Hallo Frau Dürlich, hallo Liste!
Ja, Twitter ist beschränkt - aber das ist zugleich (auch) seine Stärke!
Ich will das kurz an einem Beispiel demonstrieren.
Ich habe gestern abend folgenden Tweet abgesetzt:
https://twitter.com/Lambo/status/605137288285306881
Diese Empfehlung eines ausführlichen FAZ-Artikels über das Internet
Archive
hätte ich natürlich auch hier via Inetbib schicken können, oder auf
Facebook posten können. Warum ich das nicht gemacht habe will ich kurz
erläutern.
Auf Inetbib hätte ich gleich eine Einschränkung auf die Abonnenten von
Inetbib - das sind zwar viele, aber auf Twitter folgen mir z.B. auch
Menschen, die nicht im engeren Sinne bibliothekarisch interessiert
sind.
Aber noch wichtiger ist das Redundanz-Problem des Mediums Mailingliste.
Jede zusätzlich Mail landet bei x-tausend AbonnentInnen in der Mailbox,
ob
sie wollen oder nicht. Es entstehen unweigerlich Meta-Diskussionen über
unpassende Mails, etc. Anders bei Twitter, bei dem jedeR sich seine
Informationskanäle individuell zusammenstellen kann, und danach
(vergleichbar mit einem Radio) ein- und ausschalen kann, wann sie mag.
Zudem passt schon das Format der Mailinglisten-Nachricht kaum zu meinem
Kommunikationszweck. Wie rede ich diese Liste eigentlich an? Was
schreibe
ich in meinen Mail-Footer? Wie lang darf die Mail sein, um überhaupt
wahrgenommen zu werden? Und wenn sie allzu kurz ist - wird das schon
wieder
als Spam wahrgenommen? Und diese Aufzählung ließe sich noch fortsetzen.
All
diese Probleme stellen sich bei Twitter nicht. Link rein, sagen dass
ich
den FAZ-Artikel mag, zack, der Tweet ist draußen.
Und warum nicht Facebook? Facebook legt fest, wer meinen Beitrag zu
sehen
bekommt und wer nicht. Manches sehen nur eingeloggte, manches nicht.
Manches sehen nur Personen die mir folgen. Manches erscheint weiter
unten
oder überhaupt nicht, weil es als weniger relevant nach "unten"
sortiert
wird, oder nicht. Letzteres entscheidet sich überdies anhand eine
Vielzahl
von Indikatoren, die kaum jemand überblickt. Last not least ändert
Facebook
regelmäßig die Regeln, nach denen all dies geschieht. Dabei will ich
doch
nur alle, die es vielleicht interesiert, öffentlich auf den
FAZ-Artikeln
aufmerksam machen! Kurz gesagt, Facebook eignet sich für meine
Kommunikationsziele ebenfalls kaum. (Und das tut es zumindest für meine
beruflichen Kommunikation generell immer seltener.)
Twitter, um das gleich klar zu stellen, passt mir auch nicht. ;-) Aber
einige von den oben genannten Minimal-Anforderungen für meinen Wunsch,
diesen FAZ-Link weiterzuverbreiten, erfüllt diese Plattform, und
solange
ich nichts besseres habe, ist dann die Web-Öffentlichkeit (fast) aller
Tweets kombiniert mit einer kritischen Masse von BenutzerInnen für mich
ausschlaggebend.
Übrigens, der Twitter-Statistik zufolge ist dieser Beispiel-Tweet von
mir
inzwischen mehr als 10.000 mal betrachtet worden, was u.a. auf diverse
Retweets zurück zu führen ist. Diese Reichweite stellt dann sogar
Inetbib
in den Schatten, aber das ist natürlich von Tweet zu Tweet sehr
unterschiedlich.
Und um auf das, wovon wir hier sprechen, noch gleich eine Meta-Ebene
drauf
zu stapeln: Twitter einschätzen zu können, grob zu wissen, wofür und in
welchem Maße man das gebrauchen könnte - das sind klar Bestandteile
einer
zeitgemäß verstandenen Medien- und Informationskompetenz. Gerade
Konferenzen wie der Bibliothekartag sind eine Gelegenheit, bei der das
Medium Twitter seine Stärken voll ausspielt. (Dies hier zu begründen
würde
den Rahmen des Mediums Mailingliste wiederum sprengen, weshalb ich mich
auf
zwei interessante Links zum Thema beschränke:
http://ceur-ws.org/Vol-718/paper_04.pdf und
http://dx.doi.org/10.1371/journal.pcbi.1003789)
Übrigens hatte der 104. Bibliothekartag in dieser Hinsicht einige
ermutigende Ansätze: Einen recht gut kommunizierten offiziellen
Twitter-Hashtag, einen offiziellen Account des Bibliothekartags, eine
Twitter-Wall und einiges mehr. Siehe auch hier:
http://topsy.com/s?q=%23bibtag15&window=a Dafür noch ein explizites Lob
an
Bibliothekartags-VeranstalterInnen und Community! Vielleicht können wir
ja
beim nächsten Bibliothekartag / Bibliothekskongress ergänzend zum
traditionellen Newcomer-Treff auch einen New-#Bibtag-Twitterer-Treff
haben?
;-)
Viele Grüße,
Lambert Heller
Am 1. Juni 2015 um 15:45 schrieb K. D. <kduerlich@xxxxxxxx>:
Sehr geehrter Herr Heller,
vielleicht geht es anderen ja wie mir. Ich sehe in Twitter einfach
keine
Vorteile. Es gibt doch E-Mail und Facebook und Blogs... Wozu brauche
ich da
noch Twitter? In meinen Augen ist Twitter wie seine Zeichenanzahl:
beschränkt.
Mit freundlichen Grüßen,Katrin Dürlich
Von: Lambert Heller <lambert.heller@xxxxxxxxx>
An: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Gesendet: 12:22 Montag, 1.Juni 2015
Betreff: [InetBib] Gasttwitterei und OK Science DE
Hallo Liste,
beim Bibliothekartag musste ich mal wieder feststellen, dass leider
immer
noch gefühlt 90% der BibliothekarInnen illiterat hinsichtlich Twitter
sind
- das ist schade, gerade bei solchen Konferenzen!
Aber es ist nie zu spät es auszuprobieren! Eine lustige Gelegenheit
bietet
sich heute: Ich gast-twittere unter dem Account der Open Science AG
der
Open Knowledge Foundation Deutschland, siehe unter:
https://twitter.com/OKScienceDE
Viel Spaß beim Lesen, folgen, kommentieren und retweeten! :)
Grüße,
Lambert Heller
--
Lambert Heller
Schwalenberger Str. 5
D-30449 Hannover
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