Guten Tag,
darf ich Ihnen eine eher praktische Frage aus dem Buchantiquariat
unterbreiten, mit der Bitte um guten Rat?
Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten etwa 7.000 deutschsprachige Titel
mit direktem Bezug zum Elsaß gesammelt, also Druckort im Elsaß oder
thematisch eng auf das Elsaß (dazu einige Titel aus Lothringen) bezogen.
Der Zeitraum umfaßt etwa 1800 - 1950, danach erschienen dort nur noch
wenige Bücher in deutscher Sprache.
Die Vorarbeiten bestanden in der Erstellung und Abgleichung einer
zweisprachigen, parallelen deutsch-französischen Sachgliederung, um den
Bestand in etwa 40 Sachgruppen leichter zugänglich zu machen. Ich muß
nolens volens ein etwas schwergängiges "Warenkorbsystem" einsetzen,
verwende aber ausgiebig, eng damit verbunden, Google-Maps, um jeden
ortsbezogenen Titel dorthin zu verlinken, ferner scanne ich, soweit die
Zeit reicht, mehrere oder alle Abbildungen in/aus den Büchern, setze diese
in guter Auflösung (200 dpi) in Google-Webalben und verlinke sie von dort
zum Katalog.
Soweit ist das heute doch wohl gängige Praxis. Schwierigkeiten sind an
einer Stelle aufgetaucht, wo ich sie nicht erwartet hätte. Während die
Straßburger Landesbibliothek (BNU) einen Großteil des von mir gesammelten
Materials besitzt, ist der Bestand der übrigen Bibliotheken auf ganz
groteske und komplizierte Weise zersplittert und auf drei Länder
aufgeteilt. Ferner kann ich weder über den KVK noch über SUDOC, den guten
französischen Zentralkatalog, alle in Frage kommenden Bibliotheken
erreichen.
Ich behelfe mich damit, daß ich neben KVK und SUDOC die OPACs weiterer
Bibliotheken in Firefox gleichzeitig offenhalte . Insgesamt sind -
vorläufige Mindestliste - folgende Bibliotheken bei jedem Titel abzufragen:
UB Frankfurt (die einen wichtigen Altbestand zum Thema verwaltet)
Staatsbibliothek Berlin (hatte bis 1911, leider oft nur nominell, das
Pflichtexemplarrecht zu Elsaß-Lothringen)
BNU Straßburg
UB Freiburg (hatte nach 1918 lang eine Art Sammelauftrag für das Elsaß)
LB Karlsruhe
UB Basel
die Stadtbibliotheken Straßburg, Colmar und Mülhausen
5 weitere elsässische Bibliotheken,
2 Institute in Freiburg
die Pariser Staatsbibliothek (mit grotesken Lücken)
Deutsche Bücherei Leipzig (Sie gestatten die Altertümelei)
Ich zähle das auf, damit Sie die bunte Kuh in ihrer ganzen Schönheit sehen,
die auf meiner Wiese grast.
Ich möchte nun, womit wir beim Kern der Frage angekommen sind, unter jeder
Titelaufnahme angeben, welche Bibliothek den Titel besitzt.
Man könnte das einfach als Kürzelliste untendran setzen, also etwa:
Schneider, Manfred
Als elsässischer Spion in Görings Zuchthäusern ... ...
Straßburg... 1936...
Berlin - Strasbourg BNU - Karlsruhe - Basel - UB Mulhouse - Freiburg Rel.
Landeskunde
Ich habe nun die Idee, jeden Titel, den ich verzeichne, mit dem
entsprechenden Titel im OPAC der besitzenden Bibliothek zu v e r l i n k e
n. Das Kürzel "UB Mülhausen" z.B. trägt also bei diesem Titel einen Link,
der direkt zur Titelaufnahme dieser Bibliothek führt.
Erstens kann dadurch die überwiegend doch sehr seltsame alte
Titelbeschreibung vieler Alsatica anhand der Originalangaben der Bibliothek
verglichen werden, zweitens kann der Nutzer bei Interesse den Titel gleich
bestellen bzw. sich die Signatur herauskopieren. Für mich ist das keine
große Mehrarbeit.
Nota: Die kleine landeskundliche Antiquariatsliste soll permanent als
Forschungshilfe im Netz stehen bleiben, was verkauft ist, erhält einfach
den entsprechenden Vermerk.
Was ist davon zu halten? Darf ich denn für solche Zwecke direkt auf die
Titelaufnahme im OPAC der besitzenden Bibliothek verlinken?
Ist die Schaffung eines dergestalt massenverlinkten Fachkatalogs überhaupt
sinnvoll? Wir haben zu den Bibliothekslinks dann ja noch die zu Google-Maps
und die zum gescannten Bildgut. Sind massive technische Schwierigkeiten zu
erwarten? Muß ich die Bibliotheken vorher fragen?
Bibliothekstechnisch ergibt sich jedenfalls ein interessanter Aspekt: Auf
einem engbegrenzten Segment wird die Bestandsverteilung bzw. Bestandsdichte
der Bibliotheksbestände grenzüberschreitend sichtbar.
Leider bin ich kein Bibliotheksfachmann und wenn das alles Unsinn ist,
dann, bitte, sagen Sie es mir.
Freundlich grüßt Sie
Peter Mulzer