Man muss zwar nicht über jedes Stöckchen springen, das Rafael Ball einem
hinhält, aber das Interview in der NZZ zeigt doch, auf welch unterirdischem
Niveau die Diskussion über die Zukunft von Öffentlichen Bibliotheken unter
Bibliothekaren inzwischen angekommen ist. Auch der niedrige intellektuelle
Anspruch der Qualitätspresse wird hier deutlich. (nebenbei: auch die Zahlen
sind falsch, aber Recherche ist wohl nicht Balls Stärke). Hauptsache Krawall,
das bringt Aufmerksamkeit und befriedigt die Eitelkeit, und seien die Thesen
auch noch so holzschnittartig und plump.
Dabei is es auch in Balls Bibliothek, der von seiner Arbeit in einer
naturwissenschaftlich-technischen Bibliothek her wohl kaum für das gesamte
Bibliothekswesen kompetent sprechen kann, alles viel banaler als seine kühnen
Prognosen vermuten lassen: Für Außenstehende der ETH Zürich gilt für die
Nutzung der reichhaltigen digitalen Ressourcen der Bibliothek die Walk
in-Klausel. Da muss man sich dann schon ganz analog in das
Bibliotheksgebäude begeben ("Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch
hart im Raume stoßen sich die Sachen" Schiller, Wallensteins Tod). Bestände,
in welcher Form auch immer, bleiben auch in Zukunft das Kerngeschäft von
Bibliotheken, denn das Wesen der Bibliothek ist es nun einmal Schranke zu
sein. Hier gilt der Satz von Robert Darnton: "Nothing is free!" - siehe sein
Vortrag zur DPLA https://www.youtube.com/watch?v=Ck3W5-9EoJ8 , 56. bis 59.
Minute. (an dieser Stelle eine Filmempfehlung zu dem dort genannten Aaron
Swartz http://www.amazon.co.uk/Internets-Own-Boy-Story-Swartz/dp/B00MPOMWR8/ )
Angesichts solcher Thesen von Ball und anderen geht die Verteidigung der
Bibliotheken jetzt immer mehr von den Bibliothekaren und ihren Verbänden auf
die über, für die sie eigentlich da sind, nämlich auf ihr Publikum und die
interessierte Öffentlichkeit, also auf die Gesellschaft , die sie für sich
unterhält (siehe z. B. in Kopenhagen - BuB 12/2015, S. 772-775 oder zur ZLB
Berlin
https://www.openpetition.de/petition/kommentare/buechervernichten-in-berlin-bibliotheken-werden-kaputt-rationalisiert
).
siehe auch den Beitrag von Klaus Graf:
http://archivalia.hypotheses.org/54235
die Kommentare zum Artikel in der NZZ:
http://www.nzz.ch/nzzas/nzz-am-sonntag/bibliotheken-weg-mit-den-buechern-interview-rafael-ball-eth-ld.5093
Peter Delin
Ringstraße 100
12203 Berlin
Tel.: 030/81305675
Mobil: 015787311689
Mail: peter.delin@xxxxxx
https://dvdbiblog.wordpress.com/[https://dvdbiblog.wordpress.com/]
Gesendet: Sonntag, 07. Februar 2016 um 18:32 Uhr
Von: "Giella Wolfgang (giwo)" <giwo@xxxxxxx>
An: "inetbib@xxxxxxxxxx" <inetbib@xxxxxxxxxx>
Betreff: [InetBib] OT: Weg mit den Büchern! Ball in der NZZ
Verehrte Liste
Hier ein Interview von Herrn Ball in der NZZ am Sonntag in gewohnt
provokativer Art und Weise. Viel Vergnügen bei der Lektüre! Vielleicht ergibt
sich daraus in Leipzig die eine oder andere spannende Diskussion oder Vision?
In der aktuellen politischen Spareuphorie in der Schweiz ist dieser Beitrag
für sehr viele von uns sicher wenig hilfreich. Zudem kommt sie ausgerechnet
vom Direktor der wichtigsten Bibliothek der Schweiz!
Viele Grüsse
Wolfgang Giella
http://www.nzz.ch/nzzas/nzz-am-sonntag/bibliotheken-weg-mit-den-buechern-interview-rafael-ball-eth-ld.5093[http://www.nzz.ch/nzzas/nzz-am-sonntag/bibliotheken-weg-mit-den-buechern-interview-rafael-ball-eth-ld.5093]