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Re: [InetBib] 2. Call: Begriffsanalyse – Klassifikation – Ontologien, 23.-24.10.15, TU Darmstadt, Mathem. Institut
- Date: Mon, 28 Sep 2015 06:37:57 +0000
- From: "Grilli, Maurizio" <Maurizio.Grilli@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] 2. Call: Begriffsanalyse – Klassifikation – Ontologien, 23.-24.10.15, TU Darmstadt, Mathem. Institut
Sehr geehrte Kollegen,
meinerseits nur eins. Mit dem Begriff „Sein“ muss man ein Bisschen aufpassen.
Das Wort wird so sehr benutzt, dass man trotz wiederholter Erklärung der
Philosophen im Laufe der Jahrhunderte immer wieder nicht mehr weiß, was
eigentlich damit gemeint ist. „Sein“ drängt alles durch, Lebendiges und
Unlebendiges. Es Ist als solches ohne Zeit und ohne Grenzen. Deswegen sind
meiner Meinung nach die Binome biologisches/menschliches Sein – Leben etwas
irreführend. Man sollte im Fall von „Sein“ innerhalb von menschlichen Lebewesen
das Wort „Dasein“ oder vielleicht noch besser weil gängiger „Existenz“ nutzen.
Der lebendige Anteil des Menschen und aller anderen Lebewesen kann man
natürlich "Leben" nennen. Hauptsache ist: man weiß ganz genau, was man mit den
Worten meint. Schließlich eine Anregung: Sein an sich ändert sich nicht. Egal
in welchem Rahmen es vorkommt. Warum sollte man zwischen menschlichem und
tierischem Sein differenzieren? Im Fall vom Leben ist es wahrscheinlich
sinnvoll unter Tieren, Menschen und Pflanzen zu unterscheiden, aber Sein kann
Prädikat von allem (eben) sein :). So kann man vielleicht die Adjektive
"biologisches", "menschliches" und "soziales" einfach nach rechts verschieben
und mit Leben verbinden.
Herzliche Grüße
Maurizio Grilli
(Medma Bibliothek Mannheim)
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: InetBib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxx] Im Auftrag von Walther
Umstaetter
Gesendet: Samstag, 26. September 2015 18:59
An: Peter Ohly
Cc: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] 2. Call: Begriffsanalyse – Klassifikation – Ontologien,
23.-24.10.15, TU Darmstadt, Mathem. Institut
Sehr geehrter Kollege Ohly,
herzlichen Dank für diesen Hinweis.
Ich erlaube mir diese Mail auch an Inetbib zu schicken, da ich der Meinung bin,
dass dieses Thema im Zusammenhang mit dem Semantic Web von allgemeiner
Bedeutung ist.
Darf ich hier nur eine kurze Anregung dazu geben?
Bezüglich der “neun Seinsschichten der ICC. Sie wurden wie folgt zu je drei
nach unbelebtem, belebtem und produziertem Sein gebündelt:
1. Form und Struktur
2. Energie und Materie
3. Kosmos und Erde
4. Biologisches Sein und Leben
5. Menschliches Sein und Leben
6. Soziales Sein und Leben
7. Materielle Produkte – Wirtschaft und Technik 8. Intellektuelle Produkte –
Wissen und Information.
9. Geistige Produkte – Kultur- und Geisteswissenschaften"
(https://de.wikipedia.org/wiki/Information_Coding_Classification)
ist es zwar von der Ordnung her verführerisch je drei Bündel zu schnüren, aber
aus biologischer Sicht, ist “Menschliches Sein und Leben”
eine eindeutige Untermenge von “Biologisches Sein und Leben”.
Seit dem C. Linneaus 1735 dem Menschen in seinem Systema Naturae seinen
systematisch begründeten Platz zugeordnet hat, ist der Mensch begrifflich
eindeutig den Tieren und damit der Biologie bzw. dem Leben untergeordnet. Das
wurde dann insbesondere durch die Morphologie Goethes und im folgenden
Jahrhundert durch die Evolutionstheorie C. Darwins, bis hin zur Entdeckung der
DNS als Informations- und Erbträger im Neodarwinismus wissenschaftlich
bestätigt.
Ebenfalls „Soziales Sein und Leben“ sind Untermengen, je nachdem ob es sich um
pflanzliche, tierische oder menschliche soziale Netzwerke handelt.
Da die Zeit, als die Bibliotheken Monohierarchien (DDC, LCC, etc.) anstrebten,
weil man ein bestimmtes Buch immer nur an einer Stelle einordnen konnte,
insbesondere durch die Online-Dokumentationen mit ihren polyhierarchischen
Thesauri abgelöst wurde, sollte Wissensorganisation mit entsprechenden
Assoziationen, Polyhierarchien und wechselnden Aspekten arbeiten.
Gerade das Systema Naturae Linnés hat gezeigt, wie wichtig ein bestimmter
Aspekt der Einteilung (bei ihm war es die Sexualität) für eine stringente
Systematisierung ist, wobei diese Sexualität zwangsläufig zu einem System der
Arten-Verwandtschaft, und damit zur biogenetischen Evolution(sstrategie) führte.
Auch das Bündel “Intellektuelle Produkte – Wissen und Information.” kann
eigentlich nur eine Untermenge von “Geistige Produkte – Kultur- und
Geisteswissenschaften” sein, wobei schon Wissen, als begründete Information,
eine Untermenge des Informationsbegriffs ist.
Die “neun Seinsschichten der ICC” werfen die Frage auf, ob die nächst höhere
Schicht nicht die Unterscheidung von Sein und Nichtsein erfordert. In sehr viel
älteren und auch religiösen Überlegungen konnte man sich in der Vorstellung,
dass unser Universum von Ewigkeit zu Ewigkeit existiert, und dass vor dem Sein
nur der Kreator dieses Seins, Gott, stand, das Nichtsein, bzw. das totale
Nichts als unlogisch verwerfen. Heute, bei der verbreiteten Ansicht, dass unser
Universum aus dem sog. Big Bang entstanden ist, könnte das Nichtsein sowohl
zeitlich (als die Zeit vor dem Big Bang) als auch räumlich (der Bereich
außerhalb unseres Universums, in dem es keine Energie, und damit auch keine
Zeit und keinen Raum gibt) existieren. Es wäre allerdings auch denkbar, dass
sich unser Universum in einem noch größeren Universum befindet, und dass sich
das Nichtsein noch weiter außerhalb befindet.
Insbesondere atheistische Naturwissenschaftler, die den Trivialdarwinismus in
die Evolution unseres Universums zu extrapolieren versuchen, nach deren
Vorstellung alles nur Zufall ist, so dass aus einer unvorstellbaren Zahl an
solchen Zufallsuniversen zufällig auch unsere Welt, mit ihren Gesetzmäßigkeiten
entstand, stellen unserem realen Sein nur den Zufall gegenüber, auch wenn diese
Hypothese recht kühn, um nicht zu sagen abenteuerlich ist, wenn man bedenkt,
dass die Naturgesetze in Chemie und Physik ein so komplexes Molekül wie die DNS
hervor bringen, dass nicht nur als Informationsspeicher in der Lage ist sich
selbst zu Reduplizieren, dass es im sogenannten Prozessing die gesamten
Strukturproteine und Enzyme hervorbringt, und in der Phylogenese der einzelnen
Arten ein unglaubliches Wissen zum überleben ansammeln konnte, bis hin zum
menschlichen Unterbewusstsein, und der zusätzlichen Fähigkeit mit unserem
Bewusstsein, dies zu hinterfragen.
Kurz zusammengefasst, ist es zunächst gleichgültig, welche Vorstellung wir mit
dem Nichtsein verbinden, in ein System der Wissensorganisation muss es ebenso
eingefügt werden, wie die Metaphysik (griech. meta ta physika), nach der
Physik, die der Bibliothekar Andronikos von Rhodos, mit den Schriften des
Aristoteles (Ausgabe 1. Jh. v. Chr.) einführte.
Dies nur als kurze Anmerkung
MfG
Walther Umstätter
Am 2015-09-26 17:08, schrieb Peter Ohly:
2. Call: *Begriffsanalyse – Klassifikation – Ontologien, *
23.-24.10.15, TU Darmstadt, Mathem. Institut
Liebe an Klassifikation, Wissensorganisation und Ontologien
interessierte Kollegen,
das letztes Jahr erschienene Buch *Wissensorganisation: Entwicklung,
Aufgabe, Anwendung, Zukunft *(Ergon Verlag 2014, ISBN
978-3-05650-065-7)
von Ingetraut Dahlberg, der Begründerin der ISKO, enthält auf den
Seiten
80-81 die Matrix der ICC* Information Coding Classification* und
anschließend auf den Seiten 82-100 ihre Untergliederungen auf der
nächsten Hierarchiestufe.
Mitglieder der ISKO sowie auch weiteren an Klassifikation
Interessierte werden gebeten, aus ihrem Sachwissen heraus Stellung zu
den genannten Untergebieten zu beziehen und sie evtl. zu ergänzen oder zu
verbessern.
Dabei wäre zu berücksichtigen, dass die Systemstellen, wo immer
möglich, den ICC-Prinzipien (S.100 ff.) folgen. Inzwischen sind die
Rechte an der ICC übrigens bei der Dt. ISKO.
Ein Mitglied des Ontologen-Kreises in Darmstadt (Thomas Zeh) hat
inzischen die ICC in die Wikipedia gebracht, so dass Sie auch da
nähere Information
vorfinden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Information_Coding_Classification
<https://3c.gmx.net/mail/client/dereferrer?redirectUrl=https%3A%2F%2Fd
e.wikipedia.org%2Fwiki%2FInformation_Coding_Classification>
(bitte, beachten Sie den Unterstrich vor und nach Coding) Übrigens
wurde nach Regeln von Ingetraut Dahlberg für die Bibliographie in
International Classification (später Knowledge Organization) das
‚*Classification System for Knowledge Organization Literature*‘
benutzt, das nun in erweiterter Form für die online-Bibliographie
verwendet wird:
http://www.isko.org/scheme.php.
Vom Ernst-Schröder Zentrum (ESZ ; Leitung: Prof. Karl Erich Wolff) an
der TU Darmstadt wird nun an den Tagen 23.-24.10. zum Thema
„**Begriffsanalyse – Klassifikation – Ontologien: Die ICC auf dem
Prüfstand**“ ein Seminar in Zusammenarbeit mit der Deutschen ISKO
stattfinden. U.a. sind ein Vortrag von Prof. Andreas Ledl, Basel, über
seine digitalisierte und DDC-klassierte Sammlung von
Klassifikationssystemen sowie Kurzvorträge über Begriffsanalyse,
Top-Ontologies und das Ontologen-Netzwerk vorgesehen.
Die
Teilnahme ist kostenlos.
Der 24.10. soll dann eine echte Arbeitssitzung werden mit Ihren
Beiträgen und Diskussionen zur ICC. Hierbei geht es vor allem um
kritische und ergänzende Bemerkungen zur dritten hierarchischen Stufe
der* Information Coding Classification* (S. 82-100) in Kurzbeiträgen.
Auch wenn Sie nicht kommen können sollten, so haben Sie die
Möglichkeit, Kommentare vorab an Frau Dahlberg zu senden. Falls Sie
das Buch nicht besitzen, bietet sich auch die ICC im Internet an
(s.o.).
Seinerzeit wurden die weiteren Untergliederungen der ICC-Matrix in
Zusammenarbeit weitgehend mit Hochschulexperten erfasst, doch hat sich
im Laufe der Zeit ja einiges geändert und bedarf daher einer
Überprüfung und Ergänzung. Zusammen mit Ihrem Fachwissen sollte nun
eine Anpassung und weitere Ausarbeitung möglich sein. Wir benötigen
also auch Ihren Beitrag, und zwar schon bis zum 30. September, um das
Programm entsprechend aufbauen zu können. Sie bekommen dann genauere
Angaben zum Seminar zugesandt.
Reichen Sie bitte diese Einladung auch an Interessierte weiter.
Bitte, schicken Sie Ihren Beitrag **per eMail** an:**peter.ohly@xxxxxx
<peter.ohly@xxxxxx>**
(bitte mit Betreff: Ontologie-Seminar)
und in jedem Falle auch **per Post** an:
**Dr. I. Dahlberg**
**Am Hirtenberg 13**
**D-64732 Bad König**
(nur für Rückfragen:
ingetraut.dahlberg@xxxxxxxxxxx)
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.