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Re: [InetBib] Artikel "Der Text ist tot. Es lebe das Wissen!"



Hallo.
Soweit, dass der Text tot ist, ist es ja noch nicht.
Schon in den 70er Jahren meinten viele, Buchtexte würden durch Comics abgelöst. Und man hätte meinen können, jemand übersetzt Goethes Werther eventuell in eine Comicgeschichte: wäre recht bemerkenswert geworden, wenn Werther sich lediglich in Sprechblasen wie "urrg" und "mampf" und "uff" ausgedrückt hätte oder durch ein Symbol wie :-) mit einem Herzchen. Per youtoube-Video wäre der Pistolenschuss, mit dem er sich ein Ende setzte, natürlich viel nachwirkender für den Betrachter. Heute gibt es das in Zeitlupe und auch von Seiten der austretenden Kugel her. Siehe z.B. den Film "Wiegenlied des Totschlags" usw. usf. Oder gewisse aktuelle You toube - Videos von Wikileaks (die ich sonst wirklich nicht erwähnt hätte: bitte nicht ansehen!!). So gesehen sind Texte auch eine Möglichkeit, auf Distanz zu gehen und nicht im Erleben zu zerfließen. Und sich richtig bange machen, dass die Buchregale mal leer sein würden, braucht man heute noch nicht. Es werden so viele Bücher gedruckt, dass ich mir persönlich den Tod von Texten gar nicht vorstellen kann, jedoch bei mancher Buchmesse ging mir schon einmal der Gedanke durch den Kopf, zugegeben, aber nur aus visueller Erschöpfung!
Auch ebooks enthalten Texte.
Eine Welt jenseits des Textes geht natürlich, wenn man sich per Email unterhält, gar nicht, sofern man digitalen Text ebenfalls als Text versteht und nicht als etwas Neues, textloses. Texte sind ja geschriebene oder getippte Worte. Kann man zu digitalen Worten noch Text sagen? Ich denke doch, auch wenn dies eine Auslegungssache sein dürfte, basierend auf einer gemeinsamen Betrachtungsweise und einer entsprechenden Übereinkunft. Luthers Worte kann man natürlich besser "stahn" lassen, wenn die Textseite richtig gut gedruckt ist, mit Druckpresse und so weiter, am besten, man würde sie in Stein meißeln wie bei den Römern. Dann halten sie noch länger "unverrückbar". Aber Ausdrucksformen gibt es ja viele, zum Glück. Nicht nur schriftliche Texte. Auch gesprochene. Der gelesene Text ist natürlich derjenige, an welchem sich ein Bibliothekar wohl am meisten erfreut. Also ich bin neugierig auf den avisierten Beitrag mit den toten Texten (wer hat sie umgebracht? stellt ein Digitalisieren ein Umbringen dar), auch wenn es vielleicht darauf hinaus laufen wird, dass man zum Ergebnis kommt: "der Text ist tot, es lebe der Text" (?). Es darf ja mal spekuliert werden - hoffentlich an dieser Stelle ganz ohne Abgeltungssteuer! Text hat mit Sprache zu tun. Sprache mit Kommunikation und mit Gedanken. Gedanken mit Ideen. Ideen mit Inspirationen, diese wiederum mit Kommunikation oder zumindest mit dem Wunsch nach solcher. Wer was sagen will, der braucht eben was zu sagen, klar. Ist ja nichts Schlimmes. Es gibt natürlich auch eine non-verbale, multimediale Ausdrucksweise, und die Entgrenzung von Texten und Textschreibregelungen interessiert viele, vor allem die Comic-Heft-Leser, aber auch solche, die es textlich gerne nicht so genau nehmen wollen, es muss ja nicht unbedingt die Lektüre von Asterix sein (hatte der nun wirklich nichts mit Cleopatra, ohne Zaubertrank?)

Ich weiss: das Thema ist wichtig. Und die Zukunft der Bibliotheken und des Buches ist ein tägliches Thema voller Zukunftsbedenken um das in Papier nieder gelegte Wort. Und Wichtiges muss man - zumeist - sehr ernst nehmen. Und niemand soll sich verspottet oder mißverstanden fühlen, das ist immer zurecht wichtig. Wir wissen ja um die Science fiction- Ideen aus Filmen, in denen das gesprochene Wort vertilgt wurde, (siehe:/Fahrenheit 451/ -- Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrenheit_451>
de.wikipedia.org/wiki/*Fahrenheit*_*451*?
Der dystopische Roman /Fahrenheit 451/ von Ray Bradbury erschien erstmals 1953 im Verlag Ballantine Books (heute Random House) und wurde seitdem in *...)* oder die Geschichte in George Orwells Roman 1984, wo privates Lesen zu Folter und noch Schlimmerem führte. Auf dem Umweg über eine reizende Liebesgeschichte, die natürlich mit ursächlich wurde. (Soweit ich mich an die Abiturslektüre noch richtig erinnere.) "Man" hatte ja natürlich nur den Diktator zu lieben.

Eine text- und lesefreie Zeit sei jedem gegönnt, die anderen Medien verlangen auch ihr Recht.
Und manchmal ja auch andere Menschen... Man selbst vielleicht auch noch.
Dennoch: dieser Beitrag soll das Thema nur berühren, jedoch hat er nicht den Anspruch, fachlich mit dem avisierten philosophischen Text zu konkurrieren, zumal er mir noch nicht bekannt ist und ferner kein ausgebildeter Philosoph bin. Das Glück ist aber, dass über intellektuelle Themen jeder Mitteleuropäer kraft seiner Natur mitreden kann. Pisa hin oder her. Denn Mitteleuropäer haben Bildung und das Streben danach bereits in ihren Genen, wenn sie auf die Welt kommen. Und wäre es anders, müsste man sie dazu bringen... Der Wirtschaftsstandort braucht das. Und jeder von uns auch. Ich wollte lediglich etwas dazu beitragen, dass wir nun nicht alle gleich auf die Friedhöfe rennen und nach dem Grab der toten Texte suchen. Denn müssten wir mit den Texten nicht auch gleich die Dichter beerdigen? Für alle alle Zeiten? Und unter den Texten fänden sich dann die Überbleibsel der alten Dichter und Denker. Verzeihung, es war ein harter Tag voller digitaler Texte, und wo dieser Tag sich befand, das wissen Sie alle ja auch: zumeist am PC-Display. Vielleicht gibt es irgendwann eine Zukunft der Zukunft, und statt Bücher zu digitalisieren reanalogisiert man PC-Displays und PC-Datenbanken und pdf-Dateien. Wie das aber real vor sich gehen soll (ohne Zerstörung! Veränderungen sollen ja gewaltfrei vor sich gehen!) und ob es mal passieren wird, das wird unsereins wohl nicht mehr erleben. Derzeit ist nur noch - dies abschließend - fest zu stellen, dass das Projekt "umfassende Digitalisierung" noch sehr weit gehen muss, um zum bibliothekarischen Ziel zu gelangen. Soweit, dass jedermann ein Buch auswendig lernen muss, um die Datensicherheit zu gewährleisten, aufgrund "windiger" und "nicht verläßlicher" Digitalisierungen des Buches, ist es ja noch nicht, auch die Software- und Hardwarearchitekten versuchen diesen "Bibliotheks-GAU" zu verhindern. Wie hätte zum Schluss eines Beitrages Kurt Tucholsky gesagt? "Entschuldigung. Da war eine Idee von jemandem. Und da war ein weisses Blatt, wenn auch nur digital. Und ich kam leider nicht drum herum, dies ausfüllen zu wollen, um auch einen Beitrag mit zu leisten, was ich hiermit - wie Sie bemerken werden - getan habe.
Hoffentlich schadet es niemandem, auch nicht retour!

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Zehnder


Am 20.11.2013 13:17, schrieb Steinhauer, Eric:
http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2013-11/28667817-philosophie-zeitschrift-hohe-luft-mit-einer-auflage-von-25-000-exemplaren-seit-zwei-jahren-erfolgreich-am-markt-007.htm
 gibt auskunft über die thesen.
in der bahnhofsbuchhandlung in hamm gab es den titel gerade nicht zu kaufen ....
schöner gruß aus dem zug
eric steinhauer


________________________________________
Von: Inetbib [inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx]&quot; im Auftrag von &quot;Michael 
Schaarwächter [Michael.Schaarwaechter@xxxxxxxxxxxxxxxxx]
Gesendet: Mittwoch, 20. November 2013 12:40
An: Internet in Bibliotheken
Cc: Klaus Ceynowa
Betreff: Re: [InetBib] Artikel "Der Text ist tot. Es lebe das Wissen!"

Hallo Herr Ceynowa et al,

der Beitrag wird sicher auch noch zum kostenlosen Zugriff zur Verfügung
gestellt werden, da diese E-Mail ansonsten der Werbefreiheit in InetBib
widerspräche [1]? Ich freue mich, wenn Sie den Link nachreichen.

Mit freundlichen Grüßen,
Michael Schaarwächter

[1] http://www.inetbib.de/faqtechnik.html#werbung

Bayerische Staatsbibliothek schrieb am 20.11.2013 12:08:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

gerne möchte die Bayerische Staatsbibliothek Sie auf folgenden Beitrag 
aufmerksam machen:

Klaus Ceynowa, "Der Text ist tot. Es lebe das Wissen!" (2014)
In: ...

--
   Michael Schaarwächter
   Bibliotheks-IT

   Technische Universität Dortmund
   Universitätsbibliothek
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