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Re: [InetBib] Kein EIS
Lieber Herr Kuhlen, liebe Liste,
das ist eine bedauerliche Entscheidung. Wäre es eine zu abwegige
Vermutung, dass ein Grund dafür vielleicht auch in dem Umstand zu suchen
sein könnte, dass es für ein neues Fachorgan einfach nicht genügend
Autoren gibt?
Für den Bibliotheksbereich möchte ich diese These jedenfalls wagen.
Schon heute ist es für die bestehenden Zeitschriften schwierig, an gute
Beiträge zu kommen. Und was die beiden neuen Zeitschriften wie
informationspraxis (http://informationspraxis.de/) und o-bib
(https://www.o-bib.de/index.php/bib/) betrifft, ist außer eher
technischen Ankündigungen noch nichts zu sehen. Hinzu kommen die durch
Social Media eröffneten Publikationskanäle, die in der Form ephemerer
Nanopublikationen das Veröffentlichungsbedürfnis insbesondere von
Praktikern gut zu befriedigen scheinen; entsprechende Autoren fallen bei
den traditionellen Zeitschriftenformaten heute oft aus, während sie
früher aus einer kleinen Neuigkeit immerhin noch einen soliden
Kurzbeitrag gemacht haben.
Um es - jedenfalls für die Bibliothekswissenschaft in Deutschland - noch
deutlicher zu formulieren: Lenkt die damals beim Wechsel des
Bibliotheksdienstes zu DeGruyter an vielen Stellen geführte Diskussion
über Open Access bei den Fachpublikationen nicht ein wenig davon ab,
dass wir bei Licht besehen eine nur wenig entwickelte Publikationskultur
haben?
Das fängt bei der teilweise sehr unprofessionellen Art und Weise an, wie
bereits publizierte Arbeiten von den Fachautoren rezipiert werden,
nämlich meist gar nicht. Dabei mutet es merkwürdig an, wenn wir unser
eigenes Selbstverständnis als Informationsspezialisten immer betonen,
auf der anderen Seite aber simple Recherche zu älteren Arbeiten, die ein
Thema betreffen, über das wir uns schriftlich äußern, offenbar für
entbehrlich halten. Ich will nicht so weit gehen, die Kenntnis der
entsprechenden Rechercheinstrumente anzuzweifeln .. Zudem hat man den
Eindruck, dass bibliothekarischen Publizieren sich oft im
Veröffentlichen erschöpft, dass aber eine Lektüre, geschweige denn eine
produktive Rezeption publizierter Arbeiten kaum stattfindet. Wann und wo
haben wir uns zulezt über einen Fachbeitrag einmal öffentlich streitig
ausgetausch? Diese Ehre lassen wir offenbar nur noch Roland Reuß und
vergleichbaren Autoren zukommen. Immerhin, aber doch etwas wenig ...
Vielleicht sollten wir uns eher grundlegend über unsere
Publikationskultur unterhalten, anstatt uns immer neue
Publikationsformate auszudenken. Auch wenn es vielleicht altmodisch ist,
aber ich finde, guter content und nicht Infrastruktur sollte IMMER an
erster Stelle stehen.
Viele Grüße
ste
--
Prof. Dr. Eric W. Steinhauer
Dezernent für Medienbearbeitung
Fachreferent für Allgemeines, Rechts-, Staats- und Politikwissenschaft
Fernuniversität in Hagen - Universitätsbibliothek
Universitätsstr. 21 - 58097 Hagen
Tel: 02331 / 987 - 2890
Fax: 02331 / 987-346
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