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Re: [InetBib] [OT]: HTW Chur Informationsveranstaltungen zum BSc, MSc und MAS in Information Science



Sehr geehrter Herr Rhode

Mir ist bekannt, dass Herr Mörgeli nicht mehr am medizinhistorischen Institut 
arbeitet. Ihren Vorschlag, mich für dieses Institut und die dortige Bibliothek 
zu interessieren, finde ich sehr interessant. Ich interessiere mich nämlich 
schon länger für Medizingeschichte und würde in diesem Bereich gerne 
promovieren. Wenn es was Interessantes zu tun gibt, bin ich nämlich gerne 
dabei. Ob ich hinterher ein dr. med. bin oder was auch immer ist mir dagegen 
wurst. Ich weiss allerdings nicht genau, wie gross der Einfluss von Herrn 
Mörgeli in diesen Instituten noch ist, denn er hat ja weiterhin in Zürich eine 
Professur in Medizingeschichte. Und einen Doktorvater namens Herrn Mörgeli, das 
könnte ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Wahrscheinlich haben Sie übrigens 
Recht, wenn Sie sagen, dass es überall gute und schlechte Leute gibt. Ich habe 
halt einfach ein Medizinstudium Deutschland mit einem Bachelorstudium 
Informationswissenschaften Schweiz verglichen und da muss ich sagen, für das 
Bachelorstudium hier muss ich mehr ackern als für mein Medizinstudium in 
Deutschland. Die Bibliothekslandschaft in Deutschland kenne ich gar nicht 
wirklich, da ich schon ziemlich lange von dort weg bin. Andererseits haben wir 
hier in Informationswissenschaften viele Dozenten aus Deutschland und die 
müssen ja irgendeinen Grund haben, warum sie dort nicht bleiben. Zudem waren 
schon in der Zeit, als ich noch in Deutschland war, Professoren in Deutschland 
ziemlich schlecht bezahlt. Das haben die uns damals jedenfalls so erzählt. Und 
ich habe einen Freund, der bewarb sich kürzlich in einer deutschen 
Universitätsbibliothek um eine Stelle als stellvertretender Bibliotheksleiter. 
Das erste, was der im Bewerbungsgespräch gefragt wurde, war, "was er so denkt 
wo er in Zukunft noch etwas einsparen kann." Dem ist fast die Kinnlade 
runtergefallen. Und als stellvertretendem Bibliotheksleiter haben die ihm ein 
Gehalt angeboten, das deutlich unter dem einer Schweizer Bibliothekarin lag. 
Meine Erfahrung aus meiner Berufstätigkeit als Ärztin in Deutschland  ist 
ähnlich. Beispielsweise habe ich in den ersten 11/2 Jahren meiner Tätigkeit als 
Ärztin in Deutschland anfangs 1400 DM für eine Vollzeitstelle erhalten. Nachdem 
Herr Schröder Kanzler wurde, wurden die auf 1600 DM aufgestockt, weil Leute im 
Niedriglohnbereich dann von Gesetz wegen mehr bekommen mussten. Ich habe damals 
also mit einer abgeschlossenen Ausbildung als Krankenschwester und als Ärztin 
tatsächlich im Niedriglohnbereich gearbeitet und das bei einem Arbeitspensum 
von 50-60 Wochenstunden. Davon sollte ich mir dann auch noch die 
Facharztweiterbildung voll selbst finanzieren, da die Krankenhäuser damals 
prinzipiell nichts zugezahlt haben. Das Arbeitsklima war zumindest zum Teil so, 
dass die Assistenzärzte sich nicht getraut haben zu Hause zu bleiben, wenn sie 
krank waren, weil ihre Chefs dann schon über die Kündigung nachgedacht 
(längersfristige Verträge gab es nicht) oder die Kollegen und Schwestern 
gemunkelt haben, ob sie wohl krank machen. Aber natürlich habe ich auch in 
diesem hochschwierigen Umfeld einzelne Vorgesetzte und Kollegen erlebt, die 
menschlich geblieben sind. Andererseits bin ich ich aufgrund dessen, was ich 
von Verwandten aus Deutschland höre, nicht so hochoptimistisch, dass sich an 
dieser Situation so entscheidend etwas geändert hat. Ich habe beispielsweise 
eine Tante, die hat über dreissig Jahre in Vollzeittätigkeit in einer 
Gemeindeverwaltung gearbeitet und kommt seit Einführung des Euro gerade so mit 
ihrer Rente hin. Und ich kenne Leute, die verkaufen ihr Eigenheim, um das 
Altersheim bezahlen zu können, oder arbeiten Vollzeit für 400 Euro im Monat. 
Das nur mal zum von der CDU progagierten Deutschen Wirtschaftswunder.

Freundliche Grüsse 


Stefanie Günther
Ärztin
Studentin Informationswissenschaften
Burgfeldermattweg 36
4123 Allschwil
Tel 061/4215015
Natel 079/6402138





---- Original Message ----
From: "Rohde, Bernd Martin" <B.M.Rohde@xxxxxxx>
To: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Fr, Sep 27, 2013, 7:38 PM
Subject: Re: [InetBib] [OT]: HTW Chur Informationsveranstaltungen zum BSc, MSc 
und MAS in Information Science

Liebe Frau Günther,

Auch habe ich weder Sympathien für Herrn Mörgeli noch die SVP,
sondern wähle eher linke Parteien. Und aus diesem Grund würde ich
auch niemals bei Herrn Mörgeli arbeiten.

Abgesehen davon, dass Herr Mörgeli glaube ich am medizinhistorischen Institut 
der Univ. Zürich nicht mehr tätig ist, haben die aber nach meiner Kenntnis 
eine interessante Bibliothek und fachlich sehr versierte Kollegen/innen! Das 
wäre für Sie mit ihrem medizinischen Hintergrund ein guter und interessanter 
potentieller Arbeitsplatz!
Dabei ist der Fall Mörgeli, mit den (anscheinend oder tatsächlich?) sehr 
leicht durchgewunkenen Dissertationsprojekten gerade ein Beispiel dafür, dass 
das Niveau in der Schweiz nicht pauschal als höher bewertet werden kann. Es 
kommt halt immer irgendwie auch auf die Einrichtung und die entsprechenden 
Personen an.

Ich interessiere mich einfach dafür auch einmal in internationalen
Kontexten zu denken und für jemanden der z.B. aus dem Ausland zum
Studieren hier her kommt und anschliessend wieder in die Heimat zurückmöchte,
ist es einfach nicht sinnvoll, den MAS zu machen, weil er das dann zu Hause
vielleicht nicht anerkannt bekommt.

Die Frage ist dann doch, inwiefern diese Anerkennung stattfinden soll? Führen 
dürfen Sie den Titel ja! Die HTW Chur ist ja keineswegs zu vergleichen mit der 
Freien Universität Teufen. Insofern spricht ihr Anerkennungsproblem doch 
wahrscheinlich auf das, im Vergleich zur Schweiz, doch eher starre System im 
öffentlichen Dienst Deutschlands mit mittlerer, gehobener und höherer Dienst 
an. Im Klartext: Sie haben Sorge, dass der Churer MAS-Abschluss in Deutschland 
nicht gleichberechtigt als das angesehen wird, was so schön amtsdeutsch unter 
"Laufbahnbefähigung für den höheren Dienst" läuft. Ja, dafür braucht man nun 
mal einen als Äquivalent geltenden Titel/Abschluss. Insofern kann ich Ihre 
Sorge nachvollziehen. Haben Sie sich wirklich schon ausreichend informiert 
darüber?
http://anabin.kmk.org/no_cache/filter/anerkennungs-und-beratungsstellen-in-deutschland.html

Freundliche Grüsse
Bernd Martin Rohde

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