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[InetBib] Wulf



Eigentlich hätte der Betreff Redundanz heißen müssen, aber bei "Causa
Wulf" ist das Interesse vermutlich größer ;-) Außerdem hat Hape Kerkeling
seinen Kommentar zur Bild-Wulf-Diskussion wohl zurückgezogen, so dass ich
denke, man sollte in Inetbib zwar nicht auf dem Niveau der Bild-Zeitung
und Lobbyisten diskutieren, aber auf dem der Informationsexperten.

Judikative und Legislative müssen sich langsam Gedanken darüber machen,
was sie dagegen unternehmen, dass die Bildzeitung seit Jahren an Einfluss
verliert und diese Entwicklung nun sogar damit zu stoppen versucht, in dem
sie das Amt  des Bundespräsidenten gezielt angreift. Schon aus der Causa
Köhler war ja bekannt, dass das Medieninteresse an dieser Thematik groß
ist. Es zwingt fast alle Staatsbürger (sowohl Befürworter als auch Gegner
von Wulf, damals Köhler) und auch die anderen Massenmedien dazu, diesen
Fall zu beobachten. Sie kommen kaum umhin auch immer stärker auf dem
bekanntlich kaum zu unterbietende Niveau der Bildzeitung mit zu
diskutieren. Wer dieses Niveau ablehnt, muss sich weitgehend zurückhalten.
Damit wird die allgemeine Stimmung immer eindeutiger. Seit Jahren wird in
der allgemeinen Presse mit immer mehr Bildern, den sinkenden
Auflagenzahlen entgegengewirkt und gleichzeitig nach mehr Bildung gerufen.
Das ist auch so ein Missverständnis auf dem Niveau der Bildzeitung:
Bildung durch viele Bilder. Da ist Humboldt etwas zu stark in
Vergessenheit geraten ;-) Dass die Onlinerevolution und insbesondere das
Internet an dieser Entwicklung sinkender Auflagenzahlen bedruckten Papiers
die Hauptursache trägt, ist schon vor Jahrzehnten vorhergesagt worden.
Dass Recht und Gesetz aber so weit hinter der realen Entwicklung hinterher
hinken, dass beim Internet teilweise von einem rechtsfreien Raum
gesprochen wird, und dass Judikative und Legislative mitten in der
wiederholten Jagd auf den Bundespräsidenten noch immer nicht begreifen,
worum es wirklich geht, zeigt, dass sie nicht die richtigen Berater(innen)
haben. Hier hat der Lobbyismus anstelle einer qualifizierten Beratung zu
viel an Einfluss gewonnen (auch wenn er noch nicht ganz italienische
Ausmaße angenommen hat). Die allgemeine Bevölkerung merkt natürlich nicht,
dass unter dem Deckmantel der Wahrheitssuche bei einem Staatsoberhaupt,
sich in erster Linie knallharte Lobbyarbeit für eine veraltete
Informations-, Medien- und Urheberrechtspolitik verbirgt. Man erinnere
sich an dieser Stelle auch an die Causa Guttenberg. Da regt sich alle Welt
(leider nicht unberechtigt) über Plagiarismus und Urherberrechtsverletzung
auf, während dieser Fall nie so bekannt hätte werden können, wenn nicht
alle von allen immer wieder abgeschrieben hätten.

Was alle Welt Information nennt, ist weit häufiger aber Redundanz, und
wenn man das nicht unterscheidet hat das schwerwiegende Folgen in
Pressefreiheit, Urheberrecht, Politik etc.

Die Massenmedien verbreiten auf verschiedenen Ebenen die gleiche Aussage
Millionenfach und behaupten dann, das sei die allgemeine Meinung. Und wer
da noch widerspricht, muss sehr vorsichtig sein, dass nicht ein
investigativer Journalist etwas findet, womit der Widersprechende ruiniert
werden kann. Warum hat "Hape Kerkeling" seinen Kommentar vom Netz
genommen? War er es überhaupt selbst? Die meisten Informationen sind
falsch (zumindest nicht ganz richtig), nur das wenige Wissen, das wir
haben, gibt uns die Chance die Spreu vom Weizen zu trennen.

Schon bei der Stasi wurde dokumentarisch betrachtet etwas interessantes
gemacht. Man sammelte von möglichst vielen Menschen möglichst viel, womit
sie bei Bedarf über die Massenmedien ruiniert werden konnten, und damit
hatte man die Macht die man brauchte. Diese Methode ist nicht neu und auch
heute noch weit verbreitet. Ein Besuch bei der früheren Stasi zeigt nur
den dokumentarische Perfektionsgrad der damaligen Zeit. Mit den heutigen
Computern sind bestimmte Dokumentationen da aber sehr viel weiter und
dürfen nicht in einen rechtsfreien Raum entweichen. Informationsfreiheit
kann kein Freibrief für geistige (oder international betrachtet auch
reale) Lynchjustiz über alte oder neue Massenmedien sein.

W. Umstätter

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