Liebe Leser der Liste,
Frau Braß und Herr Umstätter plädieren in ihren Postings dafür, die
von Konrad Umlauf anlässlich der Verleihung der Karl-Preusker-Medaille
formulierten Thesen zu diskutieren. Da eine solche Diskussion vom
Spannungsbogen der zu vertretenden Auffassungen profitiert, möchte ich
nachstehende Thesen einbringen, die eine alternative Sicht
formulieren:
1. Die bibliothekarische Zunft betont zum Reklamieren von Ansprüchen
gerne ihre kulturgeschichtliche Verbundenheit. Sie tut aber wenig,
dies auch in der eigenen Zunft zu entwickeln und als Vermächtnis
zukünftigen Generationen zur Verfügung zu stellen.
2. Die bibliothekarische Zunft hat Abstand davon genommen, für als
wichtig empfundene Fachfragen eigene Lösungen zu erarbeiten. Fragen
und Lösungen werden dem technischen Primat nachgeordnet und das
Nachmachen verflachter Praktiken erfährt mehr Aufmerksamkeit als das
eigenständige Vor-Entwickeln.
3. Ungeachtet eines befremdlichen Hangs zur Selbstüberschätzung hat
die Ambition stark abgenommen, mit bibliothekarischen Entwicklungen
auf allgemeine Lebensbereiche ausstrahlen zu wollen. Eine Neigung zur
selbstgenügenden Agonie ist unverkennbar.
Diese Thesen finden sich mit ausführlicher Begründung in dem Beitrag
„Hashtag Erschließung“, auf den ich mit einem Posting an die Liste vom
27.02.2015 aufmerksam gemacht habe und der unter
http://eprints.rclis.org/24677/ eingesehen werden kann.
Viele Grüße
Winfried Gödert
Am 24.11.2015 um 11:00 schrieb Walther Umstaetter:
Herzlichen Dank Frau Dr. Braß für diesen Hinweis.
Denn kein geringerer als der diesjährige Karl-Preusker-Medaillen
Gewinner hat hier sieben Thesen “über die Zukunft der Bibliotheken”
aufgestellt, über die man nicht nur nachdenken sondern auch fachlich
diskutieren sollte, denn sie stehen unter
www.bideutschland.de/download/file/KPM_2015_Dankesrede.pdf nun auch
schriftlich zur Verfügung.
Diskussionswürdig sind diese Thesen aus meiner Sicht insbondere darum,
weil ich bedauerlicherweise mehrfach darauf hinweisen musste, dass
gerade die Digitale Bibliothek von den Juristen durch Enteignung der
digitalen Bücher (eBooks) bereits weitgehend ausgehebelt wurde. Das
ändert aber nichts daran, das die Einschätzung K. Umlaufs “weil Medien
noch stärker als heute omnipräsent und frei zugänglich sein werden”
nicht nur wünschenswert, sondern auch volkswirtschaftlich notwendig
ist. Denn auch hier gilt das alte Wort von A. von Harnack (1921), dass
die Professur für Bibliothekswissenschaft die Nationalökonomie des
Geistes zum zentralen Thema haben sollte. Darum stimme ich auch darin
zu, dass ethische Grundsätze “im bibliothekarischen Handeln an
Bedeutung gewinnen” werden.
Da die “Systeme und Dienstleistungen weiterzuentwickeln” sind, würde
ich noch deutlicher darauf hinweisen wollen, dass die Information
Professionals, allgemein gesprochen, diese Weiterentwicklung auf
wissenschaftlicher Basis vorantreiben müssen, und dies im Sinne von
modernem “Informationsmanagement” und entsprechender “Beratung.” Dem
müssen auch “berufsbegleitende weiterbildende Studiengänge” Rechnung
tragen.
Aus meiner Sicht sind dazu auch solide Grundkenntnisse zur
Informationstheorie und zum modernen Bibliotheksmanagement notwendig,
denn man kann eine Einrichtung wie das traditionsreiche
Bibliothekswesen nicht in ein zukunftsträchtiges Knowledge Management
publizierten Wissens hinein führen, ohne den ist- und den soll-Zustand
zu kennen.
MfG
Walther Umstätter
Am 2015-11-23 11:49, schrieb Dr. Monika Braß:
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
am 30. Oktober 2015 wurde die Karl-Preusker-Medaille an Professor Dr.
Konrad
Umlauf verliehen. Lesen Sie mehr über den Festakt im
Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum in Berlin unter
http://www.bideutschland.de/deutsch/aktuelles/?news=123
Sie finden dort auch die Dankesrede mit den interessanten Thesen des
Preisträger zur Zukunft der Bibliotheken sowie die Laudatio von
Professor
Birgit Dankert im Wortlaut.
Eine ausführliche Berichterstattung erfolgt im Dezember-Heft von BuB.
Mit freundlichen Grüßen
Monika Braß
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Dr. Monika Braß
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