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Re: [InetBib] Studie zur Nutzung von Google als Suchmaschine



Gestern sandte P. Cornelius dankenswerterweise den Hinweis auf eine Studie aus Mainz
www.uni-mainz.de/presse/57274.php
an die DGI-Liste, den ich auch für Inetbib als bemerkenswert halte.

Ich frage mich allerdings ob irgendjemand wirklich glaubt, dass Google seine internationale Stellung über die letzten zwei Jahrzehnte erobert hätte, wenn es sich „stärker als bisher medienrechtlich“ hätte regulieren lassen, und seine „Neutralität, Transparenz und Kompetenz“ nicht ausreichend bewiesen hätte. Jeder der ein wenig Ahnung von Recall Ratio und Precision hat, kann transparent prüfen, was Google im Internet findet und was nicht. Die Furcht vor der internationalen Dominanz von Google liegt doch ganz wo anders. Dort wo sie durch Snowden deutlich wurde, und in der Überlegenheit beim semantischen Retrieval von Google, von der die Projektpartner anscheinend wenig wissen. Anders gesagt, Google ist so gut, damit die NSA möglichst alles überwachen kann.

Übrigens ist es interessant, dass früher bei der Eingabe von „Science“ alles mögliche über Science erschien, während bei mir jetzt die Zeitschrift „Science“ an erster Stelle erscheint. Das gleiche gilt z.B. für „Nature“ "Password" oder „Tagesspiegel“. Die Verlage sollten eigentlich dankbar sein, sonst sind sie bald wieder aus der Spitzenposition raus.

Es ist auch interessant, dass die Befrager anscheinend bei Google zu wissen glauben, „wie Trefferlisten zustande kommen“, weil sie vermutlich mal etwas vom Ranking gelesen haben. Wenn das wirklich bekannt wäre, würden noch sehr viel mehr Nutzer versuchen mit allen Tricks in die Spitze des Rankings zu gelangen. BMW hat das bekanntlich mal versucht und stieß auf Schwierigkeiten. Darum ist auch der Wunsch nach „Transparenz“ mit der Forderung „hinreichende Offenlegung der Funktionsweise von Suchmaschinen“ leider nicht ganz ernst zu nehmen.

Dass „Suchmaschinenbetreiber keinen Einfluss auf das Ranking von Suchergebnissen nehmen“ dürfen, scheint mir eine eher scherzhafte Bemerkung, denn das war doch der Grund für den Durchbruch von Google. Dies ist leider kein gutes Zeichen für die Wissenschaftlichkeit des Mainzer Forschungsschwerpunkts Medienkonvergenz der Johannes Gutenberg-Universität, da diese Projektergebnisse eher an ein Gefälligkeitsgutachten für das deutsche Verlagswesen erinnern, und damit an das, was Kerstin Kohlenberg in der Zeit an Material zum Thema „Die gekaufte Wissenschaft“ (www.zeit.de/2013/32/gekaufte-wissenschaft) zusammengetragen hat.

Dieses Projekt der "Googleisierung" blamiert uns vor den Informationswissenschaftlern der USA, die uns so immer weniger ernst nehmen. Ich habe das schon vor über dreißig Jahren erlebt, als uns die National Library of Medicine und auch Biosis hier in Deutschland deutlich spüren ließ, wie weit wir abgeschlagen sind.

MfG
Walther Umstätter



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