Sehr geehrter Herr Dietz,auch wenn wir diese Thematik (wie Sie wissen) hier im April 2013 schon einmal diskutiert haben, hat der Kollege Kummer mit der Feststellung: „Es wurde damals für die Studie 2004 wie heute für die Studie 2012 die gleiche ungeeignete Untersuchungsmethode verwendet.“ völlig Recht. Die wichtigste Zielgruppe der ÖBs, sind in Deutschland die Kinder, da uns, wie Frau Jana Haase damals (25.4.2013) richtig bemerkte, die Kinder- und Schulbibliotheken der USA fehlen, und diese Altersgruppe wurde ausgespart. In meiner ersten Statistikübung lernte ich, man solle sich nicht vor ein Geschäft mit Damenstrümpfen stellen, und zählen, ob mehr Frauen oder Männer einkaufen gehen. Das ist zwar schon lange her, aber noch immer richtig, weil Wissen eine längere Halbwertszeit hat, als Information allgemein.
Frau Schleihagen hatte zwar schon damals versucht, zu verteidigen, warum erst ab 14 Jährige befragt wurden: 1. wurden „in der Regel Personen ab 14 Jahre befragt, da ab diesem Alter juristisch formuliert die „Einsichtsfähigkeit“ vorausgesetzt werden kann.“ Aber dann ist die Befragung auch abwegig, weil sie latent nach einsichtsfähigen und nicht nach allen Bibliotheksbenutzern fragte. 2. „Kinder unter 14 Jahren entscheiden dies meist nicht selbst“. Das ist nur zu einem geringen Teil wahr. Als ich mich mit meinem Kinderbuch „Die Jagd nach dem Buchstädter Bibliotheksmarder“ beschäftigte, habe ich viele (vorwiegend) Mütter und (vorwiegend) Bibliothekarinnen beobachtet, wie sie versuchten Kindern bestimmte Bücher aufzuschwatzen, teilweise, weil sie noch immer dachten das Karl May hip ist, weil interessantere Angebote nicht da waren und insbesondere darum weil den Erwachsenen vieles unpädagogisch erschien, was die Kinder wollten. Schon Enid Blyton wurde anfangs gegen den Willen der Eltern konsumiert. Am Schluss kamen meist Kompromisse zustande, wie, „wenn du den Schatz im Silbersee mit nimmst, bekommst du auch ein Heft Lucky Luke“. Manche Eltern machen auch diesen Kompromiss nicht mit und wundern sich über das geringe Interesse der Kinder an Bibliotheken. Ein Junge suchte etwas über Yamaha Motorräder und verschmähte schon BMW, er ging ohne ein Buch hinaus. 3. Zum Vergleich mit „Lesen 2008“. Man kann natürlich fast alles wissenschaftlich untersuchen und vergleichen. Nur bei der Frage nach den "Ursachen und Gründe für die Nichtnutzung von Bibliotheken in Deutschland", die Kinder auszuklammern, ist schlicht falsch. 4. Die „begrenzten Mittel“ sind sicher kein Grund fehlerhafte Studien durchzuführen. Solche Studien sind, wie Kummer richtig anmerkt“ wissenschaftlich unhaltbar, nutzlos und schlimmstenfalls irreführend.“ Frau Schleihagen hat allerdings am 26.4.2013 auch darauf hingewiesen, dass trotzdem die richtige Empfehlung entstand - was man allerdings auch schon vorher wusste.
Es gilt noch immer Deweys, "The time is when a library is a school, and the librarian is in the highest sense a teacher." Und darum gewinnt der Moocbrarian in den USA deutlich und in Deutschland (nach einer gewissen Verzögerung auch) an Bedeutung. http://open-resources-librarian.blogspot.de/2014/ Die veraltete Bibliothek mit der Ausleihe gedruckter Bücher verliert schon längst an Bedeutung, wenn man den eigentlichen Bedarf unserer „Wissensgesellschaft“ zugrunde legt, die immer mehr aus dem Netz zieht. Da hilft auch die Suche nach mehr Nutzern gedruckter Bücher nur den Verlagen, die diese Einnahmequelle verständlicherweise für sich möglichst lange erhalten wollen. Wenn heute noch jemand gedruckte Bücher braucht, sind das insbesondere die unter 14 Jährigen, um eine bildungsgerechte Sozialisation zu erfahren. Bibliothekarische Ausbildungseinrichtungen müssen aber die Fachkräfte für die kommenden Jahrzehnte ausbilden, mit Open Education Resources, bis hin zu Fernstudienangeboten. Immerhin sollen in Zukunft dafür etliche Universitäten schließen, um die Ausbildung von immer mehr Wissenschaftlern bezahlbar zu machen, und das war schon immer die Aufgabe der Bibliotheken, Wissenschaft und Ausbildung zu rationalisieren.
MfG Walther Umstätter Am 2014-01-12 11:22, schrieb Karl Dietz:
Die Studie „Ursachen und Gründe für die Nichtnutzung von Bibliotheken inDeutschland“ liefert erstmalig detaillierte, empirisch fundierte undflächendeckende Erkenntnisse über die Gruppe der Nichtnutzer und deren Gründe für die Nichtnutzung von Öffentlichen Stadtbibliotheken und Gemeindebüchereien.Alle Ergebnisse der Studie mit detaillierten Informationen zu Ursachen und Gründen der Nichtnutzung, zum Image der Bibliotheken in Deutschland sowie zum Potenzial von Maßnahmen zur Nutzer(rück)gewinnung finden Sie ab dem 26. April2012 ab 12.00 Uhr unter http://www.bibliotheksverband.de/dbv/projekte/nichtnutzungsstudie.htmlHallo,ein 4-seitiger text zur obigen studie aus 2012 ist seit kurzem online aufhttps://drive.google.com/file/d/0B7HHhcxHuVn-RzVCanFjTG5vemE1U0l2U1l1M0FTOGlnUHpr/edit?usp=sharing = Dietmar Kummer: Kritische Gedanken zur Studie 2012 "Ursachen und Gründe für die Nichtnutzung von Bibliotheken in Deutschland"
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