Ich habe eben mal kurz nachgeschaut, bei eBay kostet die Brockhaus
Enzyklopädie, komplettes Lexikon 17. Auflage (1966-1981) mit 21 Bänden und
Goldschnitt gerade 180 €. An anderer Stelle 99 € (wobei die Selbstabholung
fast teurer sein könnte ;-). Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, wie viele
Menschen sich noch die Letzten Auflagen geleistet haben, mit der Hoffnung,
dass es jeweils die letzte gedruckte Auflage ist, die dann im Laufe der Zeit
im Wert steigen wird. Bis gedruckte Bücher so alt werden, dass die meisten
Exemplare verloren gegangen sind und sie wieder im Preis steigen, dauert es
recht lange. Der Wertverlust von Publikationen dagegen ist recht rasch und
fördert ihr Verschwinden. Das sieht man schon daran, dass etliche Verlage
damit einverstanden sind, ihre Produkte nach einem halben Jahr zu Open Access
zu machen. Auch bei Paperbacks muss das Geld im ersten Halbjahr verdient
werden, danach wird meist verramscht oder der Rest mit dem Caterpillar
zusammengeschoben und entsorgt. Verlage denken da mit sehr spitzem Stift,
wenn mir diese Metapher hier erlaubt ist.
Das etliche kleine Spezialbibliotheken in nächster Zeit dicht machen, wenn
immer mehr Zeitungen, Zeitschriften und gedruckte Bücher verschwinden
(Frankfurter Rundschau, Financial Times Deutschland, ...) kann hier niemanden
überraschen, wenn wir seit über einem Jahrzehnt über die Digitale Bibliothek
diskutieren. Im Prinzip begann es doch schon vor über dreißig Jahren, dass
die One Person Libraries immer mehr zu Online Literaturdokumentationen
mutierten, dafür gab es speziell die Ausbildung der Dokumentare.
Die ZDF Bibliothek dürfte nur sehr begrenzt mit "Stralsund" vergleichbar
sein, auch wenn es natürlich interessant ist davon zu hören, und zu
verfolgen, wie es da weiter geht. Insbesondere, wenn die Druckhäuser nun in
immer größere finnzielle Schwierigkeiten kommen. Die Kampagnen der
BILD-Zeitung, bis hin zum Sturz eines Bundespräsidenten waren ja erst der
Anfang der damit verbudenen Charakterlosigkeit. Beim Existenzverlust werden
Menschen verständlicherweise sehr erfinderisch. Darum müssen auch
Bibliothekare ihre Existenz immer mehr in der Digitalen Bibliothek und der
Nationalökonomie des Geistes suchen. Auch wenn einige Menschen glauben, dass
ihr Weltbild zerstört wird, wenn sie kein Zeitungspapier, sondern einen iPad
für die Tagesneuheiten brauchen.
Wie wertlos gerade gedruckte Bücher schon nach kurzer Zeit sind, wissen
insbesondere Bibliothekare, die z.B. von Witwen die Bibliothek des
verstorbenen Ehemanns angeboten bekommen, außerdem kann man ja in den Firmen
nachfragen, die gebrauchte Bücher aufkaufen. So bekäme ich für
"Zwischen Informationsflut und Wissenswachstum: Bibliotheken als Bildungs-
und Machtfaktor der modernen Gesellschaft" z.Z. noch 1,58€. Insofern muss man
den Wert von Bibliotheken sehr viel differenzierter betrachten. Buchpreise
haben mit ihrem Inhalt bekanntlich nichts zu tun ;-)
MfG
Walther Umstätter
P.S. Wie man sieht habe ich meine Unterschrift diesmal nicht vergessen -
entschuldigung.
Am 24.11.2012 19:09, schrieb Mathis Christian Holzbach:
ZDF Bibliothek macht Bibliothek dicht und wirft Bücher weg!
"Stralsund" geht also weiter!
http://www.rhein-zeitung.de/regionales_artikel,-Nachschlagewerke-im-Altpapier-ZDF-macht-seine-Bibliothek-dicht-_arid,494339.html
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http://www.inetbib.de