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[InetBib] Europeana - Eine bibliothekarische Meinungsäußerung




Hallo,

vorgestern hieß es in der ARD-Tagesschau, dass die EUROPEANA online gegangen 
sei.

Das muss einfach gefeiert werden (oder war es eine Ente, und die Europeana ist schon 
länger online?)

Es ist eine Liste enthalten, in welcher die Namen der Einrichtungen dar 
gestellt werden, die auf Europeana bereits einen Teil ihres Contents verlinkt 
haben.

Die Namen zeigen, das es sich um ein hochrangiges kulturelles und 
gesellschaftspolitisches Event handelt. So ganz unerwähnt im Bibliotheksbereich 
von inetbib wollte ich das nicht lassen.

Mit der Zeit kann sich mittels der neuen digitalen Plattform EUROPEANA langsam vielleicht eine 
gemeinsame europäische kulturelle Identität und ein stärkerer kultureller 
Austausch entwickeln.

Das Auffinden von content forderte allerdings relativ viele Klicks, und wenn 
man Steve Jobs Grundhaltung heran zieht, (Gott habe ihn selig!) dass im 
Vergleich zu Wettbewerbern die wenigen Klicks die Kunden bringen, dann sind es 
noch zuviele Klicks.

Bei der Bayerischen Staatsbibliothek fand ich das Buch eines Franzosen auf französisch in open source 
zum Downloaden für private oder wissenschaftliche Zwecke (nicht zulässig: zu gewerblichen 
Zwecken!), bei der Universitätsbibliothek von Oxford das Buch eines Franzosen in einer deutschen 
Übersetzung. Man sieht: Kultur verbindet die Völker!
Eine spanische große Bibliothek hat Peseta-Geldscheine eingescannt und ins Internet 
gestellt, über Europeana anzusehen.

Welche Inhalte zunächst als Erstes auf die EUROPEANA Plattform gestellt werden, mittels Verlinkung 
zu den eigenen Datenbanken sich beteiligender Einrichtungen, zeigt auch, welche Schwerpunkte die 
betreffenden Bibliotheken und Museen usw. setzen, was sie anderen europäischen Nationen bzw. 
Bürgern anderer europäischer Staaten und anderer Sprachen und anderer Geschichte als erstes 
präsentieren wollen.

Schwerpunkt der Inhalte ist als Ausgangspunkt Quellenmaterial über den 1. Weltkrieg. Aber man 
findet auch bereits vieles über den 2. Weltkrieg. Und man kann nur hoffen, dass sich damit die 
kulturellen Gemeinsamkeiten der europäischen Menschen nicht bereits im wesentlichen 
erschöpft haben.

Aber irgendwo muss man ja anfangen, und wenn, dann am besten bei dem, was einen an den anderen Beteiligten stört. Und wenn man sich dann so 
näher gekommen ist, indem man überhaupt was äußert, kann man vielleicht ein gemeinsames kulturelles europäisches Erbe entstehen 
lassen, und ein Gefühl davon, dass man eben die Kriege gemeinsam verzockt hat und dass es langfristig keinen Sinn macht, pauschal auf der einen Seite 
die Unschuldigen und auf der anderen Seite die schuldigen Täter zu platzieren (n´est-ce pas, isn´t it)?! Denn solch 
"Sündenkontogefälle" wäre eine kulturelle Wand.

Dann wäre schon viel gewonnen.
Dann käme man weg von der Ansicht: da sind die Guten, und dort sind die, welche 
das Geld haben. (Eigentlich, wenn man es richtig und historisch bedenkt, ein arg 
kompromittierter Gedanke!). Aber dazu ist es noch ein weiter Weg, glaube ich.

Ein Link zu Holocaust-Opfern (Fotos und Sprechblasen zu ihrem Schicksal) ist 
ebenfalls am linken Rand geschaltet.
Da hat man als Deutscher dann schon zu knabbern, wenn man sich auch dieses know-how rein 
zieht. Die Fotos machen das Ganze recht "frisch".

Aber was ich sagen will: jeder kann mit EUROPEANA seine eigenen Erfahrungen 
machen.

Und vielleicht findet man auf diesem Weg auch mehr bildungsbeflissene Freunde im Ausland, 
eventuell wenn man noch eine Social Community-Plattform beifügt und Hinweise zu 
europäisch übergreifend interessanten kulturellen Veranstaltungen schaltet.


Es geht also was in Europa. Mal schauen, wohin. Einen Moment lang daran denken: Kultur ist 
völkerverbindend! Man interessiert sich für das, was der andere hat und man selbst noch 
nicht kennt. Über EUROPEANA kann man´s vielleicht zur Kenntnis kriegen!

Habt einen schönen Gruss aus einem der neuen Bundesländer. Als Deutscher weiß man jetzt wie es sich 
anfühlt, wenn Mauern friedlich aufgehen! Daraus kläßt sich auch europäisch was machen.

Viele Grüße
Klaus Zehnder
Universitätsbibliothek
der TU Chemnitz


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