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Re: [InetBib] Umfrage im Rahmen einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit



Sehr geehrte Frau Günther, liebe Kollegen/innen,

Stefanie Günther schrieb:
Positv kann ich hier sagen, dass z.B. die Bibliotheken und
die Einrichtungen des öffentlichen Dienstes schon ein
bisschen weicher sind, als Einrichtungen  der freien Wirtschaft.
Weicher auch als z.B. in der Medizin, wo manche schlicht arbeiten
(müssen), bis sie gesundheitlich Schaden nehmen.

Ich kann diese Erfahrung nicht teilen, im Gegenteil!

Ein Arbeitgeber (ich nenne keine Namen, kann aber die folgenden Zitate schriftlich belegen) aus unserem Berufsfeld, veranlasste nach der Diagnose einer Asthma-Erkrankung eines Mitarbeiters folgerichtig eine Untersuchung des Raumes, in dem sich dessen Arbeitsplatz befand - nicht nur dieser, jener Dachgeschossraum wurde gleichzeitig kombiniert sowohl als dauerhafter Mitarbeiterbürobereich für mehrere Personen als auch als reguläres Büchermagazin genutzt -, durch einen Arbeitshygieniker. Im Ergebnis wurde "ein ungenügender Luftwechsel im Raum" festgestellt sowie weitere Bedingungen, die "zu Leistungseinbussen und Erkältungen" führen. In dem Fall, der erst zur Untersuchung des Raumklimas geführt hatte, wahrscheinlich zu der schon erfolgten dauerhaften Schädigung besagten Mitarbeiters. Des Hausarztes des Mitarbeiters schrieb, nach Vorlage der Untersuchung, an den Arbeitgeber: "Es ist bekannt, dass obgenannte Umstände ein Asthma bronchiale verschlimmern oder unterhalten können. Deshalb ist von medizinischer Seite anzustreben, diese Expositionen zu vermeiden oder zumindest deutlich zu reduzieren. Deshalb sind Sie als Arbeitgeber gefordert, die Situation am Arbeitsplatz entsprechend zu gestalten." Es passierte jedoch gelinde gesagt nichts, das zu einer dauerhaften Änderung führte. Zufälligerweise war zeitgleich aufgrund einer Stellenvakanz auf Direktionsebene ein Büro frei, in das der Mitarbeiter für ein paar Wochen wechseln konnte, aber nur solange, bis der Stelleninhaber kam. Dann musste der Mitarbeiter zurück in den bisherigen Raum, d.h. in das Umfeld, in dem er tagtäglich gearbeitet hatte, als jene Krankheit sich das erste Mal zeigte. Diese Rückkehr stand von vornherein fest, alternativlos. Ein Jahr nach der Erstdiagnose durch einen Spezialisten schrieb der gleiche Facharzt nach einer weiteren umfassenden Untersuchung "Aufgrund der Anamnese (vermehrte Beschwerden am Arbeitsplatz) scheint eine arbeitsplatzassoziierte Verschlechterung des Asthmas vozuliegen."

Ich sehe da nichts, was irgendwie "weicher" ist, denn hier war die Grenze nicht beim "bis sie gesundheitlichen Schaden nehmen", sondern es wurde eine Zunahme des schon erfolgten gesundheitlichen Schadens des Mitarbeiters in Kauf genommen, die so auch später diagnostiziert wurde, indem man die diesbezügliche ärztliche Warnung ignorierte.

Freundliche Grüsse
Bernd Martin Rohde

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Bernd Martin Rohde
Dipl.-Bibl. (FH), UP in Rare Book Librarianship (Univ. Basel)

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