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Re: [InetBib] ZDF macht Bibliothek dicht



Ich teile Ihre Meinung nicht ganz! Das Verschwinden von FTD und möglicherweise 
nun auch die Frankfurter Rundschau ist eher auf Managementfehler 
zurückzuführen. Sie dürfen auch nicht vergessen, dass auch einige  
Datenbankprojekte nicht erfolgreich waren. Ein Buch ist jedenfalls zum lesen 
und forschen immer besser als eine elektronische Quelle (für die 
Geisteswissenschaft gesprochen). Auch kann ein Digitalisat eines historischen 
Buches wohl kaum das Original ersetzen. Und sie dürfen nicht den Fehler machen, 
nur die Natur- bzw. Informationswissenschaft im Auge zu haben. Für die 
Geisteswissenschaft gelten andere Maßstäbe. Es braucht da schon ein paar 
Jährchen bis so Buch "verramscht" wird. Dass Buchpreise nichts mit dem Inhalt 
zu tun haben, stimmt auffallend;-)!  Auch gehöre ich zu denen, die 
Bibliotheksbestände geerbt haben. Die Bücher sind nicht wertlos. Denn da sind 
ein paar Originaldrucke dabei, die schon einiges auf dem Markt  kosten würden. 
Ferner gibt es Bücher, die nur schwerlich in Bibliotheksverzeichnis gefunden 
werden können und schon gar nicht in einer Datenbank. Datenbanken erfüllen 
ihren Zweck zur ersten Orientierung. Arbeiten kann man nur mit dem Buch oder 
mit dem Ausdruck! Oder ist es der Sinn der vermeintlichen neuen Zeit, dass man 
nun alle Bücher wieder ausdruckt und dann selbst zusammenheftet, dann im 
schlimmsten Fall nicht weiß, woher man dies hat (z.B. wenn man vergessen hat, 
die Metadaten aufzuschreiben). Das ist doch Unsinn. Und außerdem wissen Sie wie 
viel Strom so eine Datenbank schluckt? Wird der Strom nicht teurer?  ;-) 

Mathis Holzbach


Am 24.11.2012 um 20:39 schrieb h0228kdm:

Ich habe eben mal kurz nachgeschaut, bei eBay kostet die Brockhaus 
Enzyklopädie, komplettes Lexikon 17. Auflage (1966-1981) mit 21 Bänden und 
Goldschnitt gerade 180 €. An anderer Stelle 99 € (wobei die Selbstabholung 
fast teurer sein könnte ;-). Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, wie viele 
Menschen sich noch die Letzten Auflagen geleistet haben, mit der Hoffnung, 
dass es jeweils die letzte gedruckte Auflage ist, die dann im Laufe der Zeit 
im Wert steigen wird. Bis gedruckte Bücher so alt werden, dass die meisten 
Exemplare verloren gegangen sind und sie wieder im Preis steigen, dauert es 
recht lange. Der Wertverlust von Publikationen dagegen ist recht rasch und 
fördert ihr Verschwinden. Das sieht man schon daran, dass etliche Verlage 
damit einverstanden sind, ihre Produkte nach einem halben Jahr zu Open Access 
zu machen. Auch bei Paperbacks muss das Geld im ersten Halbjahr verdient 
werden, danach wird meist verramscht oder der Rest mit dem Caterpillar 
zusammengeschoben und entsorgt. Verlage denken da mit sehr spitzem Stift, 
wenn mir diese Metapher hier erlaubt ist.

Das etliche kleine Spezialbibliotheken in nächster Zeit dicht machen, wenn 
immer mehr Zeitungen, Zeitschriften und gedruckte Bücher verschwinden 
(Frankfurter Rundschau, Financial Times Deutschland, ...) kann hier niemanden 
überraschen, wenn wir seit über einem Jahrzehnt über die Digitale Bibliothek 
diskutieren. Im Prinzip begann es doch schon vor über dreißig Jahren, dass 
die One Person Libraries immer mehr zu Online Literaturdokumentationen 
mutierten, dafür gab es speziell die Ausbildung der Dokumentare.

Die ZDF Bibliothek dürfte nur sehr begrenzt mit "Stralsund" vergleichbar 
sein, auch wenn es natürlich interessant ist davon zu hören, und zu 
verfolgen, wie es da weiter geht. Insbesondere, wenn die Druckhäuser nun in 
immer größere finnzielle Schwierigkeiten kommen. Die Kampagnen der 
BILD-Zeitung, bis hin zum Sturz eines Bundespräsidenten waren ja erst der 
Anfang der damit verbudenen Charakterlosigkeit. Beim Existenzverlust werden 
Menschen verständlicherweise sehr erfinderisch. Darum müssen auch 
Bibliothekare ihre Existenz immer mehr in der Digitalen Bibliothek und der 
Nationalökonomie des Geistes suchen. Auch wenn einige Menschen glauben, dass 
ihr Weltbild zerstört wird, wenn sie kein Zeitungspapier, sondern einen iPad 
für die Tagesneuheiten brauchen.

Wie wertlos gerade gedruckte Bücher schon nach kurzer Zeit sind, wissen 
insbesondere Bibliothekare, die z.B. von Witwen die Bibliothek des 
verstorbenen Ehemanns angeboten bekommen, außerdem kann man ja in den Firmen 
nachfragen, die gebrauchte Bücher aufkaufen. So bekäme ich für
"Zwischen Informationsflut und Wissenswachstum: Bibliotheken als Bildungs- 
und Machtfaktor der modernen Gesellschaft" z.Z. noch 1,58€. Insofern muss man 
den Wert von Bibliotheken sehr viel differenzierter betrachten. Buchpreise 
haben mit ihrem Inhalt bekanntlich nichts zu tun ;-)

MfG

Walther Umstätter

P.S. Wie man sieht habe ich meine Unterschrift diesmal nicht vergessen - 
entschuldigung.


Am 24.11.2012 19:09, schrieb Mathis Christian Holzbach:
ZDF Bibliothek macht Bibliothek dicht und wirft Bücher weg!
"Stralsund" geht also weiter!


http://www.rhein-zeitung.de/regionales_artikel,-Nachschlagewerke-im-Altpapier-ZDF-macht-seine-Bibliothek-dicht-_arid,494339.html

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