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Re: [InetBib] Unmut über Heidi, war: Coverlinks: Was bringt's?
- Date: Mon, 4 Mar 2013 12:28:39 +0000
- From: Müller, Harald <hmueller@xxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Unmut über Heidi, war: Coverlinks: Was bringt's?
Liebe Liste!
Sauber recherchieren zählt offensichtlich nicht zu den Eigenschaften deutscher
Journalisten. Wie sonst wäre zu erklären, daß in keinem einzigen der
Zeitungsartikel auf die folgenden zwei Dokumente eingegangen wird:
- Schreiben 2007 des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels an den dbv
http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/DBV/vereinbarungen/Boersenverein_110707_Kataloganreicherung.pdf
- Vertrag 2007 zwischen dbv und Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst
http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/DBV/vereinbarungen/Vertrag-Cover_VG_Bild_Kunst.pdf
Im ersten Schreiben erläutert der BV, warum er für Coverabbildungen nicht der
richtige Ansprechpartner ist. Im zweiten Text schließen dbv und VG Bild-Kunst
einen Vertrag über Kataloganreicherung. Daraus geht auch hervor, daß der dbv
für seine Mitgliedsbibliotheken Geld bezahlt, und nicht etwa erhält.
Selbst wenn ich an der Aktion nicht persönlich beteiligt gewesen wäre (ich war
dabei!), so ergibt sich doch die klare Erkenntnis, daß die Bibliotheken 2007
aktiv geworden sind, der Börsenverein die Angelegenheit nicht als besonders
wichtig ansah, worauf die Bibliotheken anderswo versucht haben, die
Kataloganreicherung auf sicheren rechtlichen Boden zu stellen.
Über die jetzigen Drohgebärden von Herrn Sprang kann ich nur laut lachen. Es
ist ja soooooo schade, daß er seine Androhung von Musterprozessen gegen
Bibliotheken nicht in die Tat umsetzt. Ich würde liebend gerne als Zeuge
auftreten und einige für den Börsenverein eher peinliche Dokumente auf den
Tisch legen.
Mit breitem Grinsen!
Dr. Harald Müller
Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht /
Bibliothek
Max Planck Institute for Comparative Public Law and International Law / Library
Im Neuenheimer Feld 535; D-69120 Heidelberg
Phone: +49 6221 482 219; Fax: +49 6221 482 593
Mail: hmueller@xxxxxxx
-----Original Message-----
From: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] On Behalf Of
Sebastian Wolf
Sent: Monday, March 04, 2013 12:17 PM
To: Internet in Bibliotheken
Subject: Re: [InetBib] Unmut über Heidi, war: Coverlinks: Was bringt's?
Hallo liebe Liste,
Am 04.03.2013 11:35, schrieb prenz@xxxxxxxxxxxxxx:
Unter dem Titel "Unmut über Heidi" am 28. Februar 2013 auch Kritik in
der Zeit, Seite 62. Laut dem Artikel kritisierten wohl auch schon die
Studierenden in der Studentenzeitung "Unimut" der Universität
Heidelberg die Verlinkungen.
Ausschnitt: "Es ist aber die Symbolik, die irritiert: Die
öffentlich-wissenschaftliche Bibliothek, eine der letzten Bastionen
der Buchkultur, verweist den Bürger ausgerechnet an jenen Konzern,
der vielen als Hauptursache für den Untergang der traditionellen
Buchbranche gilt."
Auch die FAZ legt unter dem irreführenden Titel "Bibliotheken verlassen
die Grauzone" nach und lassen dabei den Börsenverein ausführlich zu Wort
kommen (einzelne Bibliotheken oder Amazon aber nicht):
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kein-link-mehr-auf-amazon-bibliotheken-verlassen-die-grauzone-12098167.html
Dazu kommen dann noch suggestive Sätze wie "Es wird also jede Bibliothek
selbst entscheiden müssen, ob sie sich künftig vor den Karren von Amazon
spannen lassen will oder nicht." Die Alternative wäre dann wohl, dass
sich Bibliotheken vor den Karren des Börsenvereins spannen, oder?
Dass es einigen Studenten nicht gefällt, wenn Bibliotheken mit
kommerziellen Anbietern kooperieren verwundert nicht gerade. Da steckt
viel Ideologie dahinter.
Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Wer z.B. in Sachen
Cover-Abbildungen das beste und günstigste Angebot liefert wird
ausgewählt - alles andere wäre unter marktwirtschaftlichen
Gesichtspunkten fahrlässig.
Der so genannte Untergang der Buchbranche ist übrigens nicht die Schuld
von Amazon. Das ist bestenfalls ein Symptom. Das Wort "Untergang" halte
ich auch für übertreiben, aber man erkannt ganz gut daran, dass
"Sozialismus von oben" (die Buchpreisbindung ist nichts anderes) zwar
für eine gesicherten Existenz hilfreich ist, aber eben auch Fortschritt
und Innovationen zumindest erschwert und verzögert, wenn nicht gar
völlig verhindert. Wie anders ist es zu erklären, dass die Branche auch
gut 15 Jahre nach Amazon nicht in der Lage ist, ein gleichwertiges
Angebot z.B. was Cover-Abbildungen angeht, zu liefern?
Viele Grüße
Sebastian Wolf
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