[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
Re: [InetBib] [OT]: HTW Chur Informationsveranstaltungen zum BSc, MSc und MAS in Information Science
- Date: Sat, 28 Sep 2013 19:19:24 +0200 (CEST)
- From: "Stefanie Günther" <stefanie.guenther@xxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] [OT]: HTW Chur Informationsveranstaltungen zum BSc, MSc und MAS in Information Science
Sehr geehrter Herr Rhode
Mir ist bekannt, dass Herr Mörgeli nicht mehr am medizinhistorischen Institut
arbeitet. Ihren Vorschlag, mich für dieses Institut und die dortige Bibliothek
zu interessieren, finde ich sehr interessant. Ich interessiere mich nämlich
schon länger für Medizingeschichte und würde in diesem Bereich gerne
promovieren. Wenn es was Interessantes zu tun gibt, bin ich nämlich gerne
dabei. Ob ich hinterher ein dr. med. bin oder was auch immer ist mir dagegen
wurst. Ich weiss allerdings nicht genau, wie gross der Einfluss von Herrn
Mörgeli in diesen Instituten noch ist, denn er hat ja weiterhin in Zürich eine
Professur in Medizingeschichte. Und einen Doktorvater namens Herrn Mörgeli, das
könnte ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Wahrscheinlich haben Sie übrigens
Recht, wenn Sie sagen, dass es überall gute und schlechte Leute gibt. Ich habe
halt einfach ein Medizinstudium Deutschland mit einem Bachelorstudium
Informationswissenschaften Schweiz verglichen und da muss ich sagen, für das
Bachelorstudium hier muss ich mehr ackern als für mein Medizinstudium in
Deutschland. Die Bibliothekslandschaft in Deutschland kenne ich gar nicht
wirklich, da ich schon ziemlich lange von dort weg bin. Andererseits haben wir
hier in Informationswissenschaften viele Dozenten aus Deutschland und die
müssen ja irgendeinen Grund haben, warum sie dort nicht bleiben. Zudem waren
schon in der Zeit, als ich noch in Deutschland war, Professoren in Deutschland
ziemlich schlecht bezahlt. Das haben die uns damals jedenfalls so erzählt. Und
ich habe einen Freund, der bewarb sich kürzlich in einer deutschen
Universitätsbibliothek um eine Stelle als stellvertretender Bibliotheksleiter.
Das erste, was der im Bewerbungsgespräch gefragt wurde, war, "was er so denkt
wo er in Zukunft noch etwas einsparen kann." Dem ist fast die Kinnlade
runtergefallen. Und als stellvertretendem Bibliotheksleiter haben die ihm ein
Gehalt angeboten, das deutlich unter dem einer Schweizer Bibliothekarin lag.
Meine Erfahrung aus meiner Berufstätigkeit als Ärztin in Deutschland ist
ähnlich. Beispielsweise habe ich in den ersten 11/2 Jahren meiner Tätigkeit als
Ärztin in Deutschland anfangs 1400 DM für eine Vollzeitstelle erhalten. Nachdem
Herr Schröder Kanzler wurde, wurden die auf 1600 DM aufgestockt, weil Leute im
Niedriglohnbereich dann von Gesetz wegen mehr bekommen mussten. Ich habe damals
also mit einer abgeschlossenen Ausbildung als Krankenschwester und als Ärztin
tatsächlich im Niedriglohnbereich gearbeitet und das bei einem Arbeitspensum
von 50-60 Wochenstunden. Davon sollte ich mir dann auch noch die
Facharztweiterbildung voll selbst finanzieren, da die Krankenhäuser damals
prinzipiell nichts zugezahlt haben. Das Arbeitsklima war zumindest zum Teil so,
dass die Assistenzärzte sich nicht getraut haben zu Hause zu bleiben, wenn sie
krank waren, weil ihre Chefs dann schon über die Kündigung nachgedacht
(längersfristige Verträge gab es nicht) oder die Kollegen und Schwestern
gemunkelt haben, ob sie wohl krank machen. Aber natürlich habe ich auch in
diesem hochschwierigen Umfeld einzelne Vorgesetzte und Kollegen erlebt, die
menschlich geblieben sind. Andererseits bin ich ich aufgrund dessen, was ich
von Verwandten aus Deutschland höre, nicht so hochoptimistisch, dass sich an
dieser Situation so entscheidend etwas geändert hat. Ich habe beispielsweise
eine Tante, die hat über dreissig Jahre in Vollzeittätigkeit in einer
Gemeindeverwaltung gearbeitet und kommt seit Einführung des Euro gerade so mit
ihrer Rente hin. Und ich kenne Leute, die verkaufen ihr Eigenheim, um das
Altersheim bezahlen zu können, oder arbeiten Vollzeit für 400 Euro im Monat.
Das nur mal zum von der CDU progagierten Deutschen Wirtschaftswunder.
Freundliche Grüsse
Stefanie Günther
Ärztin
Studentin Informationswissenschaften
Burgfeldermattweg 36
4123 Allschwil
Tel 061/4215015
Natel 079/6402138
---- Original Message ----
From: "Rohde, Bernd Martin" <B.M.Rohde@xxxxxxx>
To: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Fr, Sep 27, 2013, 7:38 PM
Subject: Re: [InetBib] [OT]: HTW Chur Informationsveranstaltungen zum BSc, MSc
und MAS in Information Science
Liebe Frau Günther,
Auch habe ich weder Sympathien für Herrn Mörgeli noch die SVP,
sondern wähle eher linke Parteien. Und aus diesem Grund würde ich
auch niemals bei Herrn Mörgeli arbeiten.
Abgesehen davon, dass Herr Mörgeli glaube ich am medizinhistorischen Institut
der Univ. Zürich nicht mehr tätig ist, haben die aber nach meiner Kenntnis
eine interessante Bibliothek und fachlich sehr versierte Kollegen/innen! Das
wäre für Sie mit ihrem medizinischen Hintergrund ein guter und interessanter
potentieller Arbeitsplatz!
Dabei ist der Fall Mörgeli, mit den (anscheinend oder tatsächlich?) sehr
leicht durchgewunkenen Dissertationsprojekten gerade ein Beispiel dafür, dass
das Niveau in der Schweiz nicht pauschal als höher bewertet werden kann. Es
kommt halt immer irgendwie auch auf die Einrichtung und die entsprechenden
Personen an.
Ich interessiere mich einfach dafür auch einmal in internationalen
Kontexten zu denken und für jemanden der z.B. aus dem Ausland zum
Studieren hier her kommt und anschliessend wieder in die Heimat zurückmöchte,
ist es einfach nicht sinnvoll, den MAS zu machen, weil er das dann zu Hause
vielleicht nicht anerkannt bekommt.
Die Frage ist dann doch, inwiefern diese Anerkennung stattfinden soll? Führen
dürfen Sie den Titel ja! Die HTW Chur ist ja keineswegs zu vergleichen mit der
Freien Universität Teufen. Insofern spricht ihr Anerkennungsproblem doch
wahrscheinlich auf das, im Vergleich zur Schweiz, doch eher starre System im
öffentlichen Dienst Deutschlands mit mittlerer, gehobener und höherer Dienst
an. Im Klartext: Sie haben Sorge, dass der Churer MAS-Abschluss in Deutschland
nicht gleichberechtigt als das angesehen wird, was so schön amtsdeutsch unter
"Laufbahnbefähigung für den höheren Dienst" läuft. Ja, dafür braucht man nun
mal einen als Äquivalent geltenden Titel/Abschluss. Insofern kann ich Ihre
Sorge nachvollziehen. Haben Sie sich wirklich schon ausreichend informiert
darüber?
http://anabin.kmk.org/no_cache/filter/anerkennungs-und-beratungsstellen-in-deutschland.html
Freundliche Grüsse
Bernd Martin Rohde
--
http://www.inetbib.de
--
http://www.inetbib.de
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.