[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

[InetBib] ETH-Bereich und Elsevier - Teil 2



Guten Tag
Bei Interesse ein weiteres Kapitel zum Thema ETH-Bereich und Elsevier: 
http://wisspub.net/2016/01/26/der-eth-bereich-und-elsevier-teil-2/
Im August 2015 hatte ich auf dieser Liste u.a. geschrieben:
"Ich wage zu behaupten, hätte man vor Jahren in derselben Tiefe die rechtlichen 
Grundlagen (Öffentlichkeitsgesetz, öffentliches Beschaffungswesen) von den 
klassischen Lizenzverträgen durch ausgewiesene Juristen überprüfe lassen, hätte 
sich vermutlich schnell herauskristallisiert, dass sich die eingeschlichene 
Praxis von Geheimhaltungsvereinbarungen sich rechtlich nicht halten lässt."
In Anbetracht der neu zugänglichen Dokumente ist es interessant zu sehen, dass 
es vor Jahren beim ETH-Rat tatsächlich eine - wenn auch nur oberflächliche und 
zudem auch nicht ganz korrekte - juristische Überprüfung der 
Vertraulichkeitsklauseln mit Elsevier gegeben hat. In dem das Thema dank der 
Kritik des verantwortungsbewussten Bibliotheksleiter der EPFL auf einen höheren 
Level der Hochschulpolitik gehoben wurde, ist zudem sichtbar das 
Entscheidungsträger - einmal mit der ungeschönten Problematik konfrontiert - 
durchaus mit Mut und Verstand agieren können. So gab es schon Mitte 2012 ein 
bemerkenswertes Schreiben des Präsidenten ETH-Rat an den Lenkungsausschuss des 
Konsortium, mit der Bitte bei den nächsten Elsevier-Verhandlungen in 2014 auf 
Vertraulichkeitsklauseln zu verzichten. 
https://wisspub.files.wordpress.com/2016/01/2012-06-06-schreiben-eth-ratspraesident-an-konsortium1.pdf
Warum dieses Anliegen von nicht ganz von unbedeutender Stelle bei den 
Verhandlungen des Schweizer Konsortiums wieder unter den Tisch fiel ist mir 
unbekannt. Dem ETH-Rat und der Leitung des Konsortiums war aber bereits damals 
schon klar, dass Bibliotheken wie Cornell schon längstens keine solchen 
Vertraulichkeitsklauseln mehr unterzeichnen.
Auch zeigt die Einsicht in die Akten, wie unglaublich isoliert hier die 
Bibliotheken des ETH-Bereichs agieren. Während man bezüglich Forschung lesen 
kann, wie international Schweizer Hochschulen doch seien 
(https://www.timeshighereducation.com/features/200-most-international-universities-world-2016)
 muss man feststellen, dass dies kaum auf die Verwaltung bzw. die Bibliothek zu 
trifft. Auch in der vorliegenden Diskussion um die Elsevier-Lizenz war es der 
ETH-Ratspräsident, welcher dem ETH-Bibliotheksdirektor den Auftrag gab, sich 
mal in Kontakt mit anderen Bibliotheken (UC, MIT) zu setzen. Was dabei rauskam 
ist unglaublich ernüchternd und es erklärt gewissermassen, weshalb Bibliotheken 
- denen man doch das gemeinsame Interesse an Open Access unterstellen darf - es 
seit Jahren nicht auf die Reihe kriegen sich zu koordinieren und gegen die 
bekannten Interessen der Closed-Access-Verlage anzukämpfen.
freundliche Grüsse
Christian Gutknecht

Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.