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Re: [InetBib] Was leisten Wissenschaftsverlage heute eigentlich noch?



Guten Abend,

Ich bin selbst hin- und hergerissen: Einerseits glaube ich auch, dass man den 
Verlagen mit der Erforschung von Altmetrics einen nützlichen Dienst und den 
Wissenschaftlern einen Bärendienst erweist. Leicht zu erreichende (und zu 
manipulierende?) Daten, die in die eine oder andere Richtung interpretiert 
werden können. Einerseits.
Andererseits wäre es aber wohl vermessen zu denken, dass die Nicht-Erforschung 
eines Feldes, dieses Problem lösen würde. Im Gegenteil, die Wissenschaft (und 
damit auch die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen) müssen auf die 
entsprechenden Nachteile von almetrischen Daten hinweisen und diese ebenfalls 
erforschen. Nur so haben wir überhaupt den Hauch einer Chance, dem 
wissenschaftlichen Credo gerecht zu werden, unabhängig welcher 
wissenschaftsphilosophischen Richtung man angehört. Missbrauch wird dies aber 
sicher auch nicht verhindern, aber vielleicht wenigstens offenlegen.

Der Mensch (und damit auch die eben genannten Wissenschaftler und 
Wissenschaftlerinnen) ist alles andere als unfehlbar. Peer Reviews, H-Indizes 
und Journal Impact sollen diese Unfehlbarkeit durch "objektive Daten" 
reduzieren. Das dies nicht geklappt hat, sieht man ja an der Entstehung der 
Almetrics-Bewegung. Aber es wird halt noch immer von den unterschiedlichsten 
Stakeholdern gefragt: Ist der oder der besser? Ist dieses Paper besser oder 
dieses? Solange dieses Denken in Benchmarkrelationen vorherrscht, wird sich 
meiner Meinung nach nichts an den bestehenden Zuständen ändern (=weder 
verschlimmern, noch verbessern).

Und ist es nicht ein besonderes Qualitätsmerkmal, wenn viele Wissenschaftler 
einen Artikel zitieren? ;) (ja, dies ist eine rhetorische Frage)

Mit besten Grüßen
Athanasios Mazarakis

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DR. ATHANASIOS MAZARAKIS
Postdoc at Kiel University
Web Science
 
ZBW – German National Library of Economics
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Düsternbrooker Weg 120
24105 Kiel
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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Walther 
Umstaetter
Gesendet: Donnerstag, 27. August 2015 19:39
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Was leisten Wissenschaftsverlage heute eigentlich noch?

Besten Dank für diesen Hinweis an Herren Wolf.
Bemerkenswert ist unter anderem der Satz: “Noch umgibt die großen Marken ein 
Mythos von Qualität und Glaubwürdigkeit. Die Zukunft wird zeigen, wie lange man 
daraus noch Profit schlagen kann,” denn es sind die Wissenschaftler selbst, die 
den Mythos von Qualität und Glaubwürdigkeit noch immer so hoch halten, und so 
tun als sei es entscheidend in welch renommiertem Verlag mit welchem Impact 
Factor jemand publiziert hat, anstatt die Qualität einer Publikation selbst zu 
prüfen. Solange die meisten Wissenschaftler glauben, dass eine Publikation bei 
Springer oder Elsevier qualifizierter ist als ein Aufsatz, den der selbe Autor 
direkt ins Netz gestellt hat, ohne beide wirklich gelesen zu haben, solange 
sind Bibliotheken gezwungen überteuerte Produkte dieser Verlage für diese 
Wissenschaftler zu erwerben, und so lange wird “der Gaul zu Tode geritten” - 
und das schon seit einigen Jahrzehnten. Hinzu kommt, dass die Juristen diesen 
Mythos durch ihre Rechtsprechung stützten, und das Verlagssterben so zu 
verhindern versuchen - dabei aber die Digitale Bibliothek durch Enteignung 
Opfern.

Die moderne Wissenschaft muss wieder Lernen Qualität inhaltlich, sachlich zu 
bewerten, und die Verantwortung nicht länger auf Zitationsraten, Peer Reviewer 
oder den Mythos der Verlage abzuschieben. 
So wichtig Zitationsraten für die Szientometrie waren und sind, ihre 
Fehlinterpretation war von Anfang an ein Problem, und ihr Missbrauch pflanzt 
sich in den Altmetrics weiter fort. Insbesondere dann, wenn sich die Verlage 
selbst um ihre Altmtrics-Werte kümmrn. Um so erfreulicher ist es, dass dazu 
immer mehr berechtigte Kritik laut wird.

MfG

Walther Umstätter


Am 2015-08-26 16:12, schrieb Sebastian Wolf:
Hallo liebe Liste,

ein lesenswerter Erfahrungsbericht eines Wissenschaftlers mit dem
Springer-Verlag:
https://netzpolitik.org/2015/was-leisten-wissenschaftsverlage-heute-ei
gentlich-noch/

Irgendwo müssen Gewinnmargen von über 30%, die Elsevier, Springer und 
Co. erzielen, ja herkommen.

Viele Grüße

Sebastian Wolf

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