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Re: [InetBib] Was leisten Wissenschaftsverlage heute eigentlich noch?
- Date: Thu, 27 Aug 2015 20:45:24 +0000
- From: "Mazarakis, Athanasios" <A.Mazarakis@xxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Was leisten Wissenschaftsverlage heute eigentlich noch?
Guten Abend,
Ich bin selbst hin- und hergerissen: Einerseits glaube ich auch, dass man den
Verlagen mit der Erforschung von Altmetrics einen nützlichen Dienst und den
Wissenschaftlern einen Bärendienst erweist. Leicht zu erreichende (und zu
manipulierende?) Daten, die in die eine oder andere Richtung interpretiert
werden können. Einerseits.
Andererseits wäre es aber wohl vermessen zu denken, dass die Nicht-Erforschung
eines Feldes, dieses Problem lösen würde. Im Gegenteil, die Wissenschaft (und
damit auch die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen) müssen auf die
entsprechenden Nachteile von almetrischen Daten hinweisen und diese ebenfalls
erforschen. Nur so haben wir überhaupt den Hauch einer Chance, dem
wissenschaftlichen Credo gerecht zu werden, unabhängig welcher
wissenschaftsphilosophischen Richtung man angehört. Missbrauch wird dies aber
sicher auch nicht verhindern, aber vielleicht wenigstens offenlegen.
Der Mensch (und damit auch die eben genannten Wissenschaftler und
Wissenschaftlerinnen) ist alles andere als unfehlbar. Peer Reviews, H-Indizes
und Journal Impact sollen diese Unfehlbarkeit durch "objektive Daten"
reduzieren. Das dies nicht geklappt hat, sieht man ja an der Entstehung der
Almetrics-Bewegung. Aber es wird halt noch immer von den unterschiedlichsten
Stakeholdern gefragt: Ist der oder der besser? Ist dieses Paper besser oder
dieses? Solange dieses Denken in Benchmarkrelationen vorherrscht, wird sich
meiner Meinung nach nichts an den bestehenden Zuständen ändern (=weder
verschlimmern, noch verbessern).
Und ist es nicht ein besonderes Qualitätsmerkmal, wenn viele Wissenschaftler
einen Artikel zitieren? ;) (ja, dies ist eine rhetorische Frage)
Mit besten Grüßen
Athanasios Mazarakis
--
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DR. ATHANASIOS MAZARAKIS
Postdoc at Kiel University
Web Science
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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Walther
Umstaetter
Gesendet: Donnerstag, 27. August 2015 19:39
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Was leisten Wissenschaftsverlage heute eigentlich noch?
Besten Dank für diesen Hinweis an Herren Wolf.
Bemerkenswert ist unter anderem der Satz: “Noch umgibt die großen Marken ein
Mythos von Qualität und Glaubwürdigkeit. Die Zukunft wird zeigen, wie lange man
daraus noch Profit schlagen kann,” denn es sind die Wissenschaftler selbst, die
den Mythos von Qualität und Glaubwürdigkeit noch immer so hoch halten, und so
tun als sei es entscheidend in welch renommiertem Verlag mit welchem Impact
Factor jemand publiziert hat, anstatt die Qualität einer Publikation selbst zu
prüfen. Solange die meisten Wissenschaftler glauben, dass eine Publikation bei
Springer oder Elsevier qualifizierter ist als ein Aufsatz, den der selbe Autor
direkt ins Netz gestellt hat, ohne beide wirklich gelesen zu haben, solange
sind Bibliotheken gezwungen überteuerte Produkte dieser Verlage für diese
Wissenschaftler zu erwerben, und so lange wird “der Gaul zu Tode geritten” -
und das schon seit einigen Jahrzehnten. Hinzu kommt, dass die Juristen diesen
Mythos durch ihre Rechtsprechung stützten, und das Verlagssterben so zu
verhindern versuchen - dabei aber die Digitale Bibliothek durch Enteignung
Opfern.
Die moderne Wissenschaft muss wieder Lernen Qualität inhaltlich, sachlich zu
bewerten, und die Verantwortung nicht länger auf Zitationsraten, Peer Reviewer
oder den Mythos der Verlage abzuschieben.
So wichtig Zitationsraten für die Szientometrie waren und sind, ihre
Fehlinterpretation war von Anfang an ein Problem, und ihr Missbrauch pflanzt
sich in den Altmetrics weiter fort. Insbesondere dann, wenn sich die Verlage
selbst um ihre Altmtrics-Werte kümmrn. Um so erfreulicher ist es, dass dazu
immer mehr berechtigte Kritik laut wird.
MfG
Walther Umstätter
Am 2015-08-26 16:12, schrieb Sebastian Wolf:
Hallo liebe Liste,
ein lesenswerter Erfahrungsbericht eines Wissenschaftlers mit dem
Springer-Verlag:
https://netzpolitik.org/2015/was-leisten-wissenschaftsverlage-heute-ei
gentlich-noch/
Irgendwo müssen Gewinnmargen von über 30%, die Elsevier, Springer und
Co. erzielen, ja herkommen.
Viele Grüße
Sebastian Wolf
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