Sehr geehrter Herr Gutknecht,bezüglich der Aussage: "Jedoch konnte mir bisher noch niemand erklären, warum man überhaupt an erster Stelle solche Geheimhaltungsklauseln wider dem in der Schweiz geltenden Öffentlichkeitsprinzip akzeptiert hat." meine ich mich erinnern zu können, dass das damit begann, dass ISI vor rund zwei Jahrzehnten mit England einen Vertrag schloss, das Web of Science den Universitäten preiswert anzubieten. Der Vertrag war ein Teaser und damit geheim, damit andere Länder nachziehen - allerdings dann zu teureren Bedingungen. Das machte dann bei Elsevier u.a. Schule, so dass die Konsortien der Länder bald merkten, dass die Gefahr wuchs, durch die Geheimhaltung auch übervorteilt zu werden. Dass die Verlagspartner vorsichtig sind mit der Offenlegung von Zahlen, hat allerdings noch einen anderen Grund. Die jeweils eingekauften Pakete, sind oft so kompliziert mit Bedingungen verknüpft (z. B. was z.B. mit gedruckten Zeitschriften mit gemietet werden kann oder muss, was man eigentlich kaum braucht, etc.), dass man als Außenstehender leicht zu irreführenden Vorstellungen gelangen kann. Wenn man dann noch bedenkt, dass viele Bibliothekare wissen, dass sie sich in einer gefährlichen Grauzone befinden, weil sie für ihr Geld über weite Strecken keinen Bestandsaufbau betreiben können, sondern nur Nutzungsrechte erhalten (wozu sie allerdings juristisch gezwungen wurden), ist klar, warum das Schweigen so groß ist.
Es ist aber sicher richtig, dass diese Geheimhaltung zu einem immer größeren Problem wird.
In Vergessenheit geraten ist, dass Elsevier einst in große Existenznot kam, als alle Bibliotheken dazu übergingen die gedruckten Excerpta Medica Reihen abzubestellen, weil sie Embase nutzen konnten. Elsevier gelang es damals mit ISI (Garfield kam mit dem SCI in die gleiche Schwierigkeit) viel lobbyistischen Druck zu erzeugen, damit die Situation der Verlage in der Digitalen Welt gestärkt wurde, was in der Folge zu der unglaublichen Macht der großen wissenschaftlichen Verlage führte, die diese dann natürlich die Bibliotheken spüren ließen.
Das Problem in unserer sich rasch wandelnden Informationslandschaft ist, dass sich immer mehr Gesetze widersprechen, womit manche Entscheidungsträger in Zwickmühlen geraten. Wenn Bibliothekare ihr Geld eigentlich nur für Publikationen ausgeben dürfen, die sie wirklich erwerben, aber andere Juristen, elektronische Bücher und Zeitschriften als unveräußerlich erklären, so dass nur Nutzungen von Monopolisten möglich werden, dann darf man dankbar sein kein Bibliotheksdirektor sein zu müssen ;-) Das damit wachsende Problem ist die Archivierung der Bibliotheken von Dokumenten, die sie nicht wirklich besitzen dürfen (s. Lockss etc.) das nun gelöst werden muss. Der Widerspruch von Geheimhaltung und möglichst günstigen Vertragsabschlüssen gehört auch dazu.
MfG Walther Umstätter Am 2014-10-13 09:47, schrieb christian.gutknecht@xxxxxxxxxx:
Liebe Liste Am 23. Juni 2014 schrieb ich als privater B�rger der Schweiz an 14 Direktionen von Schweizer Hochschulbibliotheken und zus�tzlich dem Konsortium sowie der KFH Koordinationsstelle Konsortium eine Anfrage, mir Einsicht in Dokumente zu gew�hren, aus denen ersichtlich ist, wieviel die Bibliotheken im Zeitraum von 2010-2016 an die drei grossen Verlage Elsevier, Springer und Wiley bezahlt haben, oder gem�ssVereinbarung bezahlen werden. Die Antworten der Bibliotheken finden sichim folgenden Blog-Post: http://wisspub.net/2014/10/13/intransparenz-bei-den-bibliotheksausgaben-von-schweizer-hochschulen/ freundliche Gr�sse Chrisitan Gutknecht
-- http://www.inetbib.de