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[InetBib] OA, Bibliotheksdienst, Verbände und so weiter
- Date: Wed, 18 Jul 2012 15:23:07 +0000
- From: Annette Kustos <Annette.Kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] OA, Bibliotheksdienst, Verbände und so weiter
Liebe Liste,
meine Enttäuschung war zuerst auch groß, dass der BD sich an einen Verlag
gebunden hat (bei der IWP der DGI war ich allerdings noch etwas saurer...), und
sehr honorable Kolleginnen und Kollegen haben dazu völlig zu Recht Kritik aus
ethischer, rechtlicher oder informationstechnischer Sicht geäußert. Es
entstehen gerade gute OA Zss im Bibliotheksbereich und man freut sich, wenn das
ein Erfolg wird.
In Anblick all der Reaktionen dazu bin ich aber auch der Ansicht, dass die
Diskussion zu ideologisch geführt wird.
Ich finde jeder Herausgeber, jeder Verband und jede Bibliothek sollte das Recht
haben, eine Entscheidung unter sachlichen, wirtschaftlichen, politischen und
ethischen Überlegungen oder schlicht aufgrund von Erfahrungen so zu treffen wie
das einer Angelegenheit zugute kommt. Das müssen wir Bibliothekare ohnehin
ständig tun, kaufe ich etwas ein.. oder mache ich es selber etc...
Der Zwang zur Bindung an Anbieter im Bereich von Recherchesystemen,
Onlineressourcen ist nicht immer eine freudige Angelegenheit und man sollte
viel mehr solcher Systeme schlicht nicht kaufen etc. wenn sie nicht
funktionieren... wenn es irgendwie geht.
Allerdings baue ich mir auch nicht meinen Toaster selber, nur um mich nicht an
Rowenta zu binden (schon gar nicht nur, weil mein Träger keine Toaster bezahlen
will).
Im Übrigen gehen Bindungen an Apple, Microsoft, Google etc. einigen Verfechtern
der OA-Reinform und des absolut kostenfreien Zugangs zu Allem recht leicht von
der Hand. Das sind auch Konzerne, nicht Menschenfreunde, auch wenn zuweilen
etwas Menschenfreundliches dabei herauskommt.
Es ist sicher nicht hinreichend "State of the Art" nicht OA zu gehen, aber ich
kann mir schon vorstellen, dass es dafür auch schlichte Fakten als Gründe gibt,
eine andere Entscheidung zu treffen. Bibliotheken, seit jeher sehr
gemeinschaftlich orientiert, haben z. B. bekanntlich damit zu kämpfen, dass
Gemeinschaftssysteme und informationelle Infrastruktur zunehmend nicht mehr
öffentlich-institutionell finanziert werden.
Die Finanzierung von OA insgesamt ist nach wie vor noch nicht abgesichert und
auf Freiwilligkeit basierende System bleiben unsicher.
Hier der bereits über Twitter gelaunchte Hinweis auf die Verankerung von Open
Access in Europa von Heinz Pampel, zeigt ein Umdenken auf... so könnte das
gehen.
http://wisspub.net/2012/07/17/eu-kommission-verankert-open-access-in-europa/
Aber der Weg ist noch lang.
Nur über eine Implementierung von Forschungsinfrastruktur für OA können solche
Systeme eine Alternative sein. Gut ist - wie im Elsevier-Protest geschehen -
dass Wissenschaftler/innen das nun auch selber merken. Das Publiziermonopol
verschwindet definitiv durch die neuen technischen Möglichkeiten des
Selbstpublizierens über Webdienste. Das werden gute Verlage auch irgendwann zur
Kenntnis nehmen (müssen).
De Gruyter hat eine neue Strategie angekündigt. Mal sehen, oder nicht? Ich
halte es auch nicht für richtig, nicht mehr mit Verlagen zu reden.
Was das auf Bibliothekaren Rumhauen angeht, sei angemerkt, dass wir keine
Weihnachtsmänner sind und die Forderung "Alles ohne Kosten für Jeden jederorts
und zeitunabhängig zur Verfügung zu stellen", gerne in Wolke 7 abgegeben werden
darf. Wir haben Limits bzgl. Träger, Mittel etc. und täten gerne mehr.
Mit Gruß
Annette Kustos, M.A., M.A.-LIS
Leitung Hochschulbibliothek
Hochschule für Gesundheit
University of Applied Sciences
Universitätsstraße 105
44789 Bochum
Tel: +49 (0)234/77727-150
Mobil:
E-Mail: annette.kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx<mailto:annette.kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx>
Web: www.hs-gesundheit.de<http://www.hs-gesundheit.de>
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