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Re: [InetBib] BID-Pressemitteilung: Bundespräsident a. D. Köhler erhält Karl-Preusker-Medaille 2011
- Date: Fri, 09 Sep 2011 19:56:29 +0200
- From: Ultrà Biblioteka <ub-info@xxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] BID-Pressemitteilung: Bundespräsident a. D. Köhler erhält Karl-Preusker-Medaille 2011
Sehr geehrte Frau Braß,
als Antwort auf Ihre Email würde ich meine folgenden Worte unter diese
Überschrift stellen:
(K)ein würdiger Preisträger?!
Ich halte die von Ihnen bekannt gegebene Auszeichnung schlichtweg für
einen Skandal oder besser gesagt die totale Bankrotterklärung des
Dachverbandes der Bibliotheks- und Informationsverbände, Bibliothek &
Information Deutschland (BID) e.V.
Ich zitiere mal, als (kurze) Begründung für meine Ansicht, aus einem
Aufsatz mit dem Titel „Horst Köhler: Scheitern nach oben“, verfasst von
Albrecht von Lucke und erschienen in „Blätter für deutsche und
internationale Politik“ (Ausgabe 5/2009):
"Horst Köhler steht höchstpersönlich für jene von ihm kritisierte
Selbstentmachtung der Politik zugunsten von Wirtschaft und Banken. In
den letzten 20 Jahren agierte er (als maßgeblicher Politiker oder
politischer Beamter) stets dort an verantwortlicher Stelle, wo der
neoliberale Zeitgeist wehte und die entscheidenden Weichen gestellt
wurden. Anders ausgedrückt: Seine kritischen Erkenntnisse kamen
regelmäßig zu spät. Auf diese Weise verbirgt sich hinter der
erstaunlichen Erfolgsgeschichte des Horst Köhler auch eine kleine
Geschichte der gescheiterten neoliberalen Deregulierungspolitik seit
1989." (Quelle: Albrecht von Lucke: Horst Köhler: Scheitern nach oben.
In: Blätter für deutsche und internationale Politik – Ausgabe 5/2009)
Der BID hingegen schreibt in der Begründung für die einstimmige
Entscheidung der Jury:
"Bundespräsident a. D. Köhler hat in Wort und Tat dazu beigetragen, die
öffentliche und politische Wertschätzung für Bibliotheken und
Informationseinrichtungen zu stärken […]" (Quelle: Presseerklärung BID)
Aus Sicht der Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes kann ich vielleicht
noch verstehen, warum man sich so eine Person als Preisträger gesucht
hat. Ich werde allerdings niemals verstehen, warum man eine Person, die
maßgeblich an den aktuellen Verwerfungen des Finanzsystems beteiligt war
und somit maßgeblich Verantwortung für die schwierige Haushaltslage der
Träger aller Arten von Bibliotheken trägt, als Förderer und positive
Figur für Bibliotheken und Informationseinrichtungen auszeichnen kann.
Persönlich würde ich den Dachverband der Bibliotheks- und
Informationsverbände, Bibliothek & Information Deutschland (BID) e.V.
dazu auffordern den Preis zurückzuziehen (was aber schon aus politischen
Gründen niemals stattfinden wird).
Der BID hat sich selbst und den Preis mit dieser Entscheidung nachhaltig
beschädigt und einmal mehr gezeigt, dass dort die persönliche
Wahrnehmung offensichtlich nicht einen Zentimeter über den Tellerrand
des eigenen Berufsstandes hinaus geht.
Schade um den Preis!
Donato Biblione
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