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AW: [InetBib] Klartext: Suppenküche Öffentliche Bibliothek
- Date: Fri, 19 Oct 2012 12:14:22 +0000
- From: Annette Kustos <Annette.Kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: AW: [InetBib] Klartext: Suppenküche Öffentliche Bibliothek
Sorry, hier nur kurz..
Ich antworte später länger, da gerade Termin.
Hier nur der Hinweis, dass "Kolporteure" im 19. Jahrhundert die
"Sammelheftchen" mit den "Geschichten des Lebens" von Tür zu Tür brachten.. die
Bedeutung des Gerüchteträgers hat sich möglicherweise daraus entwickelt. Das
müsste man der Bedeutungsforschung mal als Frage entgegentragen.. jedenfalls
meinte ich das in diesem "historischen" Sinne.
Gruß
Annette Kustos, M.A., M.A.-LIS
Leitung Hochschulbibliothek
Hochschule für Gesundheit
University of Applied Sciences
Universitätsstraße 105
44789 Bochum
Tel: +49 (0)234/77727-150
Mobil:
E-Mail: annette.kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx
Web: www.hs-gesundheit.de
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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von ub-info@xxxxxx
Gesendet: Freitag, 19. Oktober 2012 14:03
An: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Betreff: AW: [InetBib] Klartext: Suppenküche Öffentliche Bibliothek
Liebe Frau Kustos,
die Tatsache des Mangels an Diskussion ist im bibliothekarischen Bereich ein
Fisch der vom Kopfe her undemokratisch stinkt.
Das Thema "Hochkultur" war direkt auf die Aussage von Walther Umstätter
gemünzt: "Um es mit aller Deutlichkeit zu sagen, wenn es weiterhin das Ziel von
immer mehr Verlagen ist, die Gesellschaft mit Feuchtgebieten, Bild, etc. zu
verdummen, um Auflagenzahlen zu erhöhen bzw. zu retten, dann muss das die
Bibliotheken zum Kampf dagegen aufrufen." Da steigt ein Hauch von "gute Kultur"
vs. "schlechte Kultur" auf, den ich doch eher unerträglich finde. Man kann,
sofern man die Kompetenzen dazu hat, in langen Prozessen demokratischer
Leitbilderstellung zusammen definieren was Inhalt einer Bibliothek sein kann,
darf und sollte. Sich aber aufzuschwingen zum Heiligen der Hochkultur erscheint
mir wie gesagt völlig unangemessen.
Gleichsam unangemessen ist es, Verlagen ihre Aufgabe vorzuschreiben. Sie haben
nur eine einzige: Geld verdienen. Alles andere hielte ich für wunderbar, aber
es entspricht nicht der Realität.
Dann kommen auch Sie mit kulturell hochwertiger Literatur - wie gesagt
gruselig. Was ist denn das Gegenteil von kulturell hochwertiger Literatur? Aber
es ist schön, dass Sie das Wort Kolporteur nutzen. Mir war immer so als wäre
ein Kolporteur jemand, der Gerüchte verbreitet. Bibliotheken verbreiten also
Gerüchte über Hochkultur - großartig. Meinen Sie die Bestsellerlisten?
Danach schreiben Sie über Monopolisierung und Verknappungspolitik. Das gleiche
habe ich ja auch getan, darauf haben Sie ja leider nicht reagiert. Und logisch
- als Verlag ist es mir doch egal was die Bibliothek macht, hauptsache sie
behindert mein Geschäft nicht. Das ist abartig, aber es ist doch die Realität?
Ich habe dann im folgenden auch nicht widersprochen, Bibliotheken einen
kulturellen und gesellschaftlichen Auftrag zuzuweisen. Nur ist er nicht so klar
wie Sie es formulieren und es stellt sich die Frage wer ihn wo mit welchem
Recht formulieren darf.
Weiterhin schreiben Sie: "Bildung und Wissenschaft funktionieren nur in einem
öffentlichen Raum und nur ein solcher ist auch ein Schutz gegen
Diskriminierung, Vorenthaltung und vollständige Kommerzialisierung." Dem möchte
ich nun deutlich widersprechen. Liest man den neuen "IFLA-Ethikkodex für
Bibliothekarinnen und andere im Informationssektor Beschäftigte" stellt man
fest, dass man sehr wohl rassistische und menschenverachtende Werke in der ÖB
sammeln müsste, um sich ja neutral zu verhalten. Dieser Punkt ist - bezogen auf
den zweiten Teil Ihres Satzes völlig unhaltbar.
Dann noch zwei Sätze zum "Berufsstand": ich bezweifle tatsächlich, dass es
diesen noch als festlegbaren Berufsstand gibt. Wir können uns gerne auf eine
Gruppe bibliotheksnaher Berufe einigen, aber gerade die Professionalisierung in
Teilbereichen der Arbeit in Bibliotheken widerspricht der These es gäbe
überhaupt noch ein Berufsbild oder gar einen Berufsstand.
Ein letzter Satz: jammern über die Politik, die sich eher für teure Filmpreise
interessiert statt für uns ist langweilig, denn die Politik ist nur ein Abbild
der Gesellschaft - und damit ein Abbild von uns selbst.
Beste Grüße
Donato Biblione
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