdrängen von Texten, bzw. Büchern angeht, ein Bericht
aus dem Bundesstaat Kansas/USA, wo offenbar Schulbibliotheken im großen Stil
von sog. "Spacemakern" abgewickelt werden und in sog."Makerspaces" umgewandelt
werden:
"Instead of librarians, or even people remotely interested in reading and
literacy, some schools are hiring “innovation specialists.” When that
“innovation” turns out to be a wrong turn in a few years, those with the title
“innovation specialist” will probably feel a little sheepish. They should feel
embarrassed anyway with a goofy title like that."
http://lj.libraryjournal.com/blogs/annoyedlibrarian/2016/07/11/spacemakers-invade-kansas-schools/
Den Trend gegen Texte kann man auch in großen öffentlichen Zentralbibliotheken
in Deutschland beobachten, die beim Bestandsaufbau fast ganz auf
Fremddienstleister setzen, was meist standardisierte, langweiligere und weniger
aktuelle Bestände hervorbringt. So soll die Zentralbibliothek der Hamburger
Öffentlichen Bücherhallen angeblich 40% ihrer sehr guten Ausleihzahlen mit
Nonbooks machen. Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin hat ihren
Buch-Bestandsaufbau weitgehend an zwei Dienstleister outgesourct, um für neue
Zukunftsaufgaben gerüstet zu sein. Die Bibliothek bietet jetzt Tai-Chi-Kurse
für das Publikum an. Der bereits um ein Drittel reduzierte und deshalb
dysfunktionale Freihandbereich für Bücher soll weiter reduziert werden, um
Platz für die Ausleihe von Nähmaschinen, Schlagbohrern, Federballspielen und
Gopro-Kameras zu schaffen (sog. "Shareconomy").
Schöne Grüße
Peter Delin
Peter Delin
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12203 Berlin
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Mail: peter.delin@xxxxxx
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