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Re: [InetBib] bibliojobs ... VAB (gedruckte Lehrbücher)



Lieber Herr Umstätter,

ich glaube nicht, dass eine Diskussion über meine Rezension Ihres 
Lehrbuchs für den Rest der Liste sonderlich interessant ist (abgesehen 
von einem gewissen Unterhaltungswert im "Sommerloch"). Deshalb möchte 
ich meine Antwort an Sie auf diese eine Mail beschränken.

Rezensionen sind natürlich zwangsläufig subjektive Einschätzungen. Als 
Rezensentin bemühe ich mich aber stets darum, meine Urteile 
nachvollziehbar zu machen und zu begründen. Das habe ich auch bei der 
vorliegenden Rezension gemacht. Mein Hinweis, dass sich jeder selbst ein 
Bild machen könne, war so zu verstehen, dass natürlich jeder frei ist, 
die Angemessenheit meiner Rezension zu überprüfen, indem er sich das 
Buch selbst ansieht.

Selbstverständlich beruht meine Einschätzung auf meinem eigenen 
fachlichen Hintergrund und - das ist gerade bei einem Lehrbuch wichtig - 
auf meinem Erfahrungshintergrund als Lehrende in einem einschlägigen 
Studiengang. Sie machen es sich m.E. zu einfach, wenn Sie darauf 
verweisen, dass die Lektüre durch Lehrveranstaltungen ergänzt werden 
müsse. Von einem Lehrbuch muss man erwarten dürfen, dass es verständlich 
geschrieben ist und nicht einer zusätzlichen mündlichen Exegese bedarf. 
Dass das Thema grundsätzlich sehr wohl gut in einem gedruckten Lehrbuch 
behandelt werden kann, zeigt die Neuausgabe des "Bibliothekarischen 
Grundwissens" von 2008. Auf dieses habe ich am Ende der Rezension 
hingewiesen, da es natürlich auch zur Aufgabe eines Rezensenten gehört, 
das rezensentierte Werk in den Kontext vergleichbarer Werke zu stellen. 
Dass ich "vorgeschlagen" hätte, Ihr Lehrbuch hätte "den Hacker 
wiederholen" sollen, wie Sie schreiben, ist absurd. Aber wenn das 
"Lehrbuch des Bibliotheksmanagement" einen berechtigten Platz neben dem 
Gantert/Hacker einnehmen möchte, dann muss es eben auch bei Inhalt und 
Aufbereitung Entsprechendes leisten. Das tut es m.E. nicht, wie ich in 
der Rezension ausführlich dargelegt habe.

Wenn man mit einer Rezension nicht zufrieden ist (ich selbst habe mich 
auch schon mal ungerecht von einer Rezensentin behandelt gefühlt), dann 
liegt es natürlich nahe, die Schuld "auf der anderen Seite" zu suchen. 
Aber man sollte vielleicht doch versuchen, sich einmal ernsthaft auf die 
Kritik einzulassen. Ich darf daran erinnern, dass neben der Rezension 
von Heinz Marloth (die ich für durchaus solide halte) auch die von Hans 
Limburg in ProLibris (1998, Heft 4, S. 253-255) über die Ausgabe von 
1997 nicht gerade unkritisch war. Und dass die Rezensionen besser 
werden, wenn man den Text dann über ein Jahrzehnt später in weitgehend 
unveränderter Form wieder auflegt, kann man eigentlich nicht erwarten.

Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller



Am 26.08.2012 19:42, schrieb h0228kdm:
Liebe Frau Wiesenmüller,

ich freue mich natürlich, wenn ich mich hinsichtlich Ihrer Kenntnis der
früheren Auflagen der "Bibliotheksverwaltung" und bezüglich Bradford's
Law of Scattering
getäuscht habe, da das ja nichts anderes bedeutet, als dass Sie
entsprechende Kenntnisse
ergänzen könnten.
Bezüglich Ihrer Frage:

Am 26.08.2012 15:13, schrieb Heidrun Wiesenmüller:
Lieber Herr Umstätter,

nur kurz der Hinweis, dass ich sowohl das Ewert/Umstätter-Lehrbuch
von
1997 bereits kannte als auch relativ viel angloamerikanische
Fachliteratur lese (vermutlich aber mit anderen Schwerpunkten als
Sie).
Es ist auch nicht so, dass ich persönlich noch nie etwas von
Bradford's
Law of Scattering gehört hätte. Aber ein Lehrbuch soll doch in erster
Linie für Anfänger da sein und nicht für Professoren, oder?
versuchte ich deutlich zu machen, dass schon die Kollegin Ewert und
ich,
wie schon Krabbe und Luther der Meinung waren, dass gedruckte
Lehrbücher
für Dozenten und Studierende, wenn auch mit unterschiedlicher
Aufgabenverteilung,
so doch gleichermaßen wichtig sind. Es ist eine gemeinsame
Diskussionsgrundlage
im jeweiligen Fach. Ich habe aber manchmal auch den Eindruck, dass
Dozenten meinen
es nicht mehr nötig zu haben, Lehrbücher zu studieren.

Ich halte es zwar für möglich, dass multimediale interaktive E-Books in
Zukunft
für das Selbststudium geeigneter sein werden, bleibe aber bei meiner
Ausgangsthese,
dass wir bisher auch in den USA anscheinend noch nicht so weit sind.
Diese Aussage ist mir auch darum wichtig, weil ich Leute kenne, die
sich berechtigt fragen,
warum wir im BID-Bereich heute noch immer gedruckte Lehrbücher
veröffentlichen.

Deshalb kann
ich weiterhin nicht verstehen, wie man beispielsweise so etwas
einfach
voraussetzen kann.
Siehe Erklärung oben.

Zusätzlich zu meiner hier schon zitierten Rezension in IfB
http://ifb.bsz-bw.de/bsz350992045rez-1.pdf
(bei der übrigens leider ein Summenzeichen in der Shannon-Formel auf
S.
5 verloren gegangen ist) ist gerade auch eine Rezension von Sebastian
Köppl in ZfBB erschienen (Heft 3/4, S. 224f.). Ich kann sie selbst
erst
morgen lesen, wenn ich wieder im Büro bin, habe mir aber sagen
lassen,
dass sie ebenfalls recht kritisch ausgefallen ist.

Und noch zum Hinweis des Kollegen Dietz: Es stimmt schon, dass man
auf
der Rückseite der Titelseite die Editionsgeschichte gut sehen kann.
Aber
wenn man das Buch als Fachreferent für seine Bibliothek bestellt, hat
man diese Information halt noch nicht vor Augen; es hängt dann von
der
Bestellunterlage ab, ob einem der Zusammenhang klar wird oder nicht.
Mit
einer Ausgabebezeichnung wäre die Sache in jedem Fall
unmissverständlich
gewesen. Der Band ist dadurch übrigens auch ein gutes Beispiel dafür,
wie sinnvoll die Ergänzung einer entsprechenden Fußnote à la "Frühere
Aufl. u.d.T.: Ewert, Gisela: Lehrbuch der Bibliotheksverwaltung" beim
Katalogisieren ist. Die DNB hat sich diesen Hinweis leider gespart:
http://d-nb.info/1015702244

Ansonsten kann ich nur sagen, dass ja jeder die Möglichkeit hat, sich
das "Lehrbuch des Bibliotheksmanagements" selbst anzusehen und sich
ein
eigenes Bild davon zu machen.
Da haben Sie selbstverständlich völlig Recht. Ich frage mich nur,
wie weit ein Rezensionsorgan wie IFB es ermöglichen sollen,
"Fachreferenten und Lektoren,
sich über fachwissenschaftliche Einschätzungen einschlägiger
Publikationen
zu informieren." (Lehrbuch ... S. 83), wenn das Fazit sein soll, dass
es besser ist "sich ein
eigenes Bild davon zu machen." Die Rezension sollte doch eine möglichst
objektive
fachwissenschaftliche Einschätzung sein. Also hätte ich eigentlich
erwartet,
dass Sie sagen, wie weit Studierende mit Ihrer Hilfe (s. Maieutik - die
übrigens
auch kein genuiner Begriff des Bibliotheksmanagements sondern der
Didaktik ist) aus diesem
Lehrbuch Gewinn ziehen können. Dass es etliches gibt, was Dozenten sehr
viel besser
in Lehrveranstaltungen zu vermitteln vermögen, als ein solches
Lehrbuch, ist dann
selbstverständlich und keine Kritik an diesem Buch, sondern Sinn des
Ganzen - darum
sprechen wir auch vom Blended Learning.

Wie Sie sehen können hat schon Herr Marloth in seinen "Rezensionen"
gern aufgezählt, was er alles an Wissen
hätte hinzufügen können, ohne den sich daraus ergebenden Umfang zu
berücksichtigen.

Es kann nicht Sinn des "Lehrbuchs für Bibliotheksmanagement" sein, "den
Hacker" zu wiederholen,
wie Sie es vorschlagen. Sie wiederholen ja auch in der Sacherschließung
nicht die Bibliotheksverwaltung.

Leider gibt es fast nur zwei Typen von Rezensionen:
A. Die Lobhudeleien der PR-Leute, die für Verlage arbeiten,
B. die Verrisse von Leuten, die zeigen, um wie viel besser sie das Buch
geschrieben hätten (s. Marloth).

Was uns oft fehlt, ist die möglichst objektive fachliche Einschätzung,
wie viel Gewinn man aus einem
Lehrbuch ziehen kann, ganz im Sinne Ranganathans "Jedem Buch seinen
Leser."
Dass Sie mit dem "Lehrbuch des Bibliotheksmanagements" nichts anfangen
können, habe ich zwar verstanden,
bedaure ich aber natürlich sehr.


MfG

Walther Umstätter

Viele Grüße
Heidrun Wiesenmüller

Am 26.08.2012 14:24, schrieb h0228kdm:
Lieber Herr Dietz,

es ist schon richtig, dass es „für den autor dann nicht soo locker
zu
nehmen.“ ist, wenn er sieht, dass er ein Lehrbuch für Studierende
und
insbesondere ihre Dozenten schreibt, weil bei gedruckten
Lehrbüchern,
wie schon Krabbe und Luther erkannten, eine „Ergänzung durch den
mündlichen Vortrag vorausgesetzt werden muß.“, und dann demonstriert
Prof. H. Wiesenmüller, dass sie nicht nur „den Krabb/Luther“ und das
Lehrbuch von 1997 noch nicht kannte, bevor sie das neue von 2011
gezielt
verreißt, sondern auch feststellt, „Hier wird wiederum Wissen
vorausgesetzt, das keineswegs selbstverständlich ist.“, und dieses
auf
das bekannteste Gesetz (Bradford’s Law of Scattering) bezieht, dass
der
Bibliothekar Samuel C. Bradford in seinem Buch „Documentation“
publiziert hat. In einem Punkt hatte H. Marloth schon recht,
deutsche
Bibliothekare lesen zu wenig angloamerikanische Fachliteratur.

Sinn eines Lehrbuchs ist, dass sich Studierende in Diskussionen
kritisch mit den darin angebotenen Inhalten, am besten in Verbindung
mit
den Erfahrungen ihrer Dozenten, auseinandersetzen, um etwas dazu zu
lernen.

Es wäre schön gewesen, wenn die Rezensentin bei dem Satz: „...
Erschließung mit festgelegtem Vokabular, was beim besten Willen
nicht
auf Tagging passt.“ nicht einfach von ihrem momentanen Wissen
ausgegangen wäre, sondern die Anregung aufgegriffen hätte, die
bisherigen ernüchternden Erfahrungen auf diesem Gebiet zu
verbessern.
Siehe dazu auch Jakob Voss: Collaborative thesaurus tagging the
Wikipedia way. April 2006 und die Bemühungen bei SKOS (Simple
Knowledge
Organisation System).

Behauptungen, wie „Daß der Abschluß des Diplom-Bibliothekars längst
vom
Bachelor abgelöst wurde, erfährt man hingegen nicht.“, sind
natürlich
gewagt, wenn man sie nur überlesen hat. Außerdem ist das heute
Allgemeinwissen und kein Thema des Bibliotheksmanagements.
Entscheidender dürfte sein: „Nach jahrelangen Verhandlungen zur
Neuordnung der Tarifverträge, in denen es auch um „Redaktionelle
Bereinigung“ und „Streichung gegenstandslos gewordener
Tätigkeitsmerkmale“ im Bibliotheks- und Informationsbereich gehen
sollte, werden nun die Abschlüsse mit Bachelor- und Master statt
Diplom
oder Magister die entscheidenden Kriterien bei der Einstellung von
Fachpersonal.“ S. 63

MfG

Walther Umstätter


Am 25.08.2012 22:07, schrieb Karl Dietz:
2012/8/25 Walther Umstaetter <walther.umstaetter@xxxxxxxxxxxxxxxx>:
Das ist ganz einfach: In Google eingabe der Worte Wiesenmüller
"Lehrbuch
des Bibliotheksmanagements" ;-)
http://ifb.bsz-bw.de/bsz350992045rez-1.pdf
Da taucht dann auch Heinz Marloth (Gott hab ihn seelig) wieder
auf.


Danke für den link!
Lesenswerte Rezension. und logo ist das für den autor dann nicht
soo
locker zu nehmen.

Einen kritikpunkt möchte ich etwas relativieren,
denn es ist auf Seite IV recht einfach zu sehen, wie die geschichte
des werkes aussieht.

Und sehr schön, dass mit ifb mal wieder eines der
informationsprodukte
genannt wurde,
das zu den ganz guten dingen der de-bib-welt gehört. wurde vor
langer
zeit vom dbi publiziert.
s.a. die info zu dobi weiter unten in der mail.

Good old Heinz M. dürfte den jüngeren in inetbib nicht bekannt
sein.
Ihnen sei gesagt: er wurde hier mal vom admin ge-kickt. der nachruf
auf heinz m. ist im inetbib-archiv und mind. so einfach zu googlen
wie
die o.g. rez.ension.



2012/7/20 Karl Dietz <karl.dz@xxxxxxxxx>:
2012/7/20 Eberhard R. Hilf <hilf@xxxxxxxxxxxxxxxx>:
Wir brauchen also einen allgemeinen und offenen Job-Nachweis
fuer
die
Bibliotheksbranche.
- https://sites.google.com/site/openbibliojobs/ ist ein guter
Anfang,
Ja, das sieht gut aus und hat schon einiges drin.
Die site hat sich gut entwickelt und ist aktuell wohl die Nr. 1
in
sachen bib-jobbörsen
Ein link dorthin Ist auch schon in der VAB von Ingrid drin, die
diese
Woche 13 Jahre online ist.

Gilt auch für die hdm-jobbörse, die analog seit vielen jahren
gut
infos
liefert.
Und natürlich auch für inetbib, forumoeb, fami-portal,
bak_jobinfo, ...
... BSB-jobbörse

Auch inetbib und das fami-portal ist in den VAB-links mit drin.
Zur VAB noch some infos:

"
13 Jahre VAB
Die "Virtuelle Allgemeinbibliothek", kurz VAB, ist eine
kommentierte
Linksammlung mit 5.000 Dokumenten, die Dipl.-Bibl. Ingrid Strauch
am
22.08.1999 begann.
Gesammelt werden Links zu digitalen Veröffentlichungen (Texte,
Textsammlungen, Datenbanken und Verzeichnisse), bei denen sie von
einer längerfristigen Nachfrage ausgeht.
Die Links werden zusammen mit einer kurzen Zusammenfassung in
eine
Systematik eingebaut und mit Schlagwort-, Autoren- und
Institutionenregister inhaltlich erschlossen.
Die Zielgruppe der VAB sind eigentlich alle, seien es Studenten
oder
Schüler oder bildungsinteressierte Erwachsene. Die VAB versteht
sich
als eine Art permanent offene "Großstadtbibliothek" und
verzeichnet
dementsprechend einerseits nicht nur wissenschaftliche
Internetquellen, grenzt andererseits für den Nichtwissenschaftler
nicht mehr verständliche Quellen aus.
Sehr sehenswert ist die VAB-photothek mit eigenen Fotos.
Ingrid Strauch kann in die VAB auch ihre Erfahrungen mit der
Datenbank
DOBI einbringen, die sie bis 2000 beim DBI in Berlin betreute.
Die
VAB
ist seit 2011 Zeit auch via Facebook, Twitter und Google+ aktiv.
http://www.virtuelleallgemeinbibliothek.de
"

MfG, Karl Dietz
twitter.com/karldietz
aktuell sind in der timeline zwei lesenswerte artikel zur ifla2012
verlinkt.

--
---------------------
Prof. Heidrun Wiesenmüller M.A.
Hochschule der Medien
Fakultät Information und Kommunikation
Wolframstr. 32, 70191 Stuttgart
Tel. dienstl.: 0711/25706-188
Tel. Home Office: 0711/36565868
Fax. 0711/25706-300
www.hdm-stuttgart.de/bi


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http://www.inetbib.de

Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.